Herr Rosenthal, zum 50. Jubiläum von »Dalli Dalli« wird es am 15. Mai eine große Jubiläumsshow im ZDF geben, moderiert von Johannes B. Kerner. Wird das spitze?
Ja, bestimmt. Ich freue mich sehr darüber, dass es Johannes B. Kerner macht, weil wir uns schon längere Zeit kennen. Er und Britta Becker, eine ehemalige Hockey-Nationalspielerin, haben Makkabi sehr stark darin unterstützt, Hockeyspielerinnen für die Maccabiah in Israel zu finden. Ich habe Herrn Kerner neulich in der Talkshow »3 nach 9« über meinen Vater sprechen hören, und das wird sicherlich toll mit ihm, das wird spitze. Ich bin als Gast bei der Sendung eingeladen.
Was erwarten Sie sich von der Sendung?
Ich denke, dass es gut ist, aus diesem Anlass an meinen Vater und seine Show zu erinnern, die vielen Menschen so viel Spaß gemacht hat. Sie war ein Vorreiter, um prominente Persönlichkeiten an Spielen teilhaben zu lassen. Etliche hatten früher Angst, so etwas zu machen, aus Angst, sich zu blamieren. Aber das Publikum wollte Menschen, die es aus Film oder Politik kannte, in Situationen sehen, in denen einfach gespielt wurde oder in denen sie aus sich herausgehen konnten. Heute gibt es mindestens vier oder fünf solcher TV-Formate – das alles kam aber nach »Dalli Dalli«.
Welcher Teil der Sendung darf auf keinen Fall beim Jubiläum fehlen?
Typisch waren die Ping-Pong-Fragen, bei denen die Kandidaten innerhalb von 15 Sekunden im Wechsel antworten mussten. Das war das Markenzeichen der Sendung. Sicherlich wird der Spruch meines Vaters »Sie sind der Meinung, das war spitze« dabei sein.
Zum Ende der Quiz-Show wurde immer für einen guten Zweck gespendet. Ist so etwas jetzt auch vorgesehen?
Bei »Dalli Dalli« war jeder Punkt, der erreicht wurde, eine D-Mark wert. Als mein Vater schon im Krankenhaus lag, wurde beschlossen, dass die Spendenaktion weitergeführt werden soll. Mithilfe des damaligen ZDF-Intendanten Dieter Stolte, der Jüdischen Gemeinde und dem RIAS Berlin haben wir mit der Hans-Rosenthal-Stiftung das fortgesetzt, was bei »Dalli Dalli« gemacht wurde. Ich freue mich, dass auch jetzt bei der Jubiläumssendung wieder Geld gesammelt wird, um unschuldig in Not geratenen Menschen zu helfen.
War es für Ihren Vater befremdlich, dass er als von den Nazis verfolgter Jude später in Deutschland einer der beliebtesten Showmaster wurde?
Er sagte immer, dass er in Deutschland bleiben konnte, weil zwei Frauen ihn versteckt und ihre Lebensmittelkarten mit ihm geteilt hatten. Er hat sehr viel erreicht. Eine Wissenschaftlerin forscht gerade im Rahmen einer Doktorarbeit darüber und geht der Frage nach, wie es dazu kam, dass der Antisemitismus in Deutschland nach dem Krieg stark abnahm und welche Rolle mein Vater dabei spielte. Mein Vater hat das Jüdischsein nie verleugnet. Er war in der Gemeinde und im Zentralrat aktiv, hat dies aber nie nach außen getragen, weil er nicht als »Quotenjude« gelten wollte. Erst nachdem viele Zeitungen berichteten, Hans Rosenthal sei jemand, den man gerne zum Nachbarn hätte, machte er sein früheres Leben öffentlich. Er hat natürlich manchmal gesagt, dass er nicht wisse, wer von den Menschen, die ihm jetzt alle zujubeln, ihn damals angezeigt hätte. Dieser Gedanke war schon in seinem Hinterkopf. Er genoss es, von seinem Publikum geliebt zu werden. Dass ihm, der sich während der Nazizeit nicht trauen konnte, bei Tageslicht nach draußen zu gehen, später auf der Straße zugejubelt wurde, ist schon gewaltig.
Würden Sie sich wieder eine regelmäßige »Dalli Dalli«-Sendung wünschen?
Es gab zwei neue Auflagen, eine mit Andreas Türck im Nachmittagsprogramm und eine andere mit Kai Pflaume, die sehr aufwendig produziert wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ZDF daran wieder anknüpfen würde. Dass es jetzt eine Jubiläumsshow gibt, ist prima. Aber für eine dritte Auflage wäre es – wenn überhaupt – wohl zu früh.
Mit dem Berliner Rechtsanwalt und Notar sprach Katrin Richter.