Wenn ein junger Mann sagt, er wolle eine Frau finden, zu der er sich hingezogen fühlt, ist dies nachvollziehbar. Der durchtrainierte, israelisch-amerikanische Romeo namens Ori, mit dunklem Haar, sich andeutenden Geheimratsecken und einem gut getrimmten Vollbart, sagt: »Ich glaube, meine Ansprüche sind hoch.« Dann wird die Sache problematischer: Ori, der weiterhin bei seinen modern-orthodoxen Eltern lebt, isst Schweinefleisch.
Zuschauer, die an dieser Stelle glauben, den Gipfel der Peinlichkeiten gesehen zu haben, liegen falsch. Es wird noch schlimmer. Ori will allen Ernstes eine Blondine mit blauen Augen, die aber einen marokkanischen Hintergrund haben muss, genauso wie seine schwarzhaarige Mutter.
partnersuche »Diese Art der Partnersuche wurzelt in jüdischer Weisheit, aber sie gilt für die ganze Welt«, sagt die moderierende Matchmakerin Aleeza Ben Shalom über ihre neue Show, die auf der jahrtausendealten Tradition des Schidduch basiert.
Ben Shalom bringt mit dem Projekt Jewish Matchmaking ihre bisherige Arbeit zu Netflix. Der Taschentuchverbrauch steigt, und Hormone machen sich bemerkbar, wenn Aleeza Ben Shalom jungen Jüdinnen und Juden hilft: »Ich habe jüdische Weisheit für die ganze Welt«, sagt sie. Gut! Denn »Seelenpartner« zu finden, ist ihr zufolge »die schwerste Aufgabe der Welt«.
Bald zeigt sich: In Israel gibt es offenbar ernsthaftere Heiratswillige – mit weitaus realistischeren Vorstellungen.
Die erste Episode beginnt am Palmenstrand von Miami mit Salsa und Sonne. Der Himmel ist blauer als blau, aber die erste Kandidatin klagt, all ihre Freunde befänden sich bereits in »sehr ernsten« Beziehungen. »Bevor ich 30 werde, will ich verheiratet sein«, sagt Dani. »Ich bin toll. Aber hier stehen dennoch keine Männer Schlange, die mich heiraten wollen. Ich habe keine Ahnung, warum.«
episode »Es gibt 15 Millionen Juden in der Welt, und 15 Millionen Wege, jüdisch zu sein«, erklärt Aleeza Ben Shalom. Dies macht die Aufgabe nicht gerade einfach. Sechs Minuten und 14 Sekunden nach Beginn der ersten Episode hat die Matchmakerin schon ein mögliches Match für Dani. Zum Glück ist es nicht Ori, sondern David. Wie sich herausstellt, ist der 31-Jährige ein sefardischer Schönling mit beeindruckenden Muskeln, dessen Foto Eindruck macht. »Süß!«, sagt Dani.
Nach sieben Minuten und 52 Sekunden erscheint eine andere Stadt auf dem Bildschirm: Jerusalem. Bald zeigt sich: In Israel gibt es offenbar ernsthaftere Heiratswillige – mit weitaus realistischeren Vorstellungen.
Immer mehr Kandidaten tauchen auf, inklusive einer Frau, die Einhörner als Stofftiere liebt. Ihr Name ist ein Wink mit dem Zaunpfahl: Harmonie. Mit ihren 44 Jahren ist sie recht spät dran, denn sie will ein Kind.
Aleeza Ben Shalom verrät schon früh ihr Motto: »Date them ’till you hate them« (»Date sie, bis du sie hasst«): Das Date ist so lange im Rennen, bis einer von beiden ein eindeutiges Nein ausspricht.
Die ersten Folgen enthalten gute Momente, aber das Gesamturteil fällt eher ernüchternd aus: Jewish Matchmaking ist zum Teil recht schwer verdaulich und regt mehr als einmal zum Fremdschämen an. Dies liegt jedoch nicht an Aleeza Ben Shalom. Der souveränen Moderatorin und Expertin gelingt es, die Kunst und Geschichte des jüdischen Matchmaking gut zu erklären. So wird die Serie zu einem Crash-Kurs über das Einmaleins der Eheanbahnung im Judentum.
Die erste Staffel von »Jewish Match-making« ist jetzt auf Netflix zu sehen.