Finale

Der Rest der Welt

Warum es gut ist, auch mal schlecht zu sein

von Beni Frenkel  22.10.2018 16:13 Uhr

Bend it like ... Jakubowitsch Foto: Getty Images / istock

Warum es gut ist, auch mal schlecht zu sein

von Beni Frenkel  22.10.2018 16:13 Uhr

Am Sonntag war ich mit dem Jungen im Fifa-Museum. Das befindet sich in Zürich. Im Untergeschoss läuft man an vielen Pokalen und Fifa-Devotionalien vorbei. Im Erdgeschoss präsentieren sich in einem Halbkreis die Trikots aller Nationalmannschaften. Im ersten Stock kann man sich auf einem Geschicklichkeitsparcours messen. Und eine Etage höher befindet sich endlich das Restaurant.

Die größte Attraktion ist der WM-Pokal aus purem Gold. Er wird in einer einbruchsicheren Glasvitrine aufbewahrt. Die Männer stehen davor und grinsen, während ihre Frauen oder Freundinnen Fotos machen müssen.

Frauenfussball Da die Warteschlange sehr lang war, stellte ich mich vor den Siegerpokal der Frauen-Weltmeisterschaft. Der Junge nahm die Kamera zur Hand und fotografierte mich. Sorgfältig durchkämmten wir die Ausstellung und mussten leider konstatieren: Jüdische Spuren findet man im Museum nur sehr wenige.

Um ehrlich zu sein: Es gibt gar keine. Maradona, Beckenbauer, Ronaldo und Messi – ihre verschwitzten Trikots werden in den Vitrinen ausgestellt. Logisch. Leider gab es nie einen Mendel Jakubowitsch oder Menachem Grünzweig, die Heroisches geleistet haben. Das ist schade. Denn ich habe viele arabische Besucher ausgemacht. Wie schön wäre es doch, wenn die sehen könnten, dass manche Juden ihre Energie für den Fußball verschwenden.

FIFA Im ersten Stock, wo man dribbeln und schießen muss, versuchte ich mein Bestes. Mein Ziel: unter die besten fünf Spieler zu kommen, die jemals im Fifa-Museum gespielt haben. Das müssen bisher etwa zwei Millionen sein. Die besten fünf stehen auf einem Bildschirm. Ihre Punktezahl: etwa 700.000. Mein Ergebnis: 200.000 Punkte. Das reichte nicht einmal für die fünf Tagesbesten. Und das Museum war erst eine Stunde offen.

Ich strengte mich an und erzielte 205.000 Punkte. Eine Übung hatte es in sich: Den Ball muss man so gezirkelt an die Bande schießen, dass er das mittlere Tor trifft. Nicht einmal Messi könnte das, denke ich.

Hinter mir stand eine Traube arabischer Touristen. Die guckten mir zu, wie ich jeden Ball über das Ziel schoss. Ich fluchte leise. Und die Araber begannen zu lächeln.

Als ich endlich traf, klatschten sie laut und fröhlich. Ich guckte in ihre Gesichter. Sie freuten sich wirklich, dass ich endlich einmal traf. Ich jubelte ebenfalls und streckte die Arme in die Höhe. Für einen Moment war ich Mendel Jakubowitsch, den es leider nie gegeben hat.

Egal, vielleicht ist es ganz gut, wenn wir Juden so schlechte Fußballer sind.

Theater

Wenn Schicksale sich reimen

Yael Ronens »Replay« erzählt die Geschichte einer DDR-Familie in Zyklen

von Leonie Ettinger  22.12.2024

Gute Vorsätze

100 Prozent Planerfüllung

Warum unsere Redakteurin 2025 pünktlicher sein will als die Deutsche Bahn

von Katrin Richter  22.12.2024

Meinung

Eine Replik von Eva Menasse auf Lorenz S. Beckhardts Text »Der PEN Berlin und die Feinde Israels«

von Eva Menasse  21.12.2024

Hessen

Darmstadt: Jüdische Gemeinde stellt Strafanzeige gegen evangelische Gemeinde

Empörung wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024 Aktualisiert

Kino

Film-Drama um Freud und den Lieben Gott

»Freud - Jenseits des Glaubens« ist ein kammerspielartiges Dialogdrama über eine Begegnung zwischen Sigmund Freud und dem Schriftsteller C.S. Lewis kurz vor dem Tod des berühmten Psychoanalytikers

von Christian Horn  19.12.2024

TV-Tipp

»Oliver Twist«: Herausragende Dickens-Verfilmung von Roman Polanski

Sittengemälde als düstere Bestandsaufnahme über die geschilderte Zeitperiode hinaus

von Jan Lehr  19.12.2024

Literatur

Gefeierter Romancier und politischer Autor: 150 Jahre Thomas Mann

Seine Romane prägten eine Epoche und werden noch heute weltweit gelesen. Zugleich war Thomas Mann auch ein politischer Autor, woran im Jubiläumsjahr 2025 zahlreiche Publikationen erinnern

von Klaus Blume  19.12.2024

Glosse

Kniefall 2.0

Ist Markus Söder jetzt alles Wurst oder erfüllt er nur die Erwartungen der jüdischen Gemeinschaft?

von Michael Thaidigsmann  19.12.2024

Aufgegabelt

Einstein-Lachs-Tatar

Rezept der Woche

 19.12.2024