Chelsea Handler hat es auf den Punkt gebracht. Bei der Verleihung der 28. Critics Choice Awards am Wochenende in Los Angeles hatte die amerikanische Komikerin eine neue Antwort auf ein altes Vorurteil parat.
»Wir alle haben in der letzten Zeit eine Menge Blödsinn darüber gehört, dass die Juden Hollywood leiten«, erklärte Handler. »Als jüdische Frau würde ich dazu sagen: Na und? Was ist schon dabei, wenn sie es tun? Die Franzosen betreiben Bäckereien, die Italiener die Mafia und die Schweden Ikea.« Anschließend zeichneten die Kritiker Everything Everywhere All at Once aus, eine Science-Fiction-Komödie, in der es um einen riesigen schwarzen Bagel geht. Einen »Bagel mit allem« – man kann drauflegen, was man will.
Den Film habe ich leider noch nicht gesehen, aber so einen Bagel hätte ich auch gern. Dann wäre ich vielleicht in der Lage, mir die Welt so zu backen, wie ich sie gern hätte. Zudem verfügt der schwarze Bagel über Zauberkräfte – er kann alles, was ihm aufgebürdet wird, zum Verschwinden bringen.
SESAM Oder wie die Schauspielerin im Film, Jobu Tupaki, einmal in einem Interview sagte: »Alle meine Hoffnungen und Träume. Meine alten Zeugnisse, alle Hundearten, jede persönliche Anzeige auf Craigslist, Sesam, Mohn, Salz, und es fiel in sich zusammen, denn wenn du wirklich alles auf einen Bagel legst, wird es dazu. Die Wahrheit. Nichts spielt eine Rolle.«
Die Frage, wer Hollywood beherrscht, ist offenbar noch nicht abschließend geklärt
Ich habe diesen Satz zwar nicht verstanden, aber es gibt so manches, das ich gern auf einem schwarzen Zauberbagel platzieren würde, der wie ein Schwarzes Loch im Universum funktioniert.
EREIGNISHORIZONT Denn bekanntermaßen ist bei Schwarzen Löchern der Ereignishorizont eine Kugeloberfläche, deren Radius Schwarzschild-Radius genannt wird. Wenn also ein Objekt auf ein Kugelvolumen mit einem kleineren Radius als seinem Schwarzschild-Radius gepresst wird, dann wird dessen Masse auf ein winziges Volumen konzentriert und erzeugt in seiner direkten Umgebung eine so gewaltige Schwerkraft, dass nicht einmal Licht diesen Bereich verlassen kann.
Mir fallen auf Anhieb ein paar Leute ein, denen ich gelegentlich einen solchen Ereignishorizont wünschen würde, aber darüber schreibe ich lieber nicht so laut. Sonst wird noch irgendjemand behaupten, hier sei der Beweis für eine Weltverschwörung jüdischer Bäckerinnen und Bäcker zu finden, die mithilfe gefährlicher Bagel missliebige Kritiker der Rothschilds nicht nur einschüchtern, sondern spurlos im Schwarzschild-Radius verschwinden lassen.
Oder die Erfinder des schwarzen Bagels werden als rassistisch angeprangert. Aber wäre der Film dann in Hollywood ausgezeichnet worden, wo es doch keine Rassisten, sondern nur das Gegenteil gibt?
Womit ich zu Chelsea Handler zurückkomme, die in einem Satz Franzosen, Italiener und Schweden beleidigt hat. Darf die Frau das – Ikea mit der Mafia vergleichen? Aber die eigentliche Frage lautet: Warum hat Handler von französischen Bäckereien anstatt von Bagelbäckern gesprochen? Die Frage, wer Hollywood beherrscht, ist offenbar noch nicht abschließend geklärt.