Diese Kino-Szenen bleiben in Erinnerung: Ein Kreuzfahrtschiff schaukelt im Sturm, den vornehm-reichen Passagieren wird schlecht, sie übergeben sich. Nein, man muss sagen: Sie kotzen. Mittendrin eine abgehobene Unternehmergattin - herrlich gespielt von Sunnyi Melles.
In der Satire »Triangle of Sadness« des schwedischen Filmemachers Ruben Östlund (49) hatte sie einen »sensationellen Auftritt«, wie die »Süddeutsche Zeitung« schrieb. Oft sind es genau diese kapriziösen, überkandidelten Damen, die die Jüdin Sunnyi Melles spielt - mit Erfolg und mit charmant-humorvoller Grandezza. Am 7. Oktober wird die Wahl-Münchnerin 65 Jahre alt.
Superstar Pitt Bei der Filmpremiere in Cannes habe es für die Kotz-Orgie Szenen-Applaus gegeben, erzählte Melles der Zeitung. »Da haben 2300 Menschen applaudiert, so etwas habe ich noch nie erlebt. Und danach haben mich viele Zuschauer angesprochen, die mich vorher alle nicht kannten, und die sahen mich ganz verliebt an.« Auch in Hollywood erregte sie Aufmerksamkeit: Drei Oscar-Nominierungen erhielt »Triangle of Sadness«, und Superstar Brad Pitt prägte sich Sunnyi Melles offenbar gut ein.
Denn, so erzählte sie im März bei »Verstehen sie Spaß?«, als sie bei der »Cesar«-Filmpreisgala in Paris in einer Warteschlange gestanden habe, sei sie plötzlich von Brad Pitt angesprochen worden. »Ich kenne Sie«, habe er gesagt. Und weiter: Zweimal habe er den Film gesehen und: »Sie waren fantastisch!« Danach gab es noch ein Selfie mit dem Superstar, das Sunnyi Melles auf Instagram postete.
Dass die Filmszene - bei der sie fast nackt im Bad in Erbrochenem herumrutschte - so gut geklappt habe, habe sie auch Regisseur Östlund und Kameramann Fredrik Wenzel zu verdanken, erzählte Melles in der SZ weiter: »Sie stellen einen nicht bloß. Man entblößt sich, liefert sich aus, das ja, das unbedingt, aber man weiß sich in einem sicheren Rahmen. Wir haben die Szene sicher 25-Mal gedreht. Es war eng, ich hab‹ mich überall angestoßen, es kam auch niemand von der Maske, um mich abzupudern. Aber ich hatte größtes Vertrauen.«
Erste Versuche Im deutschsprachigen Raum hat sich Sunnyi Melles seit vielen Jahren einen Namen gemacht, auf der Bühne und vor der Kamera. Schon als Kind und als Jugendliche wagte sie in Basel erste Versuche als Schauspielerin. Denn aufgewachsen ist die gebürtige Luxemburgerin mit ungarischen Wurzeln in der Schweiz. Sie stammt aus einer Künstlerfamilie.
Ihr Vater, der Musikprofessor und Dirigent Carl Melles, verließ die Familie, als sie drei Jahre alt war. Ihre Mutter Judith Melles war Schauspielerin. Offensichtlich fällt der Apfel wirklich nicht weit vom Stamm. 1956, zwei Jahre vor Sunnyi Melles’ Geburt, waren ihre Eltern aus Ungarn nach Luxemburg geflohen.
Nach dem Besuch der Otto-Falckenberg-Schule in München ging sie dann an die Münchner Kammerspiele, wo sie vor allem mit Regisseur Dieter Dorn zusammenarbeitete. Es folgten Engagements bei den Salzburger Festspielen als Buhlschaft im »Jedermann« sowie am Bayerischen Staatsschauspiel in München und am Wiener Burgtheater.
»Hanni und Nanni« Im Fernsehen und im Kino war sie in unterschiedlichsten Genres zu sehen - von »Derrick« und »Siska« über »Buddenbrooks«, »Effi Briest«, »Hanni und Nanni«, »Das Adlon«, »Narziß und Goldmund« bis zum »Tatort«.
Verheiratet ist Melles mit Peter Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Sayn. Das Paar hat zwei Kinder, mit denen sich die stets in Schwarz oder Pink gekleidete Schauspielerin ab und an auf dem roten Teppich zeigt. Am Samstag feiert sie Geburtstag. Ein Interview aus diesem Anlass wollte sie auf Anfrage nicht geben. (mit ja)