Finale

Der Rest der Welt

Gerade ist die Makkabiade vorbei. Ich war zwar nicht mit dabei, aber drei Wochen nach Pessach arbeite ich noch immer daran, das schwere Gefühl im Bauch loszuwerden. Sport könnte da helfen, schlug meine Mutter vor, die ich daraufhin ungläubig ansah. Meinte sie das etwa ernst? Sie müssen wissen: Ich war nie besonders sportlich.

In Deutschland hatte ich mich gerne mit meinem unathletischen Körper herausgeredet und damit, dass wir Juden ohnehin nicht besonders aktiv in derlei Hinsicht seien. Alle nickten dann immer ganz verständnisvoll und dachten wahrscheinlich gleich an die Bilder von übergewichtigen, bärtigen Rabbinern. Das war mir zwar irgendwie auch nicht so recht – aber nun gut: Man muss halt Opfer bringen. Selbst meinen deutschen Sportlehrer konnte ich noch mit der Aussage »Meine Religion verbietet es mir, Völkerball zu spielen« überzeugen.

israel Erst als ich in Israel zur Schule ging, wurden mir solche Ausreden zum Verhängnis. Denn dort nimmt man es mit dem Sportunterricht fast so ernst wie in den USA. Ohne bestandene Sportprüfung kein Abitur! In meiner ersten Stunde ließ mich Nadja, meine energische Sportlehrerin, das gleich zu Beginn wissen.

So schnell gebe ich allerdings nicht nach: Ich probierte es natürlich trotzdem mit einer Diskussion. Wir sind doch sowieso alle Laktose-intolerant und tendieren sowohl zu Diabetes als auch zu Herzleiden. Wir haben es also wirklich schon schwer genug, warum sich also zusätzlich belasten? Meine Sportlehrerin lächelte nur und sagte, ich müsse schon ein Naturtalent sein, denn Sport, das sei absolute Kopfsache. »Gewonnen«, dachte ich. Na ja, als ich dann bei sengender Hitze laufen, Liegestütze machen, weitspringen und sogar durch den Dreck kraulen musste, ahnte ich, dass Nadja am Ende vielleicht doch die besseren Argumente hatte.

motivation Sie lehrte mich, sie zu fürchten, und auch, dass Sport letztendlich nur eine Frage der richtigen Motivation war. Meine allerdings hieß Angst. Beim 2000-Meter-Lauf rannte ich dann in bahnbrechender Geschwindigkeit vor Nadja davon, die am linken Rand des Sportplatzes stand, um die Zeit zu messen. Leider beendete ich jede Runde umso langsamer, ängstlich auf die »Yalla, Kadima!« schreiende Sportlehrerin zulaufend.

Jetzt also, drei Wochen nach Pessach, erinnere ich mich wieder nostalgisch an Nadja. Und endlich wusste ich auch, wie ich mein Post-Pessach-Bäuchlein bekämpfen konnte. Schnell lud ich die erste Staffel Homeland auf meinen Laptop, stellte ihn auf das Bügelbrett vor unserem Laufband im Keller und lief, was das Zeug hielt. Denn am Besten läuft es sich noch immer auf der Flucht – vor Nadja. Jetzt beschäftigen mich nur noch zwei Fragen: Warum sind wir Juden eigentlich nicht viel sportlicher, und wie viele Kalorien kann ich wohl beim Binge-Watching verbrennen?

Berlin

Berlinale gedenkt Opfers des Angriffs am Holocaust-Mahnmal

Am Vorabend wurde ein spanischer Tourist von einem syrischen Flüchtling, der Juden töten wollte, mit einem Messer angegriffen

 22.02.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 20. Februar bis zum 27. Februar

 21.02.2025

Berlinale

»Das verdient kein öffentliches Geld«

Der Berliner CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hat seine Karte für die Abschlussgala zerrissen – und will die Förderung für das Filmfestival streichen

von Ayala Goldmann  21.02.2025

Bayern

NS-Raubkunst: Zentralrat fordert schnelle Aufklärung

Der Zentralrat der Juden verlangt von den Verantwortlichen im Freistaat, die in der »Süddeutschen Zeitung« erhobenen Vorwürfe schnell zu klären

 20.02.2025

Kolumne

Unentschlossen vor der Wahl? Sie sind in guter Gesellschaft – mit Maimonides

Der jüdische Weise befasste sich mit der Frage: Sollten wir als Kopfmenschen mit all unserem Wissen auch bei Lebensentscheidendem dem Instinkt vertrauen?

von Maria Ossowski  20.02.2025

Berlin

Eine krasse Show hinlegen

Noah Levi trat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. In die nächste Runde kam er nicht, seinen Weg geht er trotzdem

von Helmut Kuhn  20.02.2025

NS-Unrecht

Jüdische Erben: »Bayern hat uns betrogen« - Claims Conference spricht von »Vertrauensbruch«

Laut »Süddeutscher Zeitung« ist der Freistaat im Besitz von 200 eindeutig als NS-Raubkunst identifizierten Kunstwerken, hat dies der Öffentlichkeit aber jahrelang verheimlicht

von Michael Thaidigsmann  20.02.2025

Literatur

»Die Mazze-Packung kreiste wie ein Joint«

Jakob Heins neuer Roman handelt von einer berauschenden Idee in der DDR. Ein Gespräch über Cannabis, schreibende Ärzte und jüdischen Schinken

von Katrin Richter  20.02.2025

Berlinale

Auseinandergerissen

Sternstunde des Kinos: Eine Doku widmet sich David Cunio, der am 7. Oktober 2023 nach Gaza entführt wurde, und seinem Zwillingsbruder Eitan, der in Israel auf ihn wartet

von Ayala Goldmann, Katrin Richter  19.02.2025