Als wir unsere Katze ausgesucht haben, ging das sehr einfach. Die Bauersfrau zeigte uns fünf kleine Kätzchen, und wir wählten das niedlichste (Alvin) aus. 80 Franken bar auf die Hand. Das war vor sechs Jahren. Nun will meine Frau noch einen Hund, die Kinder natürlich auch. In einem Heim entflohener oder ausgesetzter Hunde hat sie sich in einen verliebt.
So einfach wie bei der Katze läuft es zum Glück nicht ab. Eine Mitarbeiterin des Hundeheims besuchte uns an einem Schabbat, um abzuchecken, ob wir reif für einen Hund sind. Für die »Hunde-Adoption«. Ich hoffte auf eine strenge Kontrollbeamtin, denn ich will keinen Hund. Die Katze reicht mir. Allerdings muss ich aufpassen, nicht allzu viel Widerstand zu leisten. Die Kinder und meine Frau wollen aktuell nichts anderes als einen Köter, der herumbellt, dreimal am Tag rausgehen muss und wahrscheinlich die Katze zerfleischt.
kontrollbeamtin Die Kontrollbeamtin klingelte an der Tür. Leider fragte sie nicht nach einem Kaffee. Dann hätte ich ihr kompliziert erklärt, dass wir Juden am Schabbat nur löslichen Kaffee trinken dürfen. Ich kann die jüdischen Gesetze sehr verwirrend darlegen, sodass jeder davon ausgehen muss, wir Juden hätten einen Schuss weg. Wer will solchen Menschen einen Hund anvertrauen? Meine Frau zeigte der Hundefrau unsere Zimmer. Ich küsste die Mesusa.
Meine Frau und die Kinder guckten mich so böse an wie noch nie.
Leider fragte sie nicht nach dem Grund. Dann hätte ich ihr gesagt, dass wir beim Betreten der Zimmer stets die Gebetskapsel berühren müssen. Hunde natürlich auch. »Sehr geräumig«, meinte sie nur und vermerkte das auch in ihrem Kontrollheft. Meine Frau zeigte ihr ein Hundefoto. Audrey oder Anthony, so hieß ihr Hund, als sie noch ein Mädchen war. Auch das wurde notiert.
Ich sah, dass es ziemlich gut lief. Die Kinder stritten nicht. Die älteste Tochter schwor, dass sie jeden Tag Gassi gehen würde. Notiert. »Wir wissen auch, wo ein guter Hundekurs angeboten wird«, log der Junge. Wieder ein Häkchen im Ordner. Ich ging ins Schlafzimmer. Alvin, der Kater, genoss gerade sein Schabbat-Schläfchen. Ich hob ihn auf, Alvin kratzte und fauchte. Egal. Ich brachte das wütende Tier ins Wohnzimmer und zeigte es der Hundebeamtin.
kugelschreiber »Das ist Alvin. Er hasst nichts mehr als Hunde. Leider.« Meine Frau und die Kinder guckten mich so böse an wie noch nie. Ich hingegen starrte auf den Kugelschreiber. Warum schreibt sie keine Notiz auf?
»Was für ein süßer Kater!«, jubelte die Hundefrau. »Darf ich mal?« Sie nahm den Verräter, der auf Kommando schnurrte und seine Augen schloss, auf den Arm. Dann händigte sie uns ein Merkblatt aus, wie sich Katze und Hund am besten vertragen. In einer Woche erhalten wir Bescheid. Ich weiß jetzt schon, dass ich verloren habe.