Präsidiumsmitglieder der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) wollen an diesem Dienstag die von zahlreichen Antisemitismusskandalen überschattete documenta fifteen in Kassel besuchen.
»Unseren Besuch verbinden wir mit dem Protest gegen den Dammbruch, den es in der Geschichte des Nachkriegsantisemitismus bei der documenta gegeben hat«, sagte DIG-Präsident Volker Beck am Sonntag. Er will zusammen mit dem Präsidiumsmitglied Constantin Ganß nach Kassel kommen. »Bislang wurde auf Antisemitismusskandale im Post-Schoa-Deutschland mit Ächtung des Antisemitismus reagiert.« Dies bleibe nun aus. Es geschehe faktisch nichts.
Bereits seit Monaten gibt es etliche Antisemitismus-Vorfälle auf der documenta. Im Januar waren erste Stimmen laut geworden, die dem Kuratoren-Kollektiv Ruangrupa und einigen eingeladenen Künstlern eine Nähe zur antisemitischen Boykottbewegung BDS vorwarfen. Jüdische Künstler aus Israel wurden bewusst gar nicht erst nicht eingeladen.
Kurz nach der Eröffnung der Ausstellung Mitte Juni war dann ein Banner mit judenfeindlichen Motiven entdeckt und abgebaut worden. Um den Eklat aufzuarbeiten, soll die Schau in den kommenden Monaten von sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern begleitet werden.
Die Generaldirektorin der documenta, Sabine Schormann, hatte vor einigen Wochen ihr Amt niedergelegt. Sie zog damit Konsequenzen aus den Antisemitismus-Eklats auf der diesjährigen Schau. dpa/ja