Habe heute mal in mein Horoskop geschaut: »Voller Enthusiasmus stürzen Sie sich in das neue Großprojekt … Aber bald schon ist es damit vorbei, und Sie lassen sich total gehen und bringen null Einsatz. Reißen Sie sich zusammen, Sie Schlaffi!«
Tja, das stimmt leider, wenn wir hier vom Großprojekt Chanukka sprechen. Voll brennendem Eifer stürze ich mich jedes Jahr auf die Chanukka-Vorbereitungen. Speziell der erste Abend muss perfekt sein!
Skype Alle Kids hübsch aufgebrezelt (Chanukka-Skype-Termin vor Kerzen-Kulisse mit Omi), Telefon ausgestöpselt, Schale mit Kleingeld vor der Tür, damit uns die Chanukka-Schnorrer nicht beim Kerzenzünden stören.
Alle Chanukkiot frisch poliert, Sufganiot bestellt, Party-Einladungen werden am ersten Abend NICHT angenommen, damit wir unter uns sind. Mein Mann brabbelt jedes Jahr irgendetwas von »Total übertrieben, ist ja fast wie Heiligabend hier«.
Ich ignoriere das. Chanukka ist mir total wichtig – Kindheitserinnerungen, Sie verstehen. Es werden ALLE Strophen von »Maos Zur« gesungen, das Gemurre der Kinder wird ignoriert. Es gibt KEIN Fernsehen für die lieben Kleinen, stattdessen wird Dreidel um Chanukkagelt gespielt. Ich liebe es!
Auch am zweiten Abend halte ich eisern durch.
Erst am dritten Abend beginnt das Idyll zu bröckeln. Es wird zügig gezündet, hopp hopp, ohne zeitraubende Abgesänge, denn um 19.15 Uhr kommt eine Doppelpackung meiner Lieblingsserie Mad Men im Fernsehen.
Zumba Am vierten Abend MUSS ich zum Zumba-Kurs ins Fitness-Center, denn da ist heute Late Night Fitness. Praktischerweise steht dort eine mobile Chabad-Chanukkia, denn die halbe Gemeinde ist vor Ort.
Am fünften Abend plagt mich immer der Hexenschuss. Da wird bei meiner Schwiegermutter gezündet. Leider ohne mich, denn ich muss zu Hause das Bett hüten.
Am sechsten Abend ist die Stöhn-Gähn-Quäl-Chanukka-Party in der Schule. Wie jedes Jahr muss ich diese Tortur alleine durchstehen, denn mein Mann hat seinen traditionellen Chanukka-Poker-Abend. Also Zähne zusammenbeißen und durch, heißt die Devise!
Le Chaim Am siebten Abend ist »Chanukka on Ice«. Nach dem Fiasko vom letzten Jahr (zwei Sanitäter schleiften meinen Mann auf einer Bahre vom Eis, nachdem er über eine Sufgania gestolpert war) sitzen wir trockenen Fußes im Café neben der Eisbahn, trinken mit dem Chabad-Rabbi einige Le Chaims und müssen dann, leicht angesäuselt, ein Taxi nach Hause nehmen.
An die achte Kerze habe ich stets nur verschwommene Erinnerungen, denn da steigt traditionellerweise unsere große Chanukka-Party. Bis wir zum Tagesordnungspunkt des Kerzenzündens kommen, bin ich bereits hackedicht. In diesem Sinne, le Chaim und schöne Feiertage!