In jedem Sommer wird Brüssel von Touristen überschwemmt. Sie kommen von überallher, auf einer schmierigen Brüsseler Rolltreppe entsteigen sie dann der versifften Brüsseler U-Bahn, blinzeln auf dem Bahnhofsvorplatz ins Sonnenlicht, um sich dann wie konfuse Ameisen in alle Himmelsrichtungen zu verteilen.
Die einen trappeln Richtung Rue de la Montagne, und ich möchte ihnen zurufen: Nein, gehen Sie nicht dorthin! Die ganze Ecke dort riecht nach Pipi und wird von einigen sehr düsteren Gestalten mit Bierdosen in der Hand bevölkert. Die anderen Touristen wenden sich zur Rue des Colonies, und auch ihnen möchte ich zurufen: Biegen Sie nicht links ab! Das ist ein beliebter Drogen-Umschlagplatz! Aber auch in die andere Richtung sollten Sie lieber nicht gehen, da werden öfter Leute zusammengeschlagen oder zumindest beklaut.
Wissen Sie denn nicht: Brüssel ist die europäische Nummer eins der Kleinkriminalität? Diese Stadt hat ein Verkehrsproblem, ein Drogen-, Abwasser- und Müllproblem, kurz, sie steht kurz vor dem Kollaps! Schnell! Drehen Sie um, steigen Sie zurück in den Zug und fahren Sie irgendwo anders hin! Zum Beispiel sollen doch Gent oder Brügge oder Amsterdam auch sehr hübsch sein? Na? Nur ein Tipp.
Aber es hilft nichts, die Touristen strömen weiterhin jedes Jahr in dieses traurige, übel riechende Loch, ich weiß nicht, warum. Haben die kein Internet, um vor ihrem Urlaub bereits zu googeln, wo man besser nicht hinfahren sollte? Online gibt es doch jede Menge Chatforen zum Thema: »Most Hated European City«, und Brüssel ist jedes Mal unter den Top 3.
Manchmal bin ich froh, dass die kostbarsten Touri-Infos eben nicht im Internet stehen und man die echten Urlaubs-Perlen wirklich nur durch Zufall entdecken kann.
Aber gut. Manchmal bin ich froh, dass die kostbarsten Touri-Infos eben nicht im Internet stehen und man die echten Urlaubs-Perlen wirklich nur durch Zufall entdecken kann. Hier gleich mal ein Beispiel. Meine Freundin Tamara hatte neulich richtig Krach mit ihrem Mann, es ging wieder einmal um das Thema »Geldanlage«. Tamara wollte die Kohle gern in zwei hübsche, ideal nebeneinander gelegene Grabstätten auf dem Skopusberg investieren.
Ihrem Mann schwebte aber eher ein Alterswohnsitz an der holländischen Küste vor. Er hatte auch schon etwas gefunden: ein Designer-Häuschen in einer exklusiven Wohnsiedlung samt Hotel in einem geheimen Fischerdorf in Zeeland, direkt neben einem Vogelschutzgebiet gelegen und nur über einen schmalen Deich erreichbar. Sie können sich bestimmt denken, wer diesen Kampf gewonnen hat.
Neulich sind wir vorbeigefahren, um uns besagtes Häuschen samt Fischerdorf aus der Nähe anzuschauen, und wir merkten, dass es sich hier um eine echte Perle handelt: knallblaues, sauberes Wasser, wunderbarer Strand, man kann an der Hotelrezeption Fahrräder ausleihen und dann am Meer entlang radeln, sich zwischendurch einfach zum Abkühlen in die Fluten werfen und im Badeanzug weiterradeln.
Nur 45 Minuten von Antwerpen entfernt, und man ist völlig allein und inkognito! Wie das zauberhafte Kaff heißt, wollen Sie wissen? Sorry, streng geheim! Aber ich verweise Sie freundlich auf das Chatforum zum Thema »unentdeckte Touri-Perlen rund um Antwerpen, wo man bestimmt keine Bekannten trifft«.