FInale

Der Rest der Welt

Dei jüdische Frauen, die während des »Chicago Dyke March« am 24. Juni 2017 Regenbogenflaggen mit einem Davidstern getragen hatten, wurden von der Veranstaltung ausgeschlossen. Foto: Flash 90

Diskriminierung von Jüdinnen und Juden kennt, wie wir wissen, viele Schattierungen: Wegen Einschränkung seiner religiösen Rechte hat Richard Zilberg, Haarstylist in Kanada, seine Ex-Chefin erfolgreich vor einem Tribunal für Menschenrechte in Québec verklagt.

Die jüdische Chefin hatte dem jüdischen Friseur verboten, am Schabbat Haare zu schneiden oder zu färben. Doch Zilberg erschien trotzdem am jüdischen Feiertag an seinem Arbeitsplatz, in einem Spa von Montreal. Schließlich sei Samstag der Tag mit den meisten Kunden und den besten Umsätzen, argumentierte er. Daraufhin wurde der Stylist gefeuert.

Menschenrecht Eine deratige Diskriminierung durch Mit-Juden sei inakzeptabel, beklagte Zilberg vor der kanadischen Menschenrechtskommission: »Ich liebe meinen Glauben, aber ich kann selbst entscheiden, wie ich praktiziere.« Ob die Chefin, die Zilbergs Version bestreitet, die knapp 10.000 Dollar Schadensersatz an ihren Ex-Angestellten überwiesen hat, wurde bisher nicht überliefert.

Eine weitere Form von Diskriminierung ist nur in wenigen jüdischen Medien aufgegriffen worden: Auf der sogenannten Schwarzen Liste des Oberrabbinats in Jerusalem findet sich keine einzige Frau! Eine logische Erklärung dafür hat Debra Newman Kamin, Vizepräsidentin der Conservative Rabbinical Assembly in den USA, gefunden: »Eine Frau als Rabbinerin ist wie ein Einhorn. Warum sollte man Einhörner auf eine Schwarze Liste setzen?«, sagte Kamin der Jewish Telegraphic Agency. Ja, warum sollte Mann? Schließlich werden Einhörner auch nicht als Konversionskandidaten akzeptiert.

Doch während Rabbinerinnen sicherlich differenzierte Bewältigungsstrategien entwickelt haben, um ihre Nicht-Erwähnung auf der Liste von Rabbiner Itamar Tubul zu verkraften, hat Gretchen Rachel Hammond ganz andere Sorgen: Ihre Berichterstattung über den »Chicago Dyke March«, einen Marsch lesbischer Frauen, habe sie ihren Reporter-Job gekostet, sagt die Journalistin, die für die Chicagoer LGBT-Zeitung »Windy City Times« arbeitet.

Regenbogen Hammond hatte publik gemacht, dass drei jüdische Frauen, die während des Marsches am 24. Juni Regenbogenflaggen mit einem Davidstern getragen hatten, von der Veranstaltung ausgeschlossen wurden. Die Organisatoren beschuldigten die Frauen in einem Statement, Unterstützung für den Zionismus, einer »inherent white supremacist ideology« zum Ausdruck gebracht zu haben, was den antirassistischen Zielen des Dyke-Marsches widerspreche.

Die mehrfach ausgezeichnete Reporterin Hammond wurde mittlerweile in die Vertriebsabteilung der »Windy City Times« versetzt und erhielt, so berichtet sie, Dutzende anonymer Anrufe, in denen sie als Verräterin beschimpft wurde. Diskriminierung hat mehr als 50 Schattierungen ...

Um Richard Zilberg aus Kanada mache ich mir keine Sorgen – als Friseur hat er sicherlich längst einen neuen Job gefunden. Leider kann ich meiner Kollegin Gretchen Rachel Hammond nicht helfen, aber ich drücke ihr die Daumen!

Doku

Über eine weitreichende Unwahrheit

»W. – was von der Lüge bleibt« (2020) nähert sich der Lebensgeschichte von Bruno Dösekker alias Wilkomirski, der die Identität eines Schoa-Überlebenden annahm

von Silvia Bahl  17.01.2025

Sehen!

»Traumnovelle«

Der Film arbeitet sich an den sieben anekdotischen Kapiteln der literarischen Vorlage von Arthur Schnitzler entlang

von Britta Schmeis  17.01.2025

Kino

»Wie eine Art Heimkehr«

Schauspielerin Jennifer Grey über den Film »A Real Pain« und Dreharbeiten in Polen

von Patrick Heidmann  16.01.2025

Nachruf

Der Soziologe und das »Gedächtnistheater«

Eine persönliche Erinnerung an Y. Michal Bodemann, der sich unter anderem mit Erinnerungspolitik in Deutschland beschäftigte

von Janine Cunea  16.01.2025

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 18. bis zum 27. Januar

 16.01.2025

Freiburg

Kurde aus Syrien eröffnet israelisches Restaurant

Der Besitzer wird schon länger bedroht. Er lässt sich jedoch nicht abschrecken

von Christian Böhmer  16.01.2025

Malerei

First Ladys der Abstraktion

Das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden zeigt farbenfrohe Bilder jüdischer Künstlerinnen

von Dorothee Baer-Bogenschütz  15.01.2025

Frankreich

Iris Knobloch bleibt Präsidentin des Filmfestivals Cannes

Sie ist die erste Frau an der Spitze des Festivals

 15.01.2025

London

Autor Neil Gaiman weist Vorwürfe sexueller Übergriffe zurück

Im »New York Magazine« werfen mehrere Frauen dem britischen Fantasy- und Science-Fiction-Autor entsprechende Taten vor. Nun äußert sich der 64-Jährige

 15.01.2025