Ich habe eine Vorliebe für große, azurblaue Hotelpools. Gern in der Vorsaison, gern unbeheizt und schön kalt, denn dann habe ich meinen Pool ganz für mich allein! Ich hasse es, mir den Pool in der Hauptsaison mit anderen Hotelgästen teilen zu müssen.
Entweder wird man dann von Extremsportschwimmern genervt, die in sturem Affentempo durchs Wasser fräsen und alle anderen beiseite schubsen, oder von hyperaktiven kleinen Gören, die hysterisch kreischend herumspritzen und vom Beckenrand springen. Nein, nein, dann schon lieber die Vorsaison mit Niedrigtemperaturen und Niedrigpreisen!
Leider waren wir aber dieses Jahr schon in der Vor-Vorsaison völlig abgebrannt. Netterweise luden uns meine Eltern nach Italien ein, in ein Hotel mit zwei Riesenpools!
Ventilator Nun muss man wissen, dass die Temperaturen in dieser Region gern mal auf 36 Grad klettern, während ich bei Temperaturen ab 26 Grad schlichtweg nicht mehr funktioniere. Ich schleppe mich dann nur noch auf allen vieren durch die Landschaft, mit einer Eistüte auf dem Kopf und einem Mini-Ventilator in der Hand. Als wir also an einem glühend heißen Julitag im Hotel ankamen, robbte ich mit letzter Kraft auf unser Zimmer, schmiss die Klimaanlage an, fischte meinen Badeanzug aus dem Gepäck und begab mich durch den angenehm temperierten Hotelgang direkt zum Pool.
Dort dümpelte auf bunten Poolnudeln, fröhlich auf Italienisch schnatternd, bereits ein gutes Dutzend Hotelgäste umher, die meisten von ihnen garniert mit Gummiblumen-Badehauben, alle von ihnen jenseits der 60. Ich stippte meine große Zehe prüfend in das Poolwasser. Es war badewannenwarm. Gleich neben meiner großen Zehe war gut sichtbar ein Plexiglas-Schild angebracht, in drei Sprachen war dort zu lesen: Bitte genießen Sie in Ruhe unser angenehm temperiertes Thermalwasser (32 Grad). Bitte nicht spritzen, lärmen oder springen!
Gottergeben ließ ich mich in das brühwarme Poolwasser gleiten, eine der italienischen Omas schob liebenswürdig eine Poolnudel zu mir rüber, und so lernte ich innerhalb kürzester Zeit die Kunst des Thermalwasser-Dümpelns. Man lasse sich treiben, und schon innerhalb kürzester Zeit kommt aus irgendeiner Ecke eine Pool-Oma angetrieben und versucht, auf Italienisch Konversation zu machen.
Oleander Ich kramte also meine miesen Italienisch-Kenntnisse aus der Schulzeit hervor, die Omas waren hocherfreut, und schon bald hatte ich mein eigenes Kaffeekränzchen in der linken Ecke des Pools im Schatten eines großen Oleanderbusches.
Es war herrlich. Kein Spritzen, Schubsen, Schnellschwimmen, keine nervigen Gören weit und breit, nur das herrlich einlullende Gesumme der italienischen Omas um mich herum. Auch ein paar Opas waren dabei, aber die hatten nicht viel zu melden. Im (noch wärmeren) Pool nebenan waren meine Eltern bei der Wassergymnastik, die Kids waren Eisessen, mein Mann döste in einem schattenspendenden Palmenhain vor sich hin. Und das war mein perfekter Italien-Urlaub. Falls Sie die Hoteladresse haben wollen – Sie wissen ja, wie Sie mich erreichen.