Und hier sind wir wieder in unserem Feriendomizil: der schmucken Dachwohnung meiner Eltern, wo wir jedes Jahr mit der ganzen Familie zur Sommerfrische eintreffen. Dumm nur, dass die Durchschnittstemperatur dieses Jahr bei 31 Grad liegt, die Dachwohnung keine Klimaanlage hat und hier Temperaturen herrschen wie in der Wüste Gobi.
Gehen Sie durch die Wohnung, von Zimmer zu Zimmer, und Sie entdecken in jedem Raum irgendein Familienmitglied, das ermattet auf dem Sofa liegt, einen Eisbeutel auf dem Kopf, auf dem Teppich vor dem großen Ventilator rumhängt oder vor dem offenen Kühlschrank, auf der verzweifelten Suche nach etwas Abkühlung.
planschbecken Sie gelangen dann zum Balkon, wo ein Planschbecken steht, aus dem ein paar Füße mit rotem Nagellack ragen. Im Planschbecken schwimmen Eiswürfel, darin liegt eine Person mit Taucherbrille und Schnorchel. Das bin ich. Ich kann diese Hitze nur unter Wasser ertragen. Oder im Schwimmbad.
Wir waren vergangene Woche jeden Tag im Schwimmbad. Erst im Edel-Schwimmbad im Nobel-Vorort, was mir sehr gut gefallen hat. Dann, als uns das Geld ausging, im demokratisch niedrigpreisigen Freibad. Als mir das zu laut wurde, wurden wir Stammgäste im sogenannten Reha-Bad, Altersdurchschnitt um die 70, aber überall diese herrlichen Massagedüsen!
Und jetzt haben meine Kids die Nase voll, sie streiken und wollen für den Rest der Ferien nicht mehr ins Schwimmbad gehen. Und darum liege ich hier in meinem Planschbecken und komme erst heute Abend nach Sonnenuntergang wieder raus. Hat jemand etwas dagegen?
taucherbrille Ab und zu muss ich kurz auftauchen und meine Taucherbrille abnehmen, weil mein Mann mir entweder eiskalte Cola vorbeibringt oder mit irgendwelchen Broschüren vor mir herumwedelt, um mich mit tollen Ausflugs- und Freizeitideen aus meinem Pool zu locken. Vergiss es! Keine zehn Pferde kriegen mich hier raus.
Entspannt liege ich auf dem Boden des Pools, über mir schwimmt ein Haufen Eiswürfel im Wasser, und ich betrachte die flirrende Hitze und den knallblauen Himmel durch einen schimmernden kühlen Wasser-Baldachin! Herrlich!
Auf einmal dringt durch die Wassermassen ein verführerisches Zauberwort an mein linkes Ohr, das mich sofort zum Auftauchen bewegt. Das Wort heißt: Klimaanlage! Mein kluger Göttergatte hat sich den ganzen Morgen ans Telefon gehängt, um einen Ort mit Klimaanlage zu finden, an dem man gratis einige Stunden verweilen kann. Und so landen wir schon kurze Zeit später im Heimatmuseum Möhringen-Plieningen.
Meine Kinder stöhnen schon bald vor Langeweile, aber ich schreite gaaaanz langsam durch die Museumsräume und koste die Kühle so richtig aus … und schon bald wissen meine Kinder alles über das Möhringer Spitzkraut und die Kunst, es richtig zu stapeln, sind bestens informiert über die Möhringer Obstgehölze-Pflege sowie die örtliche Streuobst-Strategie, haben Dutzende von steinalten Möhringer Bettpfannen und Hochzeitshäubchen begutachtet und betteln mich an, den morgigen Tag doch bitte, bitte wieder im Freibad zu verbringen. Na bitte, geht doch.