Das Ende der Schoa brachte für jüdische Überlebende längst keinen Frieden. Für sie blieb die Nachkriegszeit noch immer von Gewalt, Hunger, Flucht und Vertreibung geprägt.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland wirft nun einen genauen Blick auf diese Zeit und lädt hierfür zu dem dreitätigen Seminar »Von Transit und Trauma – Jüdische Erfahrungen in der Nachkriegszeit im Film« nach Wiesbaden ein. Vom 23. bis 25. November sollen dort filmische Zeugnisse vorgestellt und die Nachwirkungen jener Zeit auf die jüdische Gemeinschaft reflektiert werden.
Organisiert wurde das Seminar in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, die einen großen Teil des nationalen Filmerbes zwischen den Jahren 1890 bis in die 1960er verwahrt. Vertreten ist auch die Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF durch dessen Film- und Medienwissenschaftlerin Lea Wohl von Haselberg. Sie forscht unter anderem zur Repräsentation jüdischer Themen in Deutschland, zur jüdischen Filmgeschichte sowie audiovisuelle Erinnerungskulturen.
Programm Der erste Film, der auf dem dreitägigen Seminar zu sehen sein wird, ist »Lang ist der Weg«, der im anschließenden Gespräch mit der Historikerin Cilly Kugelmann analysiert wird. Erschienen im Jahr 1947, war es der erste deutsche Spielfilm der Nachkriegszeigt, der das Leben von Schoa-Überlebenden thematisierte. Regie führten damals Herbert B. Fredersdorf und Marek Goldstein. Bis heute blieb »Lang ist der Weg« der einzige in jiddischer Sprache produzierte Spielfilm aus Deutschland.
Besprochen wird auch der semidokumentarische Film »Die Gezeichneten« aus dem Jahr 1948, der allerdings erst 1961 in deutschen Kinos zu sehen war. Er erzählt von dem Schicksal vertriebener, jüdischer Kinder nach der Schoa. Das anschließende Gespräch führt die Filmwissenschaftlerin Dr. Imme Klages von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Weitere Filme, die auf der Tagung zu sehen sein werden, sind unter anderem das jiddische Dokudrama »The Illegals« (1947), »Morituri« (1948) und das 2021 erschienene Werk »The Lost Film of Nuremberg« (2021).
Gezeigt wird auch »Der Ruf« des ungarischen Regisseurs Josef von Báky, der die Geschichte eines jüdischen Professors erzählt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs emigrierte dieser zunächst in die USA und kehrte 15 Jahre später nach Deutschland zurück, wo er auf anhaltenden Judenhass, Schikane und Ablehnung trifft.
Doron Kiesel, wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung Zentralrats, lädt im Anschluss daran zum Gespräch ein.
Lesen Sie einen ausführlichen Bericht zum Thema in unserer Printausgabe vom 1. Dezember.