Eigentlich wollte ich ja nur mal schnell Brötchen holen. War aber keine gute Idee, jetzt in den Sommerferien um 8 Uhr früh bereits ins »Kosherland« zu gehen. Eine Stampede kreischender Kleinkinder wälzt sich wie eine hyperaktive Woge durch den Supermarkt, um sich vor dem circa drei Kilometer langen Süßigkeitenregal niederzulassen.
Zucker! Die kleinen Zucker-Junkies müssen sich vor dem langen Tag im Day Camp erst einmal mit dem nötigsten versorgen: Zuckerzeug, in allen Farben des Regenbogens schillernd, alles US-Importe und allesamt vollgepackt mit den gruseligsten Inhaltsstoffen, künstlichen Farb- und Aromastoffen.
Ein Glück, dass meine Kinder gerade im Sommerferienlager am Meer weilen, weit weg von solchen Scheußlichkeiten, und natürlich habe ich ihnen nur Süßigkeiten auf Frucht- und Nussbasis mitgegeben! An der Kasse checke ich noch einmal meinen WhatsApp-Feed: Alle paar Stunden erreichen neue Fotos vom Ferienlager unsere Eltern-WhatsApp-Gruppe, damit wir uns an unseren gutgelaunten, braungebrannten Sprößlingen erfreuen können.
Dörrobst Komischerweise sehen meine Zwillinge auf den letzten Fotos extrem schlecht gelaunt aus. Hmm, ungewöhnlich. Ich rufe die Madrichim an, um mal nach dem Rechten zu sehen. Die Zwillinge haben eine Nachricht für mich hinterlassen: »Superpeinlich, Deine blöden Dörrobst-Riegel! Wir werden von allen ausgelacht Schick richtige Süßigkeiten! Dringend!« Ich schreibe zurück: »Vergesst es!«
Mit der nächsten Ladung Whatsapp-Fotos kommt eine Frontalansicht des Ferienlagers. Aus zwei Fenstern hängen rosa Leintücher, bepinselt mit einer Botschaft: Schick was Süßes, Mama!
Antwerpen Und Antwerpen wäre nicht Antwerpen, wenn sich hierauf nicht alle anderen Mamas einschalten würden. Es ist nun einmal die Stadt, in der jeder seinen Senf dazugeben muss. »So schick ihnen doch endlich was Süßes!«, schreiben die anderen Mütter. »Die Ärmsten können einem ja wirklich leid tun!«
Ich beschließe, standhaft zu bleiben. Die Kids teilen mir daraufhin über ihre Madrich mit, dass sie sich in den Streik begeben. Wie jetzt, Streik? Ganz einfach, ab jetzt erreichen mich nur noch Fotos von anderen strahlenden, braungebrannten Kindern am Strand. Denn die Zwillinge befinden sich im WhatsApp-Foto-Streik!
Der krassen Zuckersucht meiner Kinder steht leider meine noch krassere Sucht nach ständiger Versorgung mit Kiddie-Fotos gegenüber. Ich halte das nicht einen Tag lang aus! OK, ich ergebe mich!
High Mit letzter Kraft schleppe ich mich zum Süßigkeitenregal und greife nach einigen schillernden, rosa und grün glitzernden Tüten, die himmlisch nach Fruchtaroma duften. Hmmmmm! Auf dem Weg zum Postamt öffne ich verstohlen eine Tüte und schiebe mir eine supersofte rosa Karamelle in den Mund. Wow! Noch nie habe ich so eine Explosion an Aroma erlebt.
Als ob meine Geschmackspapillen auf einer Mega-Party am Abtanzen sind. Eine Wolke von Wohlsein umgibt mich. Ich fühle mich richtig gut! Mehr!! Mehr von dem Zeug!! Ob das Süßigkeiten-Paket am Ende die Zwillinge an ihrem Ferienort erreicht hat, oder ob ich am Ende doch alles selbst aufgefuttert habe, erfahren Sie in der nächsten Folge.