Nürnberg, im Herbst 1945. Zu Beginn der Kriegsverbrecherprozesse richten die Amerikaner in einer beschlagnahmten Villa ein Gästehaus ein. Hier werden ehemalige Nazis und enge Vertraute der Angeklagten, aber auch KZ-Überlebende und Regimegegner untergebracht, die als Zeugen geladen sind.
Als Gastgeberin soll Gräfin Belavar mit festen Hausregeln und gepflegter Konversation eine kultivierte, harmonische Atmosphäre unter den Bewohnern schaffen. Man arrangiert sich miteinander – und mit der neuen Zeit. Doch mit den ersten Zeugenaussagen im Justizpalast gelangt immer mehr Unausgesprochenes, Unaussprechliches aus der Vergangenheit der Gäste ans Tageslicht.
bizarr Das ZDF thematisiert diese wahre Geschichte am Montag, den 24. November, um 20.15 Uhr in dem Fernsehfilm Das Zeugenhaus. Iris Berben spielt die Gräfin Belavar. Neben ihr treten unter anderen Matthias Brandt, Tobias Moretti, Udo Samel und Samuel Finzi auf. Direkt im Anschluss sendet das ZDF um 22 Uhr eine gleichnamige Dokumentation. Sie zeigt die historischen Vorbilder der Spielhandlung und lässt Nachfahren zu Wort kommen.
So berichtet der Sohn einer französischen Auschwitz-Überlebenden über die Gefühlslage seiner Mutter im Gerichtssaal im Angesicht der Nazischergen. Ein Enkel der adligen Gastgeberin erzählt, wie seine Großmutter die gegensätzlichen Charaktere behandelte. Historiker analysieren die allgegenwärtigen Mechanismen von Selbstverleugnung und Schuldzuweisungen.
Christiane Kohl, Autorin des Sachbuchs Das Zeugenhaus, auf dem das Fernsehspiel beruht, beschreibt im Interview die Konflikte in dieser bizarren Hausgemeinschaft, in der diskutiert wurde, was uns noch heute beschäftigt: die Verbrechen der Nazis und die Frage nach Schuld und Verdrängung. ja
»Das Zeugenhaus«. ZDF, Montag, 24. November, 20.15 Uhr