Am 27. Oktober ist an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg offiziell der neue Bachelor-Studiengang »Jüdische Studien« eröffnet worden. Bei der Feierstunde sprach auch der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. Den Festvortrag über den Stellenwert der jüdischen Studien für das Verständnis der europäischen Kultur hielt Karl Erich Grözinger aus Berlin, der als einer der Begründer der Jüdischen Studien in Deutschland gilt.
»Fast zehn Jahre lang haben Sie Erfahrung gesammelt mit dem Nebenstudiengang ›Judaistik‹, der sich vor allem auf die religiösen Schriften konzentriert hat«, sagte Zentralratspräsident Schuster an die Gastgeber gewandt. »Jetzt erweitern Sie nicht nur das akademische Angebot mit dem neuen Bachelor-Studiengang, nein, Sie erweitern auch den Blickwinkel. Sie definieren quasi das Jüdische durch alle Bereiche hindurch: durch die Literatur, die Kunst und die Kultur. Die Religion lassen Sie zum Glück nicht außen vor.« Schuster fügte auch hinzu, er würde es begrüßen, wenn es zu Kooperationen zwischen Bamberg und der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg (HfJS) kommen würde.
interdisziplinär Von einer interdisziplinären Zusammenarbeit profitieren die Judaistik, aber auch die anderen Fachbereiche, betonte anschließend Karl Erich Grözinger. »Wer Deutschland und ganz Europa richtig verstehen will, muss auch das Judentum kennen«, so der Religionswissenschaftler. Gerade in Franken, wo sich schon früh größere jüdische Gemeinden angesiedelt hätten, sei die Einrichtung eines solchen Studiengangs zu begrüßen.
Mit dem soeben begonnenen Wintersemester bietet die Universität Bamberg den neuen Bachelorstudiengang »Jüdische Studien« an. In Haupt- und Nebenfächern lernen die Studenten neben Bibel- und modernem Hebräisch vor allem die Vielfalt der jüdischen Kultur- und Literaturwissenschaft kennen, heißt es in einer Mitteilung der Hochschule. Dabei würden historische und gegenwärtige Entwicklungen in Oberfranken, in europäischen und außereuropäischen Ländern wie den USA und Israel berücksichtigt. Auch jüdische Gegenwartsliteratur und der zeitgenössische israelische Film sind Themen, die auf dem Lehrplan stehen.
Kontext Mit dem neuen Studiengang sei Bamberg eine von nur sechs Universitäten in ganz Deutschland, die Kenntnisse über das Judentum in einem breiten religions-, kultur- und literaturwissenschaftlichen Kontext vermittele. Nach den Worten der Judaistik-Professorin Susanne Talabardon wird besonderer Wert darauf gelegt, die Studenten auch in der Vermittlung der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu schulen, beispielsweise im Bereich der Erwachsenenbildung. ja