Finale

Der Rest der Welt

»Die Location ist fantastisch! Riesen-Kristalllüster! Roter VIP-Party-Teppich! Disko-Lichter!« Foto: Thinkstock

Dieses Jahr wird das totale Highlight. Emma geht in die sechste Klasse: Party-Saison! Das Jahr der Batmizwa-Feiern. In zwei Parallelklassen gibt es insgesamt 20 Mädels: Das sind dann 20 rauschende Partys. Ich kann es kaum erwarten!
Bald schon trudelt der erste zartrosa Umschlag samt Einladung ein. »Emma« steht vorne drauf. Wie, Emma – und was ist mit mir? Bin ich vielleicht nicht eingeladen?

»Nein«, sagt mein Töchterlein kurzerhand, greift sich den Umschlag und segelt in ihr Zimmer, um ihre Abendgarderobe zu begutachten. Strictly ohne Eltern! »Mit dir auf ’ner Party, Mama? Mega-peinlich!«

Ich bin fassungslos. Und als auch alle anderen zartrosa- und perlmuttfarbenen Umschläge ein paar Wochen später direkt an mir vorbei und auf Emmas Schreibtisch segeln, werde ich langsam sauer.

Partymaus Ob ich bei den Eltern anrufen soll? Um sie daran zu erinnern, was für eine Eins-a-Partykanone ich bin? Ich könnte auch gerne etwas singen, oder ... »Nein!«, Emma baut sich vor mir auf und entreißt mir den Telefonhörer. »BITTE BLAMIER MICH NICHT«, teilt sie mir in hörbaren Großbuchstaben mit. »Okay, okay, ich ha­be schon verstanden!«

Ich werde – wie immer – zu Hause bleiben, allein auf dem Sofa. Werde Kamillentee trinken und die 100. Wiederholung von Pretty Woman gucken. Seufz!

Aber dann kommt die größte, die fetteste Einladung von allen. Großformat! Jede Menge rosa Glitzer drauf! Und alle Eltern sind eingeladen! Jippie! Meine Tochter rollt verzweifelt mit den Augen.
Was ziehe ich nur an? Irgendetwas Enges, Dekolletiertes? »Nein, Mama, bitte ir­gendetwas Schwarzes, Weites. Das kaschiert.« Danke, meine liebe Emma, denke ich!

Stiletto Endlich nähert sich der Abend der großen Party. Ich trage etwas Enges, Schwarzes, Mega-Kurzes. Die Location ist fantastisch! Riesen-Kristalllüster! Roter VIP-Party-Teppich! Disko-Lichter!

Ich stürze mich ins Vergnügen. Aber hoppla: Da an der Bar stehen die ganzen anderen Mütter. Auf zehn Zentimeter Stiletto-Absätzen, mit perfekter Fönfrisur, in knallengen Klamotten. OMG! Keine von denen wiegt über 30 Kilo! Hilfe! Ich drängele mich zur Bar und schütte nervös einen Wodka-Orange in mich rein. Ein Kellner mit Champagnergläsern rauscht an mir vorbei. »Hierher, bitte!«, rufe ich.

Und dann wird die Party doch noch richtig lustig. Mit einer roten Rose im Mund führe ich die Congaline über die gesamte Tanzfläche! Schmeiße meine High Heels von mir und tanze barfuß auf dem Buffet! Der Rest der Partygesellschaft verschwindet schon bald hinter einem sanft glitzernden Disko-Vorhang.
Schon am nächsten Morgen kann mich die ganze Stadt in mehreren kompromittierenden Posen auf Facebook bewundern. Emma spricht nicht mehr mit mir, erwägt eine Namensänderung und hat beantragt, die Schule zu wechseln. Sie will auf das streng orthodoxe Mädchengymnasium. Dort gibt’s keine Batmizwa-Feiern.

Sehen!

Fluxus in Köln

Das Museum Ludwig widmet Ursula Burghardt und Ben Patterson eine Doppelausstellung

von Katharina Cichosch  24.11.2024

Amos Oz

Der Fehlbare

Biograf Robert Alter würdigt den Literaten und politischen Aktivisten

von Till Schmidt  24.11.2024

Glosse

Der Rest der Welt

Schweißausbrüche, Panikattacken und eine Verjüngungskur auf dem Podium

von Margalit Edelstein  24.11.2024

Kulturkolumne »Shkoyach!«

Wenn Fiktion glücklich macht

Shira Haas und Yousef Sweid sind in »Night Therapy« weitaus mehr als ein Revival der Netflix-Erfolgsserie »Unorthodox«

von Laura Cazés  24.11.2024

Aufgegabelt

Boker tow: Frühstück

Rezepte und Leckeres

 24.11.2024

Auszeichnung

Historiker Michael Wolffsohn erhält Jugendliteraturpreis

Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur würdigt Engagement in der Geschichtsvermittlung

 23.11.2024

Berlin

Nan Goldin eröffnet Ausstellung mit Rede über Gaza-Krieg

Die umstrittene Künstlerin nennt Israels Vorgehen »Völkermord« – »propalästinensische« Aktivisten schreien Museumsdirektor nieder

 23.11.2024 Aktualisiert

Bochum

Gil Ofarim kündigt Konzert an

Gerade erst zeigte er sich geläutert - nun kündigt er neue Pläne an

 22.11.2024

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024