Das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 öffnet zur Feier seines 75-jährigen Bestehens am 5. Dezember die erweiterte Dauerausstellung »Exil. Erfahrung und Zeugnis«. Die Schau beleuchtet anhand von Nachlassstücken die Flucht von deutschen Künstlern, Schriftstellern und Wissenschaftlern vor den Nationalsozialisten und ihren Kampf für eine neue Existenz im Ausland. Neu seien bewegende Exponate von Kindern, die ihre Familie und Heimat mit einem Kindertransport verlassen mussten, sagte die Leiterin des Archivs, Sylvia Asmus, am Donnerstag in Frankfurt am Main. Der Einfluss von Exilierten auf ihre Zufluchtsländer werde näher beleuchtet. Die beispielhaft geschilderten Biografien würden auf neun erhöht.
Zwei neue Kunstinstallationen bieten nach Asmus‹ Angaben emotionale Zugänge zum Thema. Hinter dem Eingang zur Ausstellung können Besucherinnen und Besucher ein nachgebautes Zugabteil betreten, in dem eine Collage aus Ton, Licht und Film durch das Theaterkollektiv »Auricle« den Roman »Der Reisende« von Ulrich Alexander Boschwitz inszeniert. Die Besucher erlebten die Flucht des jüdischen Kaufmanns Otto Silbermann vor den Nationalsozialisten mit. Das Typoskript des Romans ist in der Ausstellung zu sehen.
Gegenwärtige Exilerfahrungen sind Gegenstand der interaktiven Installation »Was bleibt« des deutsch-israelischen Künstlerduos Yael Reuveny und Clemens Walter. In einer Komposition von Bildern und Klängen spiegelten sich Erinnerungen von Künstlerinnen und Künstlern, die in ihrer Heimat unterdrückt und verfolgt wurden. Zu ihnen gehören der chinesische Schriftsteller und Musiker Liao Yiwu, die belarussische Schriftstellerin und Linguistin Volha Hapeyeva und die eritreische Schriftstellerin Yirgalem Fisseha Mebrahtu.
Filme erhalten einen breiteren Raum in der erweiterten Ausstellung. Großformatige Videointerviews geben Menschen eine Stimme, deren Familiengeschichte vom Exil geprägt wurde. Unter diesen sind der Schriftsteller und Psychologe Frido Mann, ein Enkel Thomas Manns, Konstanza Prinzessin zu Löwenstein und der türkische Journalist Can Dündar. Eine interaktive Station rege Besucher zu eigenen Äußerungen an. Kurzfilme geben Einblicke in die Zusammenarbeit des Exilarchivs mit Zeitzeugen.