Es wird mir nachgesagt, dass ich nicht gern koche, aber umso lieber esse. Und das stimmt! Auch wenn man es mir wahrscheinlich nicht ansieht. Essen ist für mich ein Kulturgut, vielleicht sogar der eigentliche Schlüssel zu einer jeden Kultur!
Aufgewachsen bin ich mit einer Mischung aus allgegenwärtig-sowjetischer und regional-belarussischer Küche. An Fest- und Geburtstagen gab es etwa die notorisch-beliebten, in Mayonnaise ertränkten Salate »Olivier« und »Schuba«, hierzulande als »Hering im Pelzmantel« bekannt.
vorspeise Auch wenn Salat eher nach Vorspeise klingen mag: Nach nur einer Portion dieser sehr sowjetischen und sehr sättigenden Kreationen möchten Sie – und können Sie wahrscheinlich auch – die Tischtafel gar nicht mehr verlassen. Den Gastgeber freut es!
Fragen Sie Menschen, die aus einer ehemaligen Sowjetrepublik kommen, Sie werden Ihnen von ihren »Olivier«- und »Schuba«-Erfahrungen berichten.
Fragen Sie Menschen, die aus einer ehemaligen Sowjetrepublik kommen, Sie werden Ihnen von ihren »Olivier«- und »Schuba«-Erfahrungen berichten. Essen verbindet eben. Sehr belarussisch unterdessen sind die »Draniki«, die man eher unzureichend als Kartoffelpuffer übersetzen könnte. Ob mit oder ohne Fleischfüllung – sie sind meine Leibspeise.
Überhaupt schwört die belarussische Küche auf allerlei Kartoffelgerichte, weshalb meine ehemaligen Landsleute hier und dort gehässig – oder doch liebevoll? – als »Bulbaschi« bezeichnet werden. »Bulba« steht im Belarussischen für Kartoffel. Man nennt die Belarussen also Kartoffelmenschen, was wiederum eine wunderbare Überleitung zu meinem nunmehr 24 Jahre währenden Leben in Deutschland sein könnte.
vorlieben Doch kulinarisch ist Deutschland nicht gleich Deutschland, und sogar in Hessen gibt es je nach Region sehr eigene Vorlieben, was Essen und Trinken angeht. In Frankfurt jedenfalls muss jeder Neuankömmling, der es mit der kulinarischen Integration ernst meint, einen Härtetest bestehen.
Vor allem die typische lokale Spezialität »Handkäs’ mit Musik« – Harzer Käse mit Zwiebeln, Kümmel, Essig und Öl – löst bei vielen Neu-Frankfurtern und Besuchern kräftige Skepsis aus. Auch das als »Äppler« bezeichnete Lokalgetränk Apfelwein bereitet manchen Zugezogenen Kopfschmerzen.
Doch wenn man einmal auf den Geschmack gekommen ist, will man nie mehr aus Frankfurt weg! Vom Kartoffelmenschen zum Apfelweingourmet: So ungefähr könnte ich also meine kulinarische Entwicklung der vergangenen Jahre beschreiben.