Der Pianist Igor Levit hat aus seinen Hauskonzerten auch selbst Kraft geschöpft. »Ich bin kein Samariterverein. Dass mir im ersten Lockdown so viele Menschen zugehört haben, hat auch mich mental gehalten«, sagte Levit dem »RedaktionsNetzwerk Deutschland«.
HAUSKONZERTE Mit den Hauskonzerten auf Twitter erreichte der Pianist auch Menschen, die zuvor nie Zugang zur Klassik hatten. Levit lebt in Berlin und unterrichtet als Professor an der Musikhochschule in Hannover.
Zugleich sei 2020 für Levit das Jahr gewesen, in dem Kritiker ihn attackierten wie nie zuvor. »Die Härte hat ohne Zweifel zugenommen.« Zu antisemitisch gefärbter Kritik an ihm sagte Levit: »Es hat viel verändert, in meinem Verhältnis zwischen mir und meinem Land.«
RICHARD WAGNER Es sei legitim, seine Arbeit zu kritisieren: »Aber zu behaupten, ich sei ein Fake, ich täte bei allem, was ich tue, immer nur so, als ob – das ist nicht nur richtig heftig, das ist genau die Kritik, die Richard Wagner in seinem Aufsatz ›Das Judenthum in der Musik‹ über jüdische Komponistinnen und Komponisten formuliert: Nämlich, dass sie nur nachahmen und nicht selbst Kultur schaffen können.«
Für ihn sei klar: »Wer andere Menschen zu Menschen zweiter Klasse erklärt, hat mich zum Gegner – auf allen digitalen, analogen, verbalen, demokratisch legitimierten Kanälen«, sagte Levit weiter. epd