Auf einem Selbstporträt sieht man eine skeptisch blickende Frau im smaragdfarbenen, zart dekorierten Kleid, die braunen lockigen Haare zum Zopf gebunden. Ihre grünen »Katzenaugen« sollen magisch gewesen sein. Olga Costa (1913–1993) wurde in Leipzig geboren, in Mexiko fand die Künstlerin später ein neues Zuhause. Bis heute wird sie als eine der wesentlichen Vertreterinnen der mexikanischen Moderne verehrt, gefeiert und vor allem in Deutschland gerade wiederentdeckt. Das Museum der bildenden Künste in Leipzig zeigt derzeit die erste große Einzelausstellung in Europa.
Olga Costa wurde für ihre Kunst 1990 mit dem renommiertesten Preis Mexikos, dem Premio Nacional de Ciencias y Artes, ausgezeichnet. Die eher zurückhaltende Künstlerin war in vielen Kollektiven ihrer Zeit präsent, vor allem Frauen unterstützten einander, gründeten Galerien.
FAMILIENGESCHICHTE Geboren wurde Olga Costa 1913 in Leipzig. Ihre Eltern Ana und Jankel trugen den Namen Kostakowsky und stammten aus dem jüdischen Umfeld von Odessa. Ihr Vater, angehender Komponist und Violinist, wollte in Leipzig sein Können vertiefen. Zeitweise arbeitete er in Berlin für die UFA, unterstützte als überzeugter Sozialist die Münchner Räterepublik und wurde 1919 zum Tode verurteilt, aber nicht hingerichtet. 1925 reiste die Familie nach Veracruz aus.
Costa besuchte eine deutsche Schule, nahm Musikunterricht und entschied sich später für die Kunst. Wer vor ihren Bildern steht, sieht farbenprächtige Werke, eine Hommage an ihr neues Land, die Menschen, die Landschaften und mexikanische Frauen. Grün, Rot und Weiß – die Farben ihres neuen Landes – ziehen sich durch die Bilder, in denen viele kleine Botschaften, Details und Signets stecken.
Ihr bekanntestes Werk dürfte das großformatige »La vendedora de frutas« (Die Obstverkäuferin) sein. Zu sehen ist eine lächelnde Frau in rosa Pulli und blauer Arbeitsschürze inmitten liebevoll aufgeschnittener Dutzender Obstsorten, ein Schaufenster der Kultur und des Genusses. Inmitten all dieser Pracht steht diese Verkäuferin, eine indigene Frau. »Gleichzeitig ist sie eine selbstbewusste Frau, modern, berufstätig, sie steht nicht nur als Dekoration im Bild«, sagt Aurelia Rager, kuratorische Volontärin im Museum.
FEMINISMUS Überhaupt ist es der feministische Blick, der hier geschult wird. »Dialoge mit der mexikanischen Moderne«, heißt der Untertitel der Ausstellung. Und so sind Bilder von Zeitgenossinnen Olga Costas zu sehen: Frida Kahlo, Celia Calderón und Angelina Beloff.
Mit vielen hat sie in Künstlerkollektiven gearbeitet, ihr Glück – künstlerisch und privat – fand sie mit dem mexikanischen Maler José Chávez Morado. Die Ehe blieb kinderlos, das Paar gründete ein kleines Museum und lebte zurückgezogen auf dem Land. Es entstanden Landschaftsbilder, große Wandmosaike und immer wieder Szenen des Alltags aus dem mexikanischen Leben. Überliefert ist, dass beide nochmals nach Odessa reisten – auf der Suche nach den Spuren ihrer Vorfahren.
Während Olga Costa heute zu den bedeutendsten Vertreterinnen der mexikanischen Moderne zählt, gelang es ihrem Vater, als Musiker und Komponist zu arbeiten. Auch seine Werke werden derzeit wiederentdeckt. Ebenso die Arbeit von Olgas Schwester Lya, die Schriftstellerin wurde.
Die Ausstellung ist noch bis 26. März im Museum der bildenden Künste in Leipzig zu sehen.