Sehen!

Die Mutter der Atombombe

Albert Einstein nannte sie »die deutsche Marie Curie«. Doch anders als ihre französische Forscherkollegin erhielt Lise Meitner (1878–1968) nie den Nobelpreis, den sie für ihre wissenschaftliche Arbeit verdient hätte. Arte widmet der jüdischen Atomphysikerin am Samstag, den 2. Februar, um 20.15 Uhr ein Porträt.

Lise Meitner promovierte 1906 als zweite Frau überhaupt an der Wiener Universität und ging nach Berlin zu Max Planck. Dort lernte sie mit Otto Hahn ihren Forschungspartner für die nächsten 30 Jahre kennen. In Preußen waren Frauen nicht an Universitäten zugelassen. Meitner arbeitete ohne Bezahlung in einem dunklen Verschlag. In der Weimarer Republik konnte sie sich durch ihre Grundlagenforschung in der Kernphysik weltweite Reputation erarbeiten.

exil Vom größten Triumph ihrer Karriere, der ersten erfolgreichen Kernspaltung, erfuhr sie 1938 allerdings nur per Brief von Otto Hahn im schwedischen Exil, in das sie unter abenteuerlichen Umständen kurz zuvor als Jüdin hatte fliehen müssen. Auch wenn Meitner selbst die Kernspaltung nicht durchführte, war es ihr Verdienst, die Beobachtungen Hahns unter der Zuhilfenahme von Einsteins Relativitätstheorie nachvollziehbar und damit nutzbar zu machen.

Aus dem Exil musste die überzeugte Pazifistin nicht nur mit ansehen, wie in Hiroshima und Nagasaki durch ihre Entdeckung Hunderttausende grausam starben, sondern auch wie Otto Hahn 1944 den Nobelpreis für Chemie bekam – für die Entdeckung der Kernspaltung, die ohne ihren Beitrag undenkbar gewesen wäre. Hahn erwähnte Meitner bei der Zeremonie mit keinem Wort.
Nach Deutschland kehrte Meitner nach 1945 nicht wieder zurück. Die Behandlung, die sie von ihrer einstigen Heimat und von ihren männlichen Kollegen erfahren hat, konnte sie bis zu ihrem Lebensende nicht überwinden. Sie engagierte sich bis zuletzt gegen Atomwaffen und starb 1968 in Cambridge. ja

»Lise Meitner – Die Mutter der Atombombe«. arte, Samstag, 2. Februar, 20.15 Uhr

Literatur

Die Heimatsuchende

Heute vor 50 Jahren starb Mascha Kaléko. Ihre Dichtung bleibt erschreckend aktuell

von Nicole Dreyfus  21.01.2025

Kulturkolumne

Gogol oder Döblin?

Warum die Liebe zur Literatur stärker ist als Hass auf ein Regime

von Eugen El  20.01.2025

Imanuels Interpreten (4)

Lalo Schifrin: Der Alleskönner

Das argentinische Genie komponiert alles – von Bossa Nova bis hin zu Sinfonien. Seine bekannteste Komposition dürfte die Filmmusik für »Mission Impossible« sein

von Imanuel Marcus  20.01.2025

Meinung

Wenn Freunde peinlich werden

Das Auswärtige Amt hat einem deutsch-israelischen Stand bei der Frankfurter Buchmesse eine Absage erteilt. Ein Armutszeugnis für Außenministerin Baerbock, findet unsere Redakteurin Ayala Goldmann

von Ayala Goldmann  20.01.2025

Kommentar

Bleibt stark, Emily, Romi und Doron!

Die drei jungen Frauen sind endlich in Israel. Emily Damari gab nach ihrer Freilassung ein Zeichen, das ihren Schmerz zeigt – aber viel mehr noch ihre Kraft

von Katrin Richter  19.01.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  19.01.2025

Meinung

Verrat an Frauen und an der Mitmenschlichkeit

Wie viele Fälle sadistischer Gewalt müssen noch nachgewiesen werden, damit die Welt endlich Mitgefühl mit den Opfern des 7. Oktober zeigen kann?

von Sarah Maria Sander  19.01.2025

Gedenkkultur

Virtuell zu Besuch bei Überlebenden des Holocaust

Es gibt immer weniger Schoa-Überlebende. Wie können ihre Erinnerungen weitergegeben werden? Ein neues Projekt setzt auf »Virtuelle Begegnungen«

von Michael Grau  19.01.2025

TV-Tipp

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Drama über einen jüdischen Belgier, der als angeblicher Perser in einem Konzentrationslager einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll

von Michael Ranze  19.01.2025