So muss sich Weihnachten anfühlen. Glitzernde Kinderaugen, die Aufregung und Vorfreude im Raum ist greifbar. Kleine Hände strecken sich zögernd aus nach dem Wunderbaren, das sie so lange entbehrt haben: Croissants, Schokoriegel, rosa Streusel-Donuts – Tausende verlockender Chametz-Kalorien stapeln sich auf den Regalen.
Tanke Es ist der erste Tag nach Pessach, und wir stehen seit geschlagenen 30 Minuten vor dem Süßigkeitenregal an der Tankstelle um die Ecke. Meine Kinder können sich einfach nicht entscheiden, mit welchen der abgepackten Cremetörtchen sie ihre diesjährige Chametz-Orgie starten wollen.
Die Lage ist einigermaßen verzweifelt. Es ist halb zehn Uhr früh am Ostermontag, und alle Geschäfte haben heute zu! Und es wird zunehmend schwieriger, die gierigen Post-Pessach-Gelüste meiner Kinder zu befriedigen. Pizza! Eis! Gummibärchen! Ja, wo soll ich das denn alles hernehmen? Zögernd schlage ich vor, heute mal selbst Pizza zu backen. Es folgt ein empörtes Aufheulen seitens der Kids: Man habe die Nase voll von meinem Bio-Vollkorn-Gemüse-Schlangenfraß. Man wolle sich jetzt mit fettigen, von E150 triefenden Leckereien vollfuttern. Na gut.
Kurze Zeit später verlassen wir die Tanke mit einem Riesen-Rucksack voller ungesunder Billigprodukte zweifelhafter Herkunft. Draußen regnet es in Strömen. Was jetzt? Wir könnten zum Beispiel zusammen zuckerfreie Dinkel-Vollkornkekse backen! Als Antwort kommt nur ein unwilliges Grunzen, dann schnappen sich die Kids den Laptop und sperren sich in ihrem Zimmer ein, um ungestört Netflix zu gucken und sich den Bauch mit leeren Kalorien vollzuschlagen. Den Rest des Tages bleiben sie incommunicado, aus ihrem Zimmer dringt nur Zellophangeraschel, wenn sie eine neue Kekspackung aufreißen, gedämpftes Gekicher, und Geballer von ihren hirnlosen Marvel-Lieblingsfilmen.
Netflix Ich glaube, Pessach war dieses Jahr too much für die Kids. Nicht nur durften sie tagelang weder fernsehen noch am Computer spielen, sondern ich hatte außerdem noch eine strikte Anti-Süßigkeiten-Policy durchgezogen. Das fördert die Charakterbildung, finde ich. So folgten wir alle einer frugalen Diät aus Kartoffeln, Eiern, Fisch und Gemüse. Und natürlich bergeweise Mazzot (Vollkorn!). Um das Ganze etwas aufzulockern, erfand ich jede Menge neue Kremsli-Rezepte. Ich liebe Kremsli-Mazzepfannkuchen, weil sie so vielseitig sind. Ich servierte sie mit geriebenen Äpfeln, Zucchini, Karotten und einmal, ganz innovativ, mit Quinoa und geriebenem Rosenkohl. Ich verstehe immer noch nicht, warum meine Kreationen jedes Mal nur mit einem gequälten Stöhnen quittiert werden.
Komisch, von den Kids habe ich seit Stunden nichts gehört. Na ja, wenigstens hatte ich inzwischen Zeit, ihnen leckere Rote-Bete-Puffer mit Leinsamen und Blumenkohl-Dip zum Abendbrot zu backen. Das wird bestimmt ein Riesenhit! Falls Sie das Rezept möchten, Sie wissen ja, wie Sie mich erreichen können.