Finale

Der Rest der Welt

Dresscode: formell. Cocktailkleider und Smokings. Oliven, die sachte in Martini-Gläsern trudeln, vielleicht bunte Lampions in Bonbonfarben auf der Terrasse, Lachshäppchen, After-Dinner-Jazz ... ein gaaaanz tief ausgeschnittenes Abendkleid in Petrolblau, in dem ich, fünf Kilo leichter, grazil übers Parkett gleite. Das ist mein 40. Geburtstag!

Zumindest in meinen Tagträumen. Eine Party nur für Erwachsene. Sophisticated. Sexy. Stilvoll. Jawoll, das habe ich mir verdient. Jetzt muss ich nur noch meine drei Gören für den Abend ruhig stellen oder ganz loswerden (Pyjamaparty bei Omi!) und dafür sorgen, dass die Gäste ebenfalls ihre Rangen zu Hause lassen, statt wie jedes Mal mit der gesamten Großfamile aufzukreuzen und stundenlang Sofa und Fernseher zu blockieren.

tupperware Auch wird diesmal niemand mit Tupperware-Behältern anrücken und mein kaltes Buffet abgrasen, meine Schwiegermutter wird nicht anwesend sein und meine Kochkünste miesmachen. Und ich werde irgendwen einladen, der sich mit Photoshop auskennt und hinterher meine Geburtstagsfotos retuschiert, sodass ich ein paar Jahre jünger aussehe. Perfekt! Jetzt nur noch einen Caterer und einen Putztrupp bestellen – und fünf Kilo abnehmen.

Als ich am nächsten Morgen in der Manteltasche meines Göttergatten nach seiner Kreditkarte fische, um schon mal einige Party-Einkäufe zu tätigen, fällt mir ein Bündel rosa Flyer entgegen: »Margalit’s 40th birthday surprise party!!!« steht darauf. Ich schlucke gerührt und stopfe das Plastikding hastig an seinen Platz zurück. Ich kann mich anscheinend ganz entspannt zurücklehnen und meinem Geburtstag entgegendämmern.

Das Datum rückt heran, am Vortag habe ich total viel zu tun, Alain hat mir eine ellenlange Einkaufsliste in die Hand gedrückt: Hundeshampoo, neues Flusensieb, DVD-Kratzer-Reparatur-Gel ... Wo kriegt man das alles bloß? Völlig erschöpft taumele ich nach stundenlanger Odyssee zurück nach Hause. Hier empfängt mich gähnende Leere. Niemand da. Nur auf dem Sofa liegt ein einsamer Strejml. Ein Strejml?

konfetti Als ich ihn aufheben will, springt ein Typ mit einem Klezmer juchzend hinter dem Sofa hervor, ihm folgt eine chassidische Tanztruppe, die, jiddische Weisen trällernd, durch meine Wohnung hopst. Aus der Küche strömen gleichzeitig sämtliche kleinen Freunde meiner drei Kinder, allesamt mit Tröten, Partyhüten und Konfetti ausgerüstet.

Wie von Zauberhand erscheint sodann ein Partybuffet auf Rollen, mit rosa glasierten Barbie-Muffins, Zuckerwatte und literweise Erdbeerlimo. Bunte Luftballons steigen zur Decke, die Kinder knödeln qualvoll »Happy Birthday«, und Alain spielt, vor mir kniend und mit einer roten Rose zwischen den Zähnen, meinen Lieblings »Simon and Garfunkel«-Song auf der Gitarre. Ich grinse von einem Ohr zum anderen. Mein perfekter 40. Geburtstag.

Aufgegabelt

Mazze-Sandwich-Eis

Rezepte und Leckeres

 18.04.2025

Pro & Contra

Ist ein Handyverbot der richtige Weg?

Tel Aviv verbannt Smartphones aus den Grundschulen. Eine gute Entscheidung? Zwei Meinungen zur Debatte

von Sabine Brandes, Sima Purits  18.04.2025

Literatur

Schon 100 Jahre aktuell: Tucholskys »Zentrale«

Dass jemand einen Text schreibt, der 100 Jahre später noch genauso relevant ist wie zu seiner Entstehungszeit, kommt nicht allzu oft vor

von Christoph Driessen  18.04.2025

Kulturkolumne

Als Maulwurf gegen die Rechthaberitis

Von meinen Pessach-Oster-Vorsätzen

von Maria Ossowski  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Ausstellung

Das pralle prosaische Leben

Wie Moishe Shagal aus Ljosna bei Witebsk zur Weltmarke Marc Chagall wurde. In Düsseldorf ist das grandiose Frühwerk des Jahrhundertkünstlers zu sehen

von Eugen El  17.04.2025

Sachsenhausen

Gedenken an NS-Zeit: Nachfahren als »Brücke zur Vergangenheit«

Zum Gedenken an die Befreiung des Lagers Sachsenhausen werden noch sechs Überlebende erwartet. Was das für die Erinnerungsarbeit der Zukunft bedeutet

 17.04.2025

Bericht zur Pressefreiheit

Jüdischer Journalisten-Verband kritisiert Reporter ohne Grenzen

Die Reporter ohne Grenzen hatten einen verengten Meinungskorridor bei der Nahost-Berichterstattung in Deutschland beklagt. Daran gibt es nun scharfe Kritik

 17.04.2025

Interview

»Die ganze Bandbreite«

Programmdirektorin Lea Wohl von Haselberg über das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg und israelisches Kino nach dem 7. Oktober

von Nicole Dreyfus  16.04.2025