Die Verlegerin Friede Springer hat am Freitagvormittag in Potsdam die Moses Mendelssohn Medaille erhalten. Das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien ehrte die Witwe des Verlagsgründers Axel Springer unter anderem für ihr Engagement um die Annäherung von Juden und Deutschen und um die Festigung der Beziehungen zwischen Deutschland und Israel.
Rund 200 Gäste aus Politik, Medien und Gesellschaft – darunter der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Bild-Chefredakteur Kai Diekmann sowie Rabbiner Walter Homolka, Rektor des Abraham Geiger Kollegs – nahmen an der Verleihung im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte teil.
Der Historiker und Direktor des Moses Mendelssohn Zentrums, Julius H. Schoeps, würdigte in seiner Begrüßung Friede Springers Eintreten für den deutsch-jüdischen Dialog. Es sei Menschen wie ihr zu verdanken, »dass das Grundvertrauen der Juden in Deutschland wieder da ist und die viel zitierten Koffer mittlerweile nicht mehr gepackt sind, sondern auf dem Dachboden liegen«, betonte Schoeps. In diesem Sinne stehe Springer in der Tradition des Philosophen Moses Mendelssohn, »der in seinen Schriften nicht müde wurde, zu religiöser und kultureller Toleranz aufzurufen«.
verantwortung Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) hob hervor, dass die Verlegerin das Lebenswerk ihres 1985 verstorbenen Mannes nahtlos fortsetze. »Dass die Bundesrepublik sich nach wie vor der Verantwortung für den jüdischen Staat bewusst ist und sich auch weiterhin so stark für die Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen einsetzt – das ist auch Ihr Verdienst, liebe Frau Springer«, führte Kunst aus.
Der Publizist Henryk M. Broder lobte die Preisträgerin in seiner Laudatio: Sie sei »›a Mensch‹ – so würde man Sie auf Jiddisch beschreiben«, sagte er. Es könne kein größeres Kompliment geben. Sie tue Gutes, ohne darüber zu sprechen. »Und neben tausend anderen Gründen sind Sie mir auch deshalb so sympathisch, weil Sie nie in den bunten Blättern mit Klatschgeschichten auftauchen«, scherzte Broder. Für die Zukunft wünschte er sich: »Bleiben Sie, wie Sie sind, treten Sie als Verlegerin auch weiterhin für die Freiheit des Einzelnen, das Leistungsprinzip und für das Ja zum Leben ein!«
Freiheit Von Lob allerdings mochte Friede Springer in gewohnt norddeutscher Art nichts hören. Sie freue sich zwar über die Auszeichnung, doch beschäme sie der Preis auch ein wenig. »Das Eintreten für die Freiheit des Wortes, für die Annäherung der Deutschen an die Juden – ja ist das denn nicht eine Selbstverständlichkeit?«, fragte sie rhetorisch – und schloss mit einem Zitat Mendelssohns: »Nach Wahrheit forschen, Schönheit lieben, Gutes wollen, das Beste tun – das ist die Bestimmung des Menschen.«
Seit 1993 vergibt das Moses Mendelssohn Zentrum die Auszeichnung an Persönlichkeiten, die sich für für die Pflege der deutsch-jüdischen Beziehungen, Toleranz und Völkerverständigung und gegen Fremdenfeindlichkeit einsetzen. Bisherige Preisträger waren unter anderem die frühere Präsidentin des Zentralrates der Juden, Charlotte Knobloch, der Historiker Arno Lustiger sel. A. und die liberale Politikerin Hildegard Hamm-Brücher.
Lesen Sie die Laudatio Henryk M. Broders im Wortlaut:
prelive.juedische-allgemeine.de/article/view/id/13152