Das Jahr 1942, New York, im China-Restaurant: Ein Jude bestellt Nasi Goreng. Er wirft dem Kellner seinen vollen Teller ins Gesicht und schreit: »Für euren Angriff auf Pearl Harbour!«
Der Chinese ist außer sich: »Das waren die Japaner!« »Chinesen, Japaner, ihr seht doch alle gleich aus!«, ruft der Jude. Der Kellner wischt sich den Reis aus den Augen. Dann knallt er seinem Gast eine volle Teetasse an den Kopf. »Für die Titanic!«, ruft er. Der Jude wütet: »Was kann ich dafür? Das war ein Eisberg!« »Eisberg, Goldberg, Grünberg … Wo ist der Unterschied?«, fragt der Kellner.
verschwörungstheorien Man könnte den beiden zugutehalten, dass in schweren Zeiten Verschwörungstheorien blühen. Leben wir schon in schweren Zeiten? Anfang März wurden japanische Fußballfans beim Spiel von RB Leipzig gegen Bayer Leverkusen des Stadions verwiesen, weil man sie für Chinesen hielt.
Japanische Fußballfans wurden beim Spiel von RB Leipzig gegen Bayer Leverkusen des Stadions verwiesen, weil man sie für Chinesen hielt.
Der Taxifahrer, mit dem ich neulich unterwegs war, war noch besser informiert. »Hinter Corona steckt Benjamin Netanjahu«, behauptete er. »Der ist schlau. Jetzt ist sein Prozess abgesagt. Die Zionisten haben das Virus im Labor entwickelt und nach Japan eingeschleust. Und dann verkaufen sie ihren Impfstoff teuer an die ganze Welt ...«
»Und was haben die Japaner damit zu tun?«, unterbrach ich ihn. »Japaner, Chinesen, die sehen doch alle gleich aus«, sagte der Taxifahrer. Meinen Einwand, dass die israelische Börse zurzeit starke Einbrüche verzeichnet, ließ er nicht gelten. »Das haben die Rothschilds mit eingerechnet«, behauptete er.
Ich vermute, er kennt Rabbiner Rothschild nicht, bei dem ich an Purim einen (wohl auf absehbare Zeit letzten) fröhlichen Abend in Gesellschaft verbracht habe. Sonst wüsste der Taxifahrer, dass nicht jeder Rothschild steinreich ist. Aber Rabbiner sehen für ihn wohl auch alle gleich aus.
Ayatollah Manche Geistliche, von denen ich es nicht erwartet hätte, werden übrigens in Zeiten von Corona sehr vernünftig. Der iranische Großayatollah Naser Makarem Shirazi sagte laut einem Zeitungsbericht, falls die Israelis ein Serum gegen Corona entwickelten, hätte er nichts dagegen, wenn der Iran es kaufen würde.
Zwar sei es prinzipiell verboten, mit Zionisten Geschäfte zu machen. »Wenn aber die Behandlung einzigartig ist und es keine Alternative dazu gibt, dann ist das kein Hindernis«, befand der Geistliche. Ich finde, die israelische Regierung sollte sofort ein Telegramm nach Teheran schicken. Serum gegen Frieden!
Manche Geistliche, von denen ich es nicht erwartet hätte, werden in Zeiten von Corona sehr vernünftig.
Albert Camus Unterdessen habe ich letzte Woche ein Buch ergattert, das fast so alt ist wie der Witz mit dem Eisberg. Zurzeit nicht lieferbar, sagte meine Buchhändlerin. Trotzdem kam ich an Die Pest von Albert Camus, und das ganz ohne Hilfe zionistischer Strippenzieher: Ein Exemplar war noch zum D-Mark-Preis gelistet.
Seitdem erzähle ich jedem, der es hören will oder auch nicht, dass das Coronavirus nicht wie ein Pestbakterium aussieht. Aber der Taxifahrer sagte nur: »Wer hat die Brunnen vergiftet? Die Rothschilds!« Oder die Grünbergs. Wer sonst?