Finale

Der Rest der Welt

Nichts gegen Fußball. Wirklich nicht. Einige meiner besten Freunde sind Fans dieses Sports. Mir selbst allerdings geht das Gekicke quer am Tuches vorbei. Vielleicht liegt das daran, dass meine Eltern Amerikaner waren und mir das entsprechende Gen nicht vererbt haben.

So könnte mich die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien, die diese Woche anfängt, auch eigentlich kaltlassen. Wenn ich nicht in der Berliner Leibnizstraße wohnen würde. Eigentlich eine sehr gute Wohngegend. Nur verbindet dummerweise die Leibnizstraße den Ku’damm mit der Kantstraße.

Und das ist justament die Strecke, auf die nach jedem gewonnenen Spiel der deutschen Nationalmannschaft ein Autokorso von Zehntausenden dauerhupenden PKW mit laut grölenden Insassen ergießt: den Ku’damm hoch, über die Leibniz- auf die Kantstraße runter, dann rechts durch die Uhlandstraße zurück auf den Ku’damm und das Ganze wieder von vorn, drei- vier-, fünfmal.

Gelärme Gegen 22 Uhr fängt es an und geht zunächst bei den Gruppenspielen bis ein Uhr morgens; mit jeder Runde, die die deutsche Mannschaft weiterkommt, verlängert das Gelärme sich um mindestens jeweils eine halbe Stunde.

Alle zwei Jahre – mit jeder Europa- und Weltmeisterschaft – erleide ich das nun schon. Und da die Wettbewerbe stets im Sommer stattfinden, stehe ich jedes Mal vor der teuflischen Alternative, entweder die Fenster zu schließen, um das infernalische Gehupe wenigstens ein bisschen zu mildern, dafür aber im Mief zu hocken, oder meinen Sauerstoffbedarf zu decken – um den Preis von Schlaflosigkeit plus Kopf- und Ohrenschmerzen.

Nur wenn Deutschland verliert, habe ich meine Ruhe. Dann gibt es nichts hupend zu feiern. So kommt es, dass auch ich inzwischen die Spiele der deutschen Mannschaft aufmerksam verfolge. Jede missglückte Ballabgabe von Löws Mannen weckt in mir Aussicht auf nächtliche Ruhe. Jeder gelungene deutsche Vorstoß in den gegnerischen Strafraum lässt mich zittern vor dem unausweichlichen Autokorso nach dem Abpfiff.

So ruhen meine Hoffnungen auf ungestörten Schlaf in diesem Sommer bei Deutschlands Gegnern. Mut macht mir das Unentschieden gegen Kamerun vorige Woche. Mögen Portugal, Ghana und die USA sich davon inspirieren lassen, Deutschland schon in der ersten Runde rauszukicken. Meine lärmstrapazierten Nerven werden es ihnen danken.

Los Angeles

Adrien Brody: Kim Kardashian jagte mein Internet in die Luft

Adrien Brody kann für seine Rolle in »Der Brutalist« auf einen zweiten Oscar hoffen. Große Aufmerksamkeit bekam er zuletzt auch wegen eines Projekts, in dem er gar nicht mitspielt

 04.02.2025

Kulturkolumne

Die Willkür von Symbolen

Gedanken zu Swastika, Hakenkreuz und roten Dreiecken in Fernost

von Laura Cazés  04.02.2025

Kassel

Documenta-Gesellschaft veröffentlicht Verhaltenskodex

Die Weltkunstschau trete »jeder Form von Antisemitismus, Rassismus und jedweder anderen Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« aktiv entgegen, heißt es darin

 03.02.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Von wegen Laufmaschen: Geschichten aus Strumpfhausen

von Nicole Dreyfus  03.02.2025

Eurovision

Der traurigste Tanz der Welt

Yuval Raphael überlebte den Nova-Rave am 7. Oktober. Nun vertritt sie Israel beim Song Contest

von Sabine Brandes  02.02.2025

Aufgegabelt

Jerusalemer Bagel

Rezepte und Leckeres

 02.02.2025

TV-Tipp

Paul Newman im großen Arte-Themenabend

Spielerdrama »Die Farbe des Geldes« und Doku über den US-Filmstar

 01.02.2025

Kultur

Uraufführung des Oratoriums »Annes Passion«

Über die Darstellung von Anne Frank in veschiedenen Kunstformen streiten Historiker und Autoren seit mindestens 70 Jahren. Das Oratorium von Evgeni Orkin entfacht die Kontroverse neu

von Valentin Schmid  31.01.2025

Nachruf

Grande Dame des Pop: Marianne Faithfull ist tot

In den »Swinging Sixties« war sie Mick Jaggers schöne Freundin - eine Zuschreibung, mit der sie später oft haderte. Nach Schlagzeilen und Drogensucht gelang ihr die künstlerische Wiederauferstehung

von Werner Herpell  31.01.2025