Finale

Der Rest der Welt

Warum jüdische Feiertage der reinste Stress für eine harmonische Ehe sind

von Beni Frenkel  19.02.2018 18:30 Uhr

Feiertage machen nicht immer Spaß – manchmal sind sie auch ganz schön anstrengend. Foto: Thinkstock

Warum jüdische Feiertage der reinste Stress für eine harmonische Ehe sind

von Beni Frenkel  19.02.2018 18:30 Uhr

Meine Frau und ich führen eine harmonische Ehe. Wir streiten kaum. Die Bedürfnisse des Ehepartners sind uns genauso wichtig wie unsere eigenen. Ein Blick reicht aus, um den Gemütszustand unseres Seelenverwandten richtig zu deuten. Auch körperlich ziehen wir uns gegenseitig an. Manchmal überlege ich mir sogar, einen Ratgeber für Paare zu schreiben.

Problematisch sind eigentlich nur die jüdischen Feiertage. Dann möchten wir uns eigentlich nur noch scheiden lassen. Denn auch mit den Jahren haben wir es nicht geschafft, diese Tage friedlich zu überstehen. Jeder Feiertag hat seine Tücken. Es ist wie am Level-Ende eines schlechten Computerspiels: Da steht riesengroß ein Monster, das man nicht bezwingen kann.

pessach Eines der größten Ehemonster ist natürlich Pessach. Wir Männer machen da eigentlich nur eines: nämlich alles falsch. Wir stehen im Weg, kaufen nicht richtig ein und machen Flecken am Sederabend.

An Schawuot verwandelt sich meine Frau in ein Zankweib. Sie will, dass ich mit dem Sohn die Nacht hindurch Tora lerne. So wie das alle Männer Israels tun. Den Jungen lasse ich aber Micky-Maus-Taschenbücher lesen. Ich lese in der Nacht den »Spiegel« durch und verdrücke dabei einen ganzen Käsekuchen. Nur an Jom Kippur streiten wir nicht. Da sehen wir uns ja auch kaum. Aber an Sukkot geht es wieder los. Ich weigere mich, in der kalten Sukka zu schlafen. Und ich kaufe mir jedes Jahr einen Kinder-Lulav. Der ist 20 Franken günstiger. Meine Frau schämt sich in der Synagoge.

Auch an Chanukka streiten wir acht Tage lang. Ich muss bis sechs Uhr abends arbeiten. Zu Hause steht die müde Frau kurz vorm Anschlag. Der Junge hat die Chanukkia fallen lassen, die Kleine hat die Herbstgrippe, die Große ist ein Teenager und verhält sich dementsprechend. Wer ist an allem schuld? Natürlich ich.

purim Aber am schlimmsten – am allerschlimmsten – ist Purim. Da fliegen bei uns die Fetzen. Dabei geht es eigentlich um eine Kleinigkeit: um Verkleidungen. Die Frau plant die Familien-Verkleidung Monate im Voraus. Mal sind Tiere, Feen oder Berufe ihr Purim-Thema. Ich weigere mich aber jedes Mal, als Löwe, dicker Prinz oder Schotte durch die Straßen Zürichs zu laufen.
Das ist mir einfach zu peinlich. Da mache ich nicht mit! Ich bin doch nicht bescheuert! Am Ende gebe ich natürlich klein bei.

Aber eine Frage an den lieben Gott habe ich: Hast Du Dir das wirklich gut überlegt mit diesen vielen jüdischen Feiertagen? Daran zerbrechen die besten Ehen. Bist Du eigentlich auch einmal verheiratet gewesen?

Theater

Wenn Schicksale sich reimen

Yael Ronens »Replay« erzählt die Geschichte einer DDR-Familie in Zyklen

von Leonie Ettinger  22.12.2024

Gute Vorsätze

100 Prozent Planerfüllung

Warum unsere Redakteurin 2025 pünktlicher sein will als die Deutsche Bahn

von Katrin Richter  22.12.2024

Meinung

Eine Replik von Eva Menasse auf Lorenz S. Beckhardts Text »Der PEN Berlin und die Feinde Israels«

von Eva Menasse  21.12.2024

Hessen

Darmstadt: Jüdische Gemeinde stellt Strafanzeige gegen evangelische Gemeinde

Empörung wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024 Aktualisiert

Kino

Film-Drama um Freud und den Lieben Gott

»Freud - Jenseits des Glaubens« ist ein kammerspielartiges Dialogdrama über eine Begegnung zwischen Sigmund Freud und dem Schriftsteller C.S. Lewis kurz vor dem Tod des berühmten Psychoanalytikers

von Christian Horn  19.12.2024

TV-Tipp

»Oliver Twist«: Herausragende Dickens-Verfilmung von Roman Polanski

Sittengemälde als düstere Bestandsaufnahme über die geschilderte Zeitperiode hinaus

von Jan Lehr  19.12.2024

Literatur

Gefeierter Romancier und politischer Autor: 150 Jahre Thomas Mann

Seine Romane prägten eine Epoche und werden noch heute weltweit gelesen. Zugleich war Thomas Mann auch ein politischer Autor, woran im Jubiläumsjahr 2025 zahlreiche Publikationen erinnern

von Klaus Blume  19.12.2024

Glosse

Kniefall 2.0

Ist Markus Söder jetzt alles Wurst oder erfüllt er nur die Erwartungen der jüdischen Gemeinschaft?

von Michael Thaidigsmann  19.12.2024

Aufgegabelt

Einstein-Lachs-Tatar

Rezept der Woche

 19.12.2024