Glosse

Der Rest der Welt

Geheimratsecken, der Tragödie letzter Teil Foto: Getty Images / istock

Rabbi Paysach Krohn ist in den USA ein bekannter Redner. In wenigen Tagen wird er 74. Und Rabbi Krohn hat das gleiche Problem wie ich: Geheimratsecken. Er kaschiert sein Problem höchst elegant, indem er die Schläfenhaare einfach über den Kopf zieht. Wenn es nicht windet, wenn es nicht regnet und wenn die Erde nicht bebt, merkt man gar nichts von diesem Trick.

Auf YouTube gibt es Hunderte Videos von Krohn. Der Rabbi redet über Wunder, Erlösung, Gottvertrauen und nochmals über Erlösung. Er spricht ohne Skript und ohne Pause. In jeder Ansprache kommen sowohl persönliche Geschichten als auch Wundertaten unserer Rabbiner vor.

Staubsaugen Da seine Reden nicht allzu tiefschürfend sind, kann man sie auch während einer Beschäftigung hören. Zum Beispiel beim Staubsaugen, Kochen oder bei Computerspielen. Ich meine das durchaus positiv: Seine Ansprachen sind wie mittellaute Kaufhausmusik. Und weil er so geschmeidig redet wie kein Zweiter, wird er für viele Anlässe rund um den Globus gebucht.

Heutzutage reicht es nicht mehr, wenn ein Pessachhotel mit der eigenen Bibliothek oder der Bowlingbahn wirbt.

In weniger als drei Monaten beginnt Pessach. Unser Rabbi, der mit Vornamen Paysach heißt, ist ein beliebter Hotelredner. Wer Geld hat oder faul ist, liebt ja die Koscherhotels während der Pessachtage. Heutzutage reicht es aber nicht mehr, wenn ein Pessachhotel mit der eigenen Bibliothek oder der Bowlingbahn wirbt. Die Konkurrenz ist einfach zu groß. Um aus der Menge herauszustechen, müssen Hotels schon mit bekannten Sängern, Sieben-Gänge-Menüs, Zauberern und großen Rednern aufwarten. Wie zum Beispiel mit Paysach Krohn.

Marriott Das »Niagara Marriott« wirbt: »Passover Vacation 2019 with Rabbi Paysach Krohn«. Was die Gäste vielleicht nicht wissen: Der berühmte Rabbi kommt nur für eine Rede und bleibt nicht alle acht Tage. Denn: Unser Rabbi besucht über die Pessachtage gleich drei Hotels – eines in Kalifornien, eines an den Niagarafällen und eines in New York. Die Strecke zwischen den drei Hotels beträgt fast 5000 Kilometer.

Die Israeliten sind während ihrer Wanderschaft durch die Wüste ebenfalls 5000 Kilometer gewandert. Dafür brauchten sie allerdings 40 Jahre. Unser Rabbi schafft das in ein paar Tagen. Das Schöne am Judentum ist die Ehrung des Alters.

Moses war 80 Jahre alt, als er mit dem Wanderstab loszog. Er blieb 40 Jahre lang Kanzler. Krohn ist an Pessach – wie erwähnt – 74 Jahre alt. In welcher Religion wird das Alter so hoch geschätzt wie bei uns? Ich hoffe nur, dass die Erde in Kalifornien über die Pessachtage ruhig bleibt. Krohns Frisur hielte das nämlich nicht aus – trotz »Drei Wetter Taft«.

Glosse

Der Rest der Welt

Minimalistisch oder altersgerecht: in Worten fünfundvierzig

von Katrin Richter  23.02.2025

Aufgegabelt

Gulasch mit Paprika und Kartoffeln

Rezepte und Leckeres

von Ruth Raber  23.02.2025

Berlinale-Preisverleihung

Ohne Israelhass geht es nicht

Der gute Wille war da bei der neuen Festivalleitung, doch auch bei der Verleihung der Bären am Samstagabend kam es zu anti-israelischen Aussetzern

von Sophie Albers Ben Chamo  22.02.2025

Berlin

Berlinale gedenkt Opfers des Angriffs am Holocaust-Mahnmal

Am Vorabend wurde ein spanischer Tourist von einem syrischen Flüchtling, der Juden töten wollte, mit einem Messer angegriffen

 22.02.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 20. Februar bis zum 27. Februar

 21.02.2025

Berlinale

»Das verdient kein öffentliches Geld«

Der Berliner CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hat seine Karte für die Abschlussgala zerrissen – und will die Förderung für das Filmfestival streichen

von Ayala Goldmann  21.02.2025

Bayern

NS-Raubkunst: Zentralrat fordert schnelle Aufklärung

Der Zentralrat der Juden verlangt von den Verantwortlichen im Freistaat, die in der »Süddeutschen Zeitung« erhobenen Vorwürfe schnell zu klären

 20.02.2025

Kolumne

Unentschlossen vor der Wahl? Sie sind in guter Gesellschaft – mit Maimonides

Der jüdische Weise befasste sich mit der Frage: Sollten wir als Kopfmenschen mit all unserem Wissen auch bei Lebensentscheidendem dem Instinkt vertrauen?

von Maria Ossowski  20.02.2025

Berlin

Eine krasse Show hinlegen

Noah Levi trat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. In die nächste Runde kam er nicht, seinen Weg geht er trotzdem

von Helmut Kuhn  20.02.2025