Die Frankfurter Kunsthalle Schirn zeigt eine wenig bekannte Seite des bekannten Malers Marc Chagall (1887–1985). Die Ausstellung Welt in Aufruhr konzentriert sich auf die 30er- und 40er-Jahre, in denen sich die farbenfrohe Palette des jüdischen Künstlers verdunkelte. Die Schau beginnt an diesem Freitag und ist bis zum 19. Februar 2023 zu sehen.
Chagall sei einer der bekanntesten, aber auch verkanntesten Künstler der Moderne, sagte der neue Direktor der Schirn, Sebastian Baden, am Donnerstag. Seine Bilder würden meist mit Begriffen wie fantastisch und poetisch beschrieben – die Ausstellung zeige nun aber, dass in seinen Werken auch viel Tragik und Verzweiflung stecke.
emigration Chagall wurde in Russland geboren, lebte aber die meiste Zeit seines fast 100-jährigen Lebens in Paris. 1941 emigrierte er aufgrund der Verfolgung durch die Nationalsozialisten in die USA, kehre nach dem Zweiten Weltkrieg aber nach Europa zurück. Die Ausstellung zeigt anhand von 60 Leihgaben aus aller Welt, wie die existenzielle Bedrohung durch die Nationalsozialisten seine Bilder veränderte. Außerdem werden Kostüme gezeigt, die Chagall in New York für zwei Ballett-Aufführungen entwarf.
Chagall habe »einige der eindrücklichsten Darstellungen zu den Themen Krieg, Flucht und Verfolgung der westlichen Kunstgeschichte« geschaffen, sagte Kuratorin Ilka Voermann. Mit der Ausstellung wolle die Schirn eine »Schieflage« in der Rezeption geraderücken. Der in sieben Kapitel gegliederte Rundgang beginnt beim Gemälde »Einsamkeit«, das 1933, dem Jahr der Machtergreifung, entstanden ist. Es zeigt einen Juden, der vor einer rauchenden Stadt schützend eine Torarolle hält.
motive Zu sehen sind darüber hinaus Motive aus Chagalls jüdischer Heimat in der heute belarussischen Stadt Witebsk, Liebespaare mit dem Modell seiner Frau Bella oder der Gekreuzigte als Symbol der verfolgten und hingerichteten Juden. Zu den bedeutenden Werken gehören Entwürfe und Kostüme für die Ballette »Aleko« (1942) und »Der Feuervogel« (1945) im US-amerikanischen Exil, außerdem das Schlüsselwerk »Der Engelsturz« aus dem Kunstmuseum Basel (1923/1933/1947).
Die Schau wurde in Kooperation mit dem Henie Onstad Kunstsenter in Oslo konzipiert, wo sie anschließend gezeigt wird. dpa/epd
Eine ausführliche Besprechung der Ausstellung lesen Sie in der kommenden Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen.