So schön es auch ist zu verreisen – die letzten Tage vor der Abfahrt sind immer eine Qual. Ganz abgesehen vom Kofferpacken gibt es noch eine lange Liste von unangenehmen Aufgaben. Den Hausmüll auf diskrete Weise loszuwerden zum Beispiel. Bei uns in Antwerpen wird der Müll nur einmal die Woche abgeholt.
Jeder Straßenzug hat seinen eigenen Mülltag – bei uns ist es der Sonntagabend, an dem sich unsere Straße in ein übel riechendes Müllgebirge verwandelt, das dann erst im Laufe des Montags scheibchenweise von der städtischen Müllabfuhr abgetragen wird.
Pappenheimer Fährt man also schon vor dem Wochenende ab, gilt es zu erkunden, in welche Straßenzüge die Müllabfuhr bereits am Donnerstag oder Freitag kommt. Aber Vorsicht! Die Antwerpener Stadtverwaltung kennt ihre Pappenheimer, deshalb patrouillieren an den Mülltagen gerne mal Polizisten in Zivil, um das Ganze zu überwachen.
Im Schutz der Dunkelheit beladen wir also unser Auto mit den Mülltüten, die mein Mann dann zwei Ecken weiter unauffällig entsorgt, während die Kinder und ich Schmiere stehen. Wenn wir das hinter uns haben, kommt Schritt zwei: Der Kühlschrank muss entleert und alle noch verwertbaren Reste schleunigst aufgegessen werden.
Egal, ob der Sellerie nur noch aus ein paar schlaffen Stängeln besteht, egal, wie angedellt und matschig das Obst und Gemüse ist: Alles muss weg! Mein Mann verkocht es entweder zu Mus oder zu irgendwelchen Süppchen. Dann wird es in Tupperware-Behälter gefüllt und als Reiseproviant mitgenommen – das Auto riecht danach noch tagelang nach Gemüserülps.
buletten Einmal, als die Kinder noch klein waren und wir sie vorwiegend mit Babybrei ernährten, bereitete mir mein Mann am Vorabend unserer Abreise einige sehr schmackhafte Buletten zu, knusprig paniert und gebraten, mit einem undefinierbaren grünlichen Inhalt, aber sehr lecker. Erst, als ich alle Buletten vertilgt hatte, stellte sich heraus, dass mein Mann im Zuge der Kühlschrankentleerung die Babybrei-Reste für mich paniert und frittiert hatte. I was not amused – aber wenigstens war der Kühlschrank vor der Abreise restlos geleert.
Bei unserer letzten Reise bestand mein Mann darauf, eine angebrochene Packung Milch mitzunehmen (»Falls im Auto jemand Durst bekommt«). Dass die Milch während der Reise umfiel, das Auto Stunden später begann, infernalisch nach saurer Milch zu riechen, wird niemanden verwundern. Umso lobender muss erwähnt werden, dass die Kinder per Google herausfanden, dass es für fiesen Sauermilchgeruch eine patente Lösung gibt: Man bedecke das Ganze mit reichlich Kaffee- oder Waschpulver.
Kaffeepulver war auf der Autobahn schwer aufzutreiben. Also entleerte ich mein mitgebrachtes Päckchen Waschpulver auf dem Autoboden. Dumm nur, dass ich die Sorte »Megaperls« gekauft hatte, die aus Tausenden bunter Kügelchen besteht, die seitdem munter auf dem Boden unseres Autos herumrollen und beim Türenöffnen herausschwappen wie eine rosafarbene Sintflut. Aber wenigstens mieft das Auto nicht mehr. Jedenfalls bis zur nächsten Reise.