Kennen Sie eigentlich das WhatsApp-Fight-or-Flight Syndrom? Eine WhatsApp-Nachricht erscheint auf dem Bildschirm, und Sie möchten nur noch schreiend aus dem Raum rennen und Ihr Handy aus dem nächsten Fenster werfen. Zum Beispiel Einladungen zum »gemütlichen Abend« mit den anderen Müttern der Schulklasse: Was soll daran gemütlich sein, einen ganzen langen Abend mit diesen dummen Hühnern verbringen zu müssen?
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin kein Misanthrop oder so – na ja, nur ein bisschen. Aber die dummen Hühner machen mich wahnsinnig, und zwar aus einem einfachen Grund: Ich muss arbeiten! DIE nicht. Ich bin ständig übermüdet, habe Augenringe, Speckröllchen und verschmiertes Make-up. Die sind immer super gestylt und maximal relaxed! Soeben macht mein Handy »ping«. Eine Einladung von den dummen Hühnern zum Junggesellinnen-Abschied. Nächsten Donnerstag nach der Arbeit. Als Überraschung für meine Freundin Sigal, die am Sonntag heiratet.
Fight or Flight Meine erste Reaktion: fight or flight – absagen! Ich bin nicht da, bin erkrankt, einfach indisponiert! Wenn mein Ego irgendetwas nicht gebrauchen kann, dann einen weiterern Abend, den ich zerzaust, verranzt und schlecht gelaunt nach der Arbeit in Gesellschaft der Glamour-Hühner und ihrer herablassenden Blicke verbringen muss! Mein Mann meint, meine Freundin Sigal würde mir mein Fernbleiben nie verzeihen. Wo er recht hat, hat er recht.
Also schleppe ich mich am Donnerstagabend zerzaust und halb tot zur Party-Location, einem Laser-Shooting-Saal. Hier herrscht ein Licht wie in der Dunkelkammer. Es ist warm, feucht und fensterlos. Fast wäre ich weggepennt! Zum Glück habe ich eine Dose Energydrink dabei, die ich verzweifelt in mich hineinschütte. Dann geht das Licht aus. Ich verstecke mich hinter einer Spiegelwand, mein Lasergewehr fest umklammert. Hinter der nächsten Ecke sehe ich eine feindliche Laserpistole hervorlugen, gehalten von einem Paar perfekt manikürter Hände. Ich sehe rot, stürze mich mit einem Karate-Schrei nach vorne und beginne, wie wild zu ballern!
Laser Von da an gibt es kein Halten: Wie irre kreischend sause ich um die Ecken des Laser-Labyrinths, knalle dumme Hühner ab, was das Zeug hält, schmeiße mich geschmeidig auf den Boden, rolle bis zum nächsten Hindernis, werfe mich auf meine Angreifer! Als das Licht wieder angeht, stehe ich breitbeinig vor einer Gruppe eng zusammengedrängter Frauen, die mich mit angstgeweiteten Augen anstarren. Es herrscht absolute Stille. Unterbrochen nur von einem leisen Ping, als an der Wand auf einem Bildschirm die Ergebnisse angezeigt werden. Ich habe haushoch gewonnen: 10.658 Punkte Vorsprung! »Lasst uns das feiern! Gehen wir noch auf einen Drink?«, frage ich. Aber die anderen haben es auf einmal sehr eilig, sich zu verkrümeln und murmeln was von »morgen früh raus müssen«.
Spätnachts erreicht mich eine WhatsApp-Nachricht von Sigal: Einige der anderen Mütter würden sich weigern, bei der Hochzeit mit mir an einem Tisch zu sitzen, sodass ich am Haupttisch neben der Braut sitzen darf.
In inniger Nähe zum Nachschub an Alkohol, Energydrinks und der Hochzeitstorte! Diese Party wird ein Hit! Hoffentlich steht kein Huhn auf der Speisekarte.