Finale

Der Rest der Welt

Neulich saß ich mit einer alten Freundin im Barcomi’s, meinem Stammcafé in Berlin-Kreuzberg. Eigentlich wollten wir uns, passend zu Schawuot, den Bauch mit New York Cheesecake vollschlagen und über Männer reden. Doch dann schockierte sie mich – meine Freundin arbeitet für eine jüdische Firma, deren Namen ich hier nicht nennen möchte – mit anderen Interna: Sie ist der Meinung, dass ihre Organisation ohne die nichtjüdischen Mitarbeiter längst zusammengebrochen wäre, weil die jüdischen Neurotiker ohne stabilisierendes Korrektiv das Betriebsklima komplett ruiniert hätten.

Ich fand die Theorie ein bisschen extrem. Aber meine Freundin wies mir nach, dass sie nicht ganz falsch sein kann. Schon vor mehr als 50 Jahren hätten US-Psychiater gezeigt, dass es unter Juden zweimal mehr Neurotiker gebe als unter Katholiken und Protestanten. In ihrer Firma, sagte meine Freundin, arbeiteten drei Typen jüdischer Neurotiker.

verfolgungswahn Typ I, der Paranoiker: In einer jüdischen Umgebung wäre der Mann verloren – schon bald, meint meine Freundin, hätte er triftige Gründe für seinen Verfolgungswahn (die Liberalen, die Orthodoxen, die Aschkenasim, der Gemeindevorstand) gefunden und sich in die Arbeitsunfähigkeit geflüchtet. Bei nichtjüdischen deutschen Kollegen stoße der Paranoiker dagegen auf Mitgefühl und Empathie. »Wer möchte einem Juden hierzulande schon das Gefühl vermitteln, verfolgt zu werden?«, fragt meine Freundin. Hartnäckige Freundlichkeit und regelmäßige Einladungen zum Mittagessen hätten sowohl den Mann als auch das Team stabilisiert.

Typ II, der Narzisst: »Du kennst diese Männer, sie wollen ständig bewundert und gelobt werden«, sagt meine Freundin. Würden jüdische Narzissten nicht pausenlos gehätschelt, seien sie chronisch gekränkt und unproduktiv. »Was meinst du, was los ist, wenn mehrere solcher Typen aufeinandertreffen?«, hakt sie nach: »Unsere Firma wäre längst pleite!« Zum Glück gebe es unter Nichtjuden nur halb so viele Narzissten. Unter nichtjüdischen Frauen – die ihre Firma aus diesem Grund bevorzugt einstelle – so gut wie gar keine!

briefbeschwerer Typ III, die Cholerikerin: Im Grunde ihres Herzens ein guter Mensch, sei sie extremen Stimmungsschwankungen unterworfen. Gerade noch fröhlich und redselig ohne Ende, könne eine einzige kritische Bemerkung oder E-Mail sie so aus der Bahn werfen, dass sie handgreiflich werde. »Trifft der Briefbeschwerer den Kopf eines jüdischen Kollegen, wirft der zurück – oder rennt sofort zum Anwalt«, erzählt meine Freundin. Nichtjüdische Kollegen dagegen neigten dazu, den Ausbruch der Cholerikerin mit deren Familiengeschichte zu erklären, die Entschuldigung der Angreiferin – der sofort nach ihrem Ausbruch alles schrecklich leidtue – anzunehmen und sie zu Bier und koscherem Eisbein einzuladen.

»Echte Masochisten«, sage ich. »Wie unsere Männer«, ergänzt meine Freundin und bestellt sich ein letztes Stück Käsekuchen. Zum Glück versteht sie weniger von Beziehungen als von ihrer Arbeit. Wäre mein Mann Masochist, hätte er sie geheiratet – nicht mich!

Glosse

Der Rest der Welt

Minimalistisch oder altersgerecht: in Worten fünfundvierzig

von Katrin Richter  23.02.2025

Aufgegabelt

Gulasch mit Paprika und Kartoffeln

Rezepte und Leckeres

von Ruth Raber  23.02.2025

Berlinale-Preisverleihung

Ohne Israelhass geht es nicht

Der gute Wille war da bei der neuen Festivalleitung, doch auch bei der Verleihung der Bären am Samstagabend kam es zu anti-israelischen Aussetzern

von Sophie Albers Ben Chamo  22.02.2025

Berlin

Berlinale gedenkt Opfers des Angriffs am Holocaust-Mahnmal

Am Vorabend wurde ein spanischer Tourist von einem syrischen Flüchtling, der Juden töten wollte, mit einem Messer angegriffen

 22.02.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 20. Februar bis zum 27. Februar

 21.02.2025

Berlinale

»Das verdient kein öffentliches Geld«

Der Berliner CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hat seine Karte für die Abschlussgala zerrissen – und will die Förderung für das Filmfestival streichen

von Ayala Goldmann  21.02.2025

Bayern

NS-Raubkunst: Zentralrat fordert schnelle Aufklärung

Der Zentralrat der Juden verlangt von den Verantwortlichen im Freistaat, die in der »Süddeutschen Zeitung« erhobenen Vorwürfe schnell zu klären

 20.02.2025

Kolumne

Unentschlossen vor der Wahl? Sie sind in guter Gesellschaft – mit Maimonides

Der jüdische Weise befasste sich mit der Frage: Sollten wir als Kopfmenschen mit all unserem Wissen auch bei Lebensentscheidendem dem Instinkt vertrauen?

von Maria Ossowski  20.02.2025

Berlin

Eine krasse Show hinlegen

Noah Levi trat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. In die nächste Runde kam er nicht, seinen Weg geht er trotzdem

von Helmut Kuhn  20.02.2025