Musik

Dieser Jude schrieb Mariah Careys »All I Want for Christmas is You«

Mariah Carey Foto: picture alliance / Everett Collection

In der Weihnachtszeit ist es besser, weder in ein Einkaufszentrum zu gehen, noch das Radio anzumachen, wenn man das Lied »All I Want for Christmas is You« von Mariah Carey nicht mag. Der Weihnachtssong aus dem Jahr 1994 dominiert die Feiertagsmusik wie sonst nichts. Die vergangenen vier Jahre in Folge war das Lied die Nummer eins der Hot-100-Charts von Billboard.

»Dieser Song ist jetzt einfach Teil der Geschichte«, sagte der Komponist und Produzent David Foster. »Er ist Teil von Weihnachten. Wenn du jetzt an Weihnachten denkst, denkst du an den Song.«

Jedes Jahr endet am 1. November in den USA eine Pause für den Song. Dann postet Carey in den sozialen Medien, die Zeit sei wieder gekommen, um ihren Song zu spielen. »All I Want for Christmas is You« kann als Liebes- und Weihnachtssong betrachtet werden. In dem Lied singt Carey, es gehe ihr nur um eine Sache, eine Person.

»Das war mein Ziel, etwas Zeitloses zu machen«, sagte Carey vor kurzem in einem Interview der Sendung »Good Morning America«.

Sowohl was die Musik als auch den Liedtext angehe, habe der Song die Voraussetzungen für einen Erfolg erfüllt, sagte der Professor Joe Bennett vom Berklee College of Music. »Nach den meisten objektiven Kriterien« sei das Lied »der erfolgreichste Weihnachtssong aller Zeiten«.

Allerdings ist die Geschichte hinter »All I Want for Christmas is You« gar nicht so positiv. Die beiden Erfinder des Lieds, Carey und Walter Afanasieff, sind zerstritten. Afanasieff hat berichtet, dass er und Carey im Sommer 1994 in einem gemieteten Haus viel an dem Song gearbeitet hätten. Beide hatten bereits für die Carey-Alben »Emotions« und »Music Box« zusammengearbeitet. Er habe mit einem Klavier angefangen und Ideen für die Melodie hervorgebracht, Carey habe dann Liedtext vorgegeben, erzählte Afanasieff im vergangenen Jahr im Podcast »Hot Takes & Deep Dives with Jess Rothschild«. Später habe die Sängerin den Liedtext selbst fertiggestellt, er habe alle Instrumente aufgenommen.

Doch dann wurde die Situation kompliziert. Carey war damals mit dem Chef von Sony Music, Tommy Mottola, verheiratet. 1997 trennten sie sich, woraufhin auch ihre Beziehung zu Afanasieff scheiterte. Dieser arbeitete weiter für Mottola. Afanasieff berichtete, er und Carey hätten in mehr als 20 Jahren nur einmal miteinander geredet.

Carey gibt in ihren Erzählungen zum Entstehen des Songs zu verstehen, sie allein wäre für »All I Want for Christmas is You« verantwortlich gewesen. Bei »Good Morning America« sagte sie, sie habe »selbst daran gearbeitet«. Sie habe ein Keyboard benutzt und Wörter aufgeschrieben.

Afanasieff sagte dem Magazin »Variety« 1999, er müsse jedes Jahr in der Weihnachtszeit seine Rolle bei der Entstehung des Songs verteidigen, weil Menschen ihm nicht glaubten, dass er mitverantwortlich gewesen sei. Carey sei »diejenige, die den Song zu einem Hit gemacht hat und sie ist fantastisch«, sagte Afanasieff. »Aber sie teilt definitiv nicht die Anerkennung, wo Anerkennung fällig ist.«

Differenzen gibt es auch an anderer Stelle. Im November reichten die Songwriter Andy Stone und Troy Powers Klage gegen Carey und Afanasieff vor einem Gericht in Kalifornien ein. Sie forderten wegen »All I Want for Christmas is You« Schadenersatz in Höhe von 20 Millionen Dollar. Sie beschuldigten Carey und Afanasieff der Urheberrechtsverletzung und verwiesen auf ihren Country-Song mit dem gleichnamigen Titel »All I Want for Christmas is You« aus dem Jahr 1989.

Beide Lieder haben ein ähnliches Thema - der Wunsch nach einer Liebe. Bennett sagte, mit Blick auf die Musik gebe es aber keine Ähnlichkeiten. Das behandelte Thema sei nicht einzigartig. Bennett verwies auf den Song »You’re All I Want for Christmas« von Bing Crosby, »All I Want for Christmas is You« von Carla Thomas und »All I Want for Christmas, Dear, is You« von Buck Owens. »Das ist Unfug«, sagte Bennett.

Malerei

First Ladys der Abstraktion

Das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden zeigt farbenfrohe Bilder jüdischer Künstlerinnen

von Dorothee Baer-Bogenschütz  14.01.2025

Leipzig

»War is over« im Capa-Haus

Das Capa-Haus war nach jahrzehntelangem Verfall durch eine bürgerschaftliche Initiative wiederentdeckt und saniert worden

 14.01.2025

Debatte

»Zur freien Rede gehört auch, die Argumente zu hören, die man für falsch hält«

In einem Meinungsstück in der »Welt« machte Elon Musk Wahlwerbung für die AfD. Jetzt meldet sich der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner zu Wort

von Anna Ringle  13.01.2025

Krefeld

Gütliche Einigung über Campendonk-Gemälde

An der Einigung waren den Angaben nach die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), das Land NRW und die Kulturstiftung der Länder beteiligt

 13.01.2025

TV

Handgefertigte Erinnerung: Arte widmet Stolpersteinen eine Doku

Mehr als 100.000 Stolpersteine erinnern in 30 Ländern Europas an das Schicksal verfolgter Menschen im Zweiten Weltkrieg. Mit Entstehung und Zukunft des Kunstprojektes sowie dessen Hürden befasst sich ein Dokumentarfilm

von Wolfgang Wittenburg  13.01.2025

Mascha Kaléko

Großstadtdichterin mit sprühendem Witz

In den 20er-Jahren war Mascha Kaléko ein Star in Berlin. Die Nazis trieben sie ins Exil. Rund um ihren 50. Todestag erleben die Werke der jüdischen Dichterin eine Renaissance

von Christoph Arens  13.01.2025

Film

»Dude, wir sind Juden in einem Zug in Polen«

Bei den Oscar-Nominierungen darf man mit »A Real Pain« rechnen: Es handelt sich um eine Tragikomödie über das Erbe des Holocaust. Jesse Eisenberg und Kieran Culkin laufen zur Höchstform auf

von Lisa Forster  13.01.2025

Sehen!

»Shikun«

In Amos Gitais neuem Film bebt der geschichtsträchtige Beton zwischen gestern und heute

von Jens Balkenborg  12.01.2025

Omanut Zwillenberg-Förderpreis

Elianna Renner erhält Auszeichnung für jüdische Kunst

Die Schweizerin wird für ihre intensive Auseinandersetzung mit Geschichte, Biografie und Politik geehrt

 12.01.2025