Finale

Der Rest der Welt

Gut, wir haben uns entschieden: Unsere Tochter wird ab Herbst eine öffentliche Schule besuchen. Meine Frau und ich haben viele Jahre um diese Entscheidung gerungen. Eigentlich gibt es in Zürich eine streng orthodoxe Mädchenschule. Aber wir haben nachgedacht: Bei uns im Wohnzimmer steht ein Fernseher, im Arbeitszimmer sind zwei Computer mit Internetanschluss, und im Bücherregal befindet sich leider nicht nur der Talmud.

Das ist wenig kompatibel mit der Denkrichtung dieser ultrafrommen Schule. Dann gibt es noch die Privatschule »Noam«. Da wir nicht so geübt sind im Hantieren großer Zahlen, mussten wir den Taschenrechner zuhilfe nehmen. Die ersten sechs Schuljahre dort kosten mehr als 100.000 Franken. Das ist ziemlich viel Geld. Dafür bekommt man einen Porsche Cayenne. Zudem lernt man an dieser teuren Schule außer Iwrit nicht viel über die jüdische Religion.

Vertrauen Wichtiger aber ist für uns die Entscheidung, dass wir in der Schweiz leben und nicht in Israel. Und wer seine Kinder nicht in eine Volksschule schickt, der hat ein großes Vertrauensproblem mit seinem Land. Das ist so, als würde ich meine Frau fragen, ob sie vor dem Kochen wirklich ihre Hände gewaschen hat.

Gut, also, wir haben uns entschieden. Was jedoch folgte, war ein Aufstand, den ich noch nie erlebt habe. Fremde Menschen entsetzen sich, dass wir unsere Tochter in eine gojische Schule schicken wollen. Viele Juden werfen mir vor, ich würde fahrlässig mit dem Leben meiner Tochter umgehen. An städtischen Schulen, so das kolportierte Bild, sind zehnjährige Mädchen bereits zum zweiten Mal schwanger und die gleichaltrigen Jungs nur am Kiffen, Messerstechen und Rülpsen. Sogar die Frau eines Rabbiners ist mir diese Woche nachgelaufen und hat angefangen zu weinen. Ob ich denn nicht wisse, wie sittlich verdorben die Kinder an städtischen Schulen sind. Ich versuchte, die heilige Frau zu beruhigen. Es gelang mir aber nicht.

Eltern Gut, also, na! Wir werden eine fähige Religionslehrerin suchen, die unserer Tochter die Grundlagen des Judentums beibringt. Wichtiger aber ist unsere Position als Eltern. Wir haben uns vorgenommen, die positiven Werte des Judentums wieder stärker zu betonen. Noch vor einer Woche habe ich am Freitagabend das Tischgebet in Unterhose verrichtet. Das soll nie wieder geschehen. Auch an meinem Morgengebet muss ich feilen. Ich darf nicht mehr in der Vollmontur – bestehend aus Tefillin und Tallit – vor dem Computer sitzen und auswendig die Gebete runterrasseln.

Wenn uns das gelingt, dann machen wir eigentlich nur das, was in der Tora geschrieben steht. Dass nämlich die Eltern für das Heranwachsen ihrer Kinder verantwortlich sind – und nicht eine Schule. Und mag sie noch so superfromm und superteuer sein.

Bochum

Gil Ofarim kündigt Konzert an

Gerade erst zeigte er sich geläutert - nun kündigt er neue Pläne an

 22.11.2024

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024

Saarbrücken

Moderne Galerie zeigt Illustrationen von Marc Chagall

Die Schau »Marc Chagall. Die heilige Schrift« ist bis zum 25. April 2025 zu sehen

 21.11.2024

Fußball

Neuer wackelt: Plötzliche Chance für Peretz im Bayern-Tor?

Manuel Neuer plagt »ein Stechen im Rippenbereich« und Sven Ulrteich fällt vorerst aus persönlichen Gründen aus

 21.11.2024

Gut besucht: die Konferenz in Berlin

Zionismus-Tagung

Vom Recht auf einen souveränen Staat

In Berlin diskutieren Referenten und Teilnehmer aus Deutschland und Israel verschiedene Aspekte

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Veranstaltungen

Sehen. Hören. Hingehen.

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 21. November bis zum 28. November

 21.11.2024

Liedermacher

Wolf Biermann: Ein gutes Lied ist zeitlos gut

Er irre sich zuweilen, gehöre habe nicht zu den »irrsten Irrern«, sagt der Liedermacher

 21.11.2024

Nachruf

Meister des Figurativen

Mit Frank Auerbach hat die Welt einen der bedeutendsten Künstler der Nachkriegsmoderne verloren

von Sebastian C. Strenger  21.11.2024

Berlin

Ausstellung zu Nan Goldin: Gaza-Haltung sorgt für Streit

Eine Ausstellung würdigt das Lebenswerk der Künstlerin. Vor der Eröffnung entbrennt eine Debatte

von Sabrina Szameitat  21.11.2024