Neulich, als das Wetter wider Erwarten noch einmal schön, sonnig und warm war, saß ich auf dem Balkon unserer Wohnung im äußersten Süden Frankfurts. Auf unserem Balkon zu sitzen, heißt immer auch, Flugzeuge zu zählen. Denn wir wohnen gar nicht weit weg vom Flughafen, und unser Viertel ist dafür berüchtigt, von frühmorgens bis spätabends im Start- oder Landeanflug überflogen zu werden.
Ich zählte also die Flugzeuge, und weil sie mitunter so tief flogen, versuchte ich gleichzeitig, die Airlines zu erraten. Damit kam ich nicht allzu weit, aber ich dachte zugleich daran, dass ich zuletzt vor mehr als zwei Jahren geflogen bin. Das hat sicher mit Corona zu tun, und ebendieses Corona sorgte im vergangenen Jahr sogar dafür, dass der Himmel über unserem Viertel mit einem Mal ungewohnt still blieb und ich sogar begann, den Fluglärm zu vermissen. Und das mag schon etwas heißen!
(Flitter-)woche Ich erinnerte mich nur sehr verschwommen an meinen letzten Flug, und so dachte ich ein Jahr weiter zurück, als wir im Herbst 2018 für eine (Flitter-)Woche nach Israel flogen. Das Auftauchen der Stadtsilhouette am Mittelmeerhorizont beim Anflug auf Tel Aviv blieb ebenso in Erinnerung wie das sympathisch-anstrengende, mitunter sehr russischsprachige Durcheinander am Ben Gurion-Flughafen. Ebenso deutlich erinnere ich mich an das doch sehr ausführliche Interview mit einer israelischen Sicherheitsbeamtin vor dem Rückflug. Ich erzählte ihr natürlich gern, welche Verwandten ich getroffen und welche Orte ich besucht hatte – und siehe da, die junge Dame gratulierte uns sogar zur Hochzeit!
Umso härter fühlte sich dann der Kontrast an, als wir in unserer Lufthansa-Maschine nach Frankfurt von der zackig aufgelegten Flugbegleiterin im Kommandoton begrüßt wurden. Da wurde mir klar, es geht jetzt zurück nach Deutschland, und hätte ich damals bloß gewusst, dass ich auch drei Jahre später noch nicht wieder in Israel gewesen sein werde … ich hätte doch selbst diesen Vorfluglärm genossen.
Aber da wachte ich schon wieder auf. Die Spätsommersonne brannte intensiv, und die Flugzeuge flogen weiter im Minutentakt. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte diesen realen Fluglärm über mir als ein Wellenrauschen wahrgenommen und mich am Frishman Beach in Tel Aviv gewähnt. Aber es war dann doch nur mein Frankfurter Balkon. Nächstes Jahr in Tel Aviv, schwor ich mir! Der flüchtige Blick auf die Wettervorhersage verstärkte mein Fernweh dann noch einmal erheblich.