Finale

Der Rest der Welt

Er heißt Herr Bremi und kennt meine Mutter. Die beiden wohnen im gleichen Dorf. Herr Bremi ist – und darauf bin ich stolz – ein großer Fan von mir. Früher war mein Fan einmal leitender Angestellter im Dorfladen, heute genießen er und seine Frau den Ruhestand, den Garten und die vier Enkelkinder.

Normalerweise ziere ich mich. Ich mag es nicht, von meinen Erfolgen zu sprechen. Anerkennungen gehe ich aus dem Weg, ebenso Fernsehauftritten sowie anderen Verehrungen. Mein Werk soll für mich sprechen. Vielleicht lasse ich es in späteren Jahren einmal zu, dass sich namhafte Biografen mit mir beschäftigen. Doch für den Moment wandle ich lieber auf Gottes Wegen und ducke mich, so gut es halt geht.

fan Andererseits aber ist Herr Bremi wirklich ein großer Fan von mir. Und: Er zieht bald in eine kleinere Wohnung. Von meiner Mutter hat er erfahren, dass ich Antiquitäten sammle und die bei eBay verkaufe. Das ist ein schöner Nebenverdienst. Man wird ja wirklich nicht reich mit Schreiben. Der Herr Bremi sagte also meiner Mutter, ich dürfe jederzeit zu ihm kommen und nehmen, was mein Herz begehre. Er habe 40 Jahre lang ebenfalls gesammelt und wolle jetzt auf seine alten Tage redimensionieren. Als ich dies hörte, meldete ich mich gleich für nächsten Sonntag an.

Wie ich eingangs schon sagte, Herr Bremi war früher leitender Angestellter im Dorfladen. Also nicht unvermögend. Vielleicht ein zweiter Gurlitt? Warum soll Herr Bremi nicht Goldmünzen gesammelt haben und sich derer nun entledigen? Ich meldete mich für den Morgen an. Als ich nach einer längeren Reise vor dem Eingang stand, betete ich kurz: Lieber Gott, lass Deine Güte auf mich herabsinken und mach mich reich. Dann öffnete Frau Bremi die Tür. An die habe ich gar nie gedacht.

schokolade
Ich schwitzte und fragte, wo ich meine vielen leeren Tüten am besten hinstellen solle. Sie deutete stumm auf ein kleines Zimmer. Ihr Mann lasse sich entschuldigen. Schmerzen irgendwo. Ich reichte ihr Schokolade. Ein Präsent an meinen größten Fan. Ihr Mann dürfe keine Schokolade essen. Und ob ich damit einverstanden sei, die dreckigen Schuhe auszuziehen. Selbstverständlich. Also, ähm, wo sind die Sachen? Da. Ihr Mann wäre schon seit zwei Tagen bettlägerig. Die Sachen auf dem Tisch dürfe ich aber mitnehmen.

Tisch? Tischchen! Es lagen darauf: Bücher aus den 80er-Jahren über Israel, Judentum. Vieles von Kishon. Mist. Außerdem: fünf Holzkisten, Spielzeug, Kleider, Mistmistmist! Ich kreiste mehrmals um den Tisch herum. Frau Bremi immer dicht hinter mir. Ihren Mann hörte ich oben husten und spucken. Im Radio spielten sie Marschmusik. Neben dem Tisch lagen die schönen Sachen: Bilder, Skulpturen, Vasen.

Ich nahm zwei Kishon-Bücher mit und eine Holzlokomotive. Frau Bremi begleitete mich noch zur Tür und schloss sie gleich ab. Ich guckte gen Himmel und wollte dem da oben etwas zurufen, da fiel mein Blick auf ein Kishon-Buch: Undank ist der Welten Lohn.

Glosse

Der Rest der Welt

Minimalistisch oder altersgerecht: in Worten fünfundvierzig

von Katrin Richter  23.02.2025

Aufgegabelt

Gulasch mit Paprika und Kartoffeln

Rezepte und Leckeres

von Ruth Raber  23.02.2025

Berlinale-Preisverleihung

Ohne Israelhass geht es nicht

Der gute Wille war da bei der neuen Festivalleitung, doch auch bei der Verleihung der Bären am Samstagabend kam es zu anti-israelischen Aussetzern

von Sophie Albers Ben Chamo  22.02.2025

Berlin

Berlinale gedenkt Opfers des Angriffs am Holocaust-Mahnmal

Am Vorabend wurde ein spanischer Tourist von einem syrischen Flüchtling, der Juden töten wollte, mit einem Messer angegriffen

 22.02.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 20. Februar bis zum 27. Februar

 21.02.2025

Berlinale

»Das verdient kein öffentliches Geld«

Der Berliner CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hat seine Karte für die Abschlussgala zerrissen – und will die Förderung für das Filmfestival streichen

von Ayala Goldmann  21.02.2025

Bayern

NS-Raubkunst: Zentralrat fordert schnelle Aufklärung

Der Zentralrat der Juden verlangt von den Verantwortlichen im Freistaat, die in der »Süddeutschen Zeitung« erhobenen Vorwürfe schnell zu klären

 20.02.2025

Kolumne

Unentschlossen vor der Wahl? Sie sind in guter Gesellschaft – mit Maimonides

Der jüdische Weise befasste sich mit der Frage: Sollten wir als Kopfmenschen mit all unserem Wissen auch bei Lebensentscheidendem dem Instinkt vertrauen?

von Maria Ossowski  20.02.2025

Berlin

Eine krasse Show hinlegen

Noah Levi trat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. In die nächste Runde kam er nicht, seinen Weg geht er trotzdem

von Helmut Kuhn  20.02.2025