50 internationale Filmpreise, eine Golden-Globe-Nominierung und die Auszeichnung als bester fremdsprachiger Film bei den Oscars: Das polnische Drama Ida hat 2014 Zuschauer und Kritiker auf der ganzen Welt begeistert. Selten zuvor hatte man ein derart stilles, aber zugleich verstörendes Werk über Judenhass, Schuld und Fragen der Identität während der Zeit des Zweiten Weltkriegs gesehen. Nun wird der Film von Regisseur Pawel Pawlikowski (My Summer of Love) über eine junge katholische Nonne, die eigentlich Jüdin ist, erstmals im deutschen Fernsehen gezeigt.
In klarem Schwarz-Weiß erzählt Pawlikowski die Geschichte der 18-jährigen Polin Anna (Agata Trzebuchowska), die im Jahr 1962 vor dem wichtigsten Schritt ihres Lebens steht. Die hübsche Novizin möchte das ewige Gelübde ablegen und ihr Leben voll und ganz Gott widmen.
Prüfung Im Waisenhaus von Nonnen aufgezogen, war der Glaube über viele Jahre hinweg ihr einziger Halt und Trost, sodass dieser Weg für sie vorherbestimmt scheint. Doch bevor die junge Frau endgültig in den Konvent eintreten darf, verlangt ihr die Äbtissin ihres Klosters eine letzte Prüfung ab: Anna soll ihre Tante Wanda, ihre einzige noch lebende Verwandte, kennenlernen.
Als sie ihre Koffer packt, ahnt sie nicht, dass sie sich mit der Fahrt zu ihrer Tante zugleich auf eine Reise in die eigene Vergangenheit begibt, die ein Geheimnis bereithält. Denn eigentlich heißt Anna Ida und ist die Tochter eines jüdischen Ehepaares, das von den Nazis kurz vor dem Ende der NS-Zeit ermordet wurde. Bei ihrem ersten Treffen beäugt Wanda ihre Nichte, gekleidet in Nonnentracht, denn auch ebenso spöttisch wie liebevoll und eröffnet ihr, dass sie Jüdin ist.
Schließlich gehen die beiden gemeinsam auf Spurensuche nach Annas/Idas wahren Herkunft. Doch die Reise zum Grab ihrer Eltern wird für die junge Frau zu einer schwierigen Reise zum eigenen Selbst. Und irgendwann muss sie sich entscheiden – zwischen der Religion und ihrer neu gewonnenen Freiheit als Ida.
»Ida«, ARTE, Mittwoch, 5. Oktober, 20.15 Uhr