Es ist ein Déjà-vu. 36 Jahre hat es gedauert, nun ist Pete Mitchell zurück: der beste Kampfpilot aller Zeiten, ein instinktgeleiteter Macher, hart und weich zugleich, kein Teamplayer, ein »Maverick«, ein Individualist. Dass sein Comeback ihn nun zum Coach an ebenjener Militärflugschule namens »Top Gun« führt, an der er Goose, den besten Freund, verloren hat, treibt ihn um. Zumal ausgerechnet dessen Sohn Bradley zu dieser Elite-Truppe gehört.
Die neue Mission ist gefährlich, eigentlich unmöglich, doch machbar für einen wie Maverick. Bloß den verlässt mit Blick auf die Vergangenheit die Coolness. Die Erinnerung lauert an jeder Ecke. Aber er stellt sich, und das macht ihn zum Helden.
HOLLYWOOD-KARRIERE Für Tom Cruise schließt sich mit Top Gun: Maverick (Filmstart: 26. Mai) ein Kreis. 1986 stand er am Anfang seiner Hollywood-Karriere, wie Produzent Jerry Bruckheimer auch. Mit Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel starteten beide durch. Und auch Top Gun II lebt erneut von Tom Cruise, seinem jungenhaften Charme und der authentischen Herangehensweise, möglichst wenig auf digitalen Support zu setzen.
Das deckt sich mit Bruckheimers Idee. Wohl auch deshalb wollte Cruise den neuen Film nur mit Bruckheimer machen. »Als wir mit der Arbeit begannen, fühlte ich mich plötzlich wieder wie dieser wissbegierige Junge, der ich damals war«, bekennt Cruise. Wie der legendäre Produzent habe er nie etwas anderes machen wollen, als große Geschichten zu erzählen.
BIOGRAFIE Jerry Bruckheimers Geschichte beginnt in Detroit, Michigan, wo er als einziges Kind deutsch-jüdischer Immigranten 1943 geboren wird. Der Zweite Weltkrieg tobt, die Tötungsmaschinerie der Nazis arbeitet unerbittlich an der Auslöschung jüdischen Lebens in Europa. Jerrys Vater, der Kaufmann Ludwig Brückheimer, geboren 1904 in Eubigheim im Main-Tauber-Kreis, kam schon in den 20ern nach Amerika.
Rund zehn Jahre später verließ Jerrys Mutter Anna ihre Heimat. Gleichfalls 1904 geboren, war sie in Eiserfeld (bei Siegen) eines der 15 Kinder des jüdischen Metzgers Joseph Alexander. Anna folgte in den 30ern ihren Geschwistern, die ihr Glück in den USA suchten und auch fanden. Wie Willie und Erich, die Mitbegründer einer Wurstfabrik in Detroit, die bis heute besteht. Den Alexander-Brüdern gelang es, eine Einreiseerlaubnis für Anna zu erhalten. Kein leichtes Unterfangen. Eidesstattlich mussten sie versichern, für Anna zu sorgen, sollte sie weder Arbeit noch Ehemann finden.
KINOKNÜLLER Doch es findet sich Arbeit, es findet sich der Ehemann! Anna Alexander und Ludwig Bruckheimer, wie er sich in den USA nannte, heiraten am 16. August 1936 in Detroit. Sieben Jahre später kommt ihr Sohn zur Welt, Jerome Leon, und die Eltern sehen ihn künftig als Arzt oder Juristen. Doch Jerry will Filme machen, unbedingt. 1980 merkt Hollywood auf, dann geht die Karriere plötzlich steil – mit Flashdance, mit Beverly Hills Cop und eben mit Top Gun. Bruckheimer wird zum Garanten für Kinoknüller. Seinen Erfolg führt er auf das Arbeitsethos seiner Eltern zurück: »The harder you work, the luckier you get.«
Anna und Ludwig seien glücklich gewesen, Deutschland rechtzeitig haben verlassen zu können, so Bruckheimer. Etliche Verwandte – darunter zwei Schwestern des Vaters – überlebten die Schoa nicht. Jerrys Vater Ludwig starb im Dezember 1983, Anna Bruckheimer im Dezember 2008, mit 103 Jahren. Sie wurde auf dem Star of David Memorial Gardens Cemetery von North Lauderdale begraben. In Siegen im jüdischen Teil des Hermelsbacher Friedhofs findet sich eine der letzten sichtbaren Spuren ihres Vaters. Er starb am 27. Februar 1932 in Eiserfeld.