Das Tagebuch der Anne Frank zählt zu den meistgelesenen Zeugnissen der Schoa. Die Aufzeichnungen aus dem Versteck in einem Amsterdamer Hinterhaus sind weltweit in Millionenauflage erschienen, wurden verfilmt und gehören in vielen Ländern zur schulischen Pflichtlektüre. Den Namen Anne Frank kennt praktisch alle Welt.
Doch wer hat schon von Edith Velmans-van Hessen, Petr Ginz, Etty Hillesum und Hélène Berr gehört? Auch sie waren junge Juden, die während des Holocausts Tagebuch führten. Renate Maurer stellt sie und ihre Aufzeichnungen am Freitag, den 8. August, um 19.30 Uhr in Deutschlandradio Kultur vor.
täglicher Horror Het verhaal van Edith, Ediths Geschichte, erschien 1997. Edith Velmans-van Hessen, geboren 1925 in Den Haag berichtet dort vom Alltag mit dem gelben Stern am Mantel. Ihre Mutter und Großmutter werden deportiert, sie selbst kann untertauchen und überlebt.
So viel Glück hatte Petr Ginz nicht. Der 14-jährige Prager führte ab August 1941 Tagebuch. Nüchtern und lakonisch berichtet er vom alltäglichen Horror, von Prügeln, Erschießungen, Deportationen. Im September 1942 endet das Tagebuch. Petr Ginz wird nach Theresienstadt deportiert, von dort später nach Auschwitz, wo er 1944 ermordet wird.
Esther »Etty« Hillesum, 1914 in Middleburg geboren, schrieb von März 1941 bis September 1942 in winziger Schrift neun Schreibhefte mit selbstanalytischen Beobachtungen voll, frei von jeder Illusion darüber, was ihr und den anderen niederländischen Juden bevorstand. Sie wurde 1943 in Auschwitz vergast.
In Paris führt die Studentin Hélène Berr ab April 1942 Tagebuch über Razzien und Deportationen, aber auch über ihre erste große Liebe. 1944 wird sie verhaftet und nach Bergen-Belsen deportiert, wo sie kurz vor der Befreiung an Typhus stirbt – wie Anne Frank. 63 Jahre später, 2008, sind ihre Aufzeichnungen als Buch erschienen. ja
»So tragisch, so literarisch wie bei Anne Frank«. Deutschlandradio Kultur, Freitag, 8. August, 19.30 Uhr