»Zu langweilig für die Aliens« oder »Sind wir nicht interessant genug?«. Immer wieder versuchen Wissenschaftler, das »Fermi-Paradoxon« des italienischen Physikers Enrico Fermi zu erklären – die Frage, warum Außerirdische bis heute keinen Kontakt zur Erde aufgenommen haben.
Die neueste Theorie stammt von Amri Wandel, Astrophysiker an der Hebräischen Universität Jerusalem. Der Experte meint: Die Milchstraße sei vermutlich voller intelligenter Wesen, die wohl gerne Gleichgesinnte auf anderen Planeten kennenlernen würden. Doch die Aliens würden sich bei der Kontaktsuche auf diejenigen Planeten konzentrieren, von denen sie klare Signale für die Existenz fortgeschrittener Technologie erhielten. Da von der Erde aber keine vernünftigen Signale kämen, hätten sie kein Interesse.
vorsätze Das kann ich nachvollziehen – als Alien hätte ich auch keine Lust, die Menschen auf unserem Planeten kennenzulernen. Wer will schon mit Leuten zu tun haben, die sinnlose Kriege führen, CO2 in die Luft blasen und jedes neue Jahr mit guten Vorsätzen beginnen, die Anfang Januar wie Silvesterraketen verpuffen?
Ich vermute, in der Milchstraße werden längst Witze über uns erzählt. Wie zum Beispiel: »Treffen sich zwei Planeten im Wartezimmer beim Arzt. Planet A kratzt sich verzweifelt überall. Planet B fragt: »Was hast du denn?« »Homo sapiens!«, antwortet Planet A. »Ist nicht schlimm«, tröstet Planet B. »Hatte ich auch mal. Geht vorbei.«
Ob die ARD in ihrer derzeitigen Verfassung einen Beweis für intelligentes Leben auf der Erde antreten kann?
Zurück zu den Aliens: Ich habe die These von Amri Wandel natürlich verkürzt wiedergegeben. Laut dem israelischen Astrophysiker ist mit vernünftigen Signalen die Radiotechnologie gemeint. Da aber irdische Rundfunksender erst seit den 30er-Jahren in Betrieb sind, können bei den Aliens noch nicht allzu viele Signale eingegangen sein. Bisher waren laut Herrn Wandel nur 15.000 von insgesamt bis zu 400 Milliarden Sternen der Milchstraße in der Lage, die Botschaften zu empfangen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Zivilisation nahe genug an der Erde liegt, um sie zu registrieren und eine Antwort zu senden, sei derzeit sehr gering.
ÖFFENTLICH-RECHTLICH Allerdings ist die Frage, ob das öffentlich-rechtliche Rundfunkprogramm im All überhaupt eine Quote erzielt (den RBB würden wohl nicht einmal fünf Prozent der Aliens einschalten). Und ob die ARD in ihrer derzeitigen Verfassung einen Beweis für intelligentes Leben antreten kann? Aber es gibt ja auch noch andere Radiosender auf der Welt. Hat es Sinn, auf die BBC zu setzen? Schwierig. Bleibt nur zu hoffen, dass Bibi Netanjahu das Programm von »Kan« ungerupft lässt.
Amri Wandel gibt sich trotz allem hoffnungsvoll: In mehreren Hundert bis Tausend Jahren, glaubt er, werden unsere Radiowellen auf ein Echo stoßen – und irgendeine Antwort wird aus dem All eintreffen. Bis dahin können wir uns zumindest vornehmen, uns wie intelligente Wesen zu verhalten – damit die Aliens nicht den Schock ihres Lebens bekommen, wenn sie ihre Raumschiffe auf der Erde aufgesetzt haben. Ich bin dann zum Glück längst raus: Darüber werde ich nicht mehr berichten müssen!