Porträt

»Das war spitze!«

Hans Rosenthal (1925-1987) Foto: picture alliance/United Archives

Er war einer der größten Entertainer der Nachkriegszeit: Quizmaster Hans Rosenthal (1925-1987) wäre am 2. April 100 Jahre alt geworden. Das ZDF würdigt seinen Superstar von einst mit dem Fernsehfilm »Rosenthal«, der ab 22. März zu streamen ist und am 7. April im Zweiten läuft.

Florian Lukas verkörpert herausragend gut den beliebten Entertainer, bei dem sich Prominente an Geschicklichkeitsspiele herantrauten. Stars wie Sepp Maier oder die Kessler-Zwillinge zockten Curling oder bedienten eine Wurstmaschine.

Lesen Sie auch

»Hans Rosenthal war eine der prägendsten Persönlichkeiten des deutschen Fernsehens, insbesondere für das ZDF. Er brachte frischen Wind in die Unterhaltungssendungen, prägte das Format der Quiz- und Spielshows entscheidend«, fasst ZDF-Programmdirektorin Nadine Bilke zusammen.

Luftsprünge bei Leistungen

Die bekannteste Schöpfung des Show-Genies ist die Spielsendung »Dalli Dalli«. Bei Millionen Menschen unvergessen ist, wie der zierliche Showmaster bei besonders tollen Leistungen der Kandidaten einen Luftsprung machte und dazu »Das war spitze!« rief. Wenn er in der Luft stand, wurde das Bild eingefroren.

Rosenthals Leben war allerdings keineswegs so sonnig wie sein öffentliches Auftreten. Als jüdischer Jugendlicher überlebte er den Holocaust versteckt in einer Berliner Gartenlaube. »Er bekam in seiner größten Notlage während des Holocausts von zwei Frauen Hilfe, die damit ihr eigenes Leben gefährdeten«, erzählt Sohn Gert Rosenthal.

Dadurch, dass es die beiden Frauen gegeben habe, sei es seinem Vater möglich gewesen, in Deutschland zu bleiben. »Weil er auch die guten Deutschen kennengelernt hat.« Hans Rosenthals Bruder wurde von den Nazis ermordet.

Vorgeschichte unbekannt

Im Millionenpublikum von »Dalli Dalli« war Rosenthals Vorgeschichte so gut wie unbekannt. Viele wollten es vermutlich auch nicht so genau wissen. »Er hat es nicht extra versteckt«, erinnert sich Rosenthals Tochter Birgit Hofmann im dpa-Interview. »Er hat auch beruflich nie irgendwie ein großes Geheimnis draus gemacht, aber es wurde nicht an die große Glocke gehängt.« Ihr Vater habe immer sein wollen wie alle anderen auch, »ohne Vorteile oder Nachteile«.

Das ZDF-Drama »Rosenthal« zeigt beide Seiten dieses bewegten Lebens, zugespitzt auf einen seiner symbolträchtigsten Tage: den 9. November 1978, 40. Jahrestag der antisemitischen Pogromnacht. 1938 hatten Nazis Synagogen angezündet und Geschäfte geplündert. Viele Juden starben in jener Nacht. Ausgerechnet an diesem Jahrestag im Jahr 1978 stand die 75. »Dalli Dalli«-Sendung an. Für das ZDF damals ein Grund zu feiern.

Der Film von Regisseur Oliver Haffner begleitet Florian Lukas als Rosenthal bei immer neuen Anläufen, den ZDF-Programmverantwortlichen der 70er Jahre das makabere Sendedatum auszureden.

Menschenfreundlicher Perfektionist

Wer vor vielen Jahren Rosenthal noch live auf dem Bildschirm erlebt hat, kann nur den Hut ziehen, wie sehr Lukas in der Rolle dieses menschenfreundlichen Perfektionisten aufgeht, das Volumen seiner Stimme einschränkt, die schnelle und leicht gepresste Sprechweise perfekt imitiert.

»Zunächst hatte ich Angst, jemanden zu spielen, dessen Eigenheiten unglaublich viele Leute noch kennen beziehungsweise sehr schnell überprüfen können. Bei den ersten Versuchen, mich seinem Charakter anzunähern, fiel mir auf, dass es gar nicht so unmöglich war, wie ich zunächst dachte«, so Schauspieler Lukas zum ZDF.

Wie der Film zeigt, hat Rosenthal die Sendung am 9. November 1978 mit geschickten Gesten umgestaltet. Und doch hat der Tag dem Showmaster wohl zugesetzt. Weil er auf Sendung war, konnte er nicht in Köln an der zentralen Gedenkveranstaltung teilnehmen. Es gab für ihn jedoch noch einen Auslöser, sich mit seiner jüdischen Identität auseinanderzusetzen, wie sein Sohn weiß.

»Zwei Leben in Deutschland«

»Sehr maßgeblich für meinen Vater waren zwei Zeitungen, die geschrieben hatten, Hans Rosenthal wäre jemand, den man gerne als Nachbarn hätte«, berichtet Gert Rosenthal.

»Dann kam wahrscheinlich auch - so wie es im Film dargestellt wird - der 9. November hinzu. Er hat gesagt, er möchte mal zeigen, wer dieser Nachbar ist, den man sich gerne wünscht, und dass er erzählen muss von seinem ersten Leben. Da hat er dann angefangen, das Buch zu schreiben.« Die Autobiografie »Zwei Leben in Deutschland« erschien 1980.

Was bleibt von Hans Rosenthal? Da ist zunächst sein soziales Engagement, wie sein Sohn erzählt: »Am Ende jeder »Dalli Dalli«-Sendung wurden ein oder zwei Familien unterstützt, die unverschuldet in Not geraten waren.« Die Hans-Rosenthal-Stiftung setzt heute fort, was er so selbst ins Leben gerufen hat.

Das Herzliche und der Charme

Und dann ist doch noch der Satz, mit dem er oft zitiert wird: »Man muss Menschen mögen.« Sein Sohn Gert, nach dem im Holocaust gestorbenen Bruder benannt, beschreibt das Auftreten seines Vaters so: »Keiner hatte Angst, bei meinem Vater auf die Bühne zu gehen. Denn jeder wusste, er wird nicht fertiggemacht, er wird geschützt.«

Bei manchen Spielen habe er sich selbst am Boden gerollt. »Ich glaube, dieses Herzliche, dieser Charme, den er rübergebracht hat, ist, was ihn zum Teil von anderen unterschieden hat.«

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  16.04.2025

Serie

»Inglourious Basterds«-Star spielt in »Fauda« mit

Sicher ist, dass die fünfte Staffel von »Fauda« kommt. Unsicher ist noch, welche Rolle die Französin spielen wird

 15.04.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 17. April bis zum 1. Mai

 15.04.2025

Graphic Novel

»Lodzia und Marysia« erzählt Geschichte von Schoa-Überlebenden

Das Buch widmet sich dem Leben von Leokadia Justman und ihrer Freundin im Nationalsozialismus. Verfolgung, Flucht und Mut stehen im Mittelpunkt dieses außergewöhnlichen Comics.

 15.04.2025

Europa

Spanien stellt Teilnahme Israels am Musikwettbewerb ESC infrage

Beim Eurovision Song Contest soll es eigentlich um Musik gehen. Doch die Politik spielt immer öfter mit hinein. Aktuell droht eine neue Debatte um Israel. Grund ist der Krieg im Gazastreifen

 14.04.2025

Geistesgeschichte

»Wirklicher Liberalismus«

Die Biografie des Politikwissenschaftlers Adolf Grabowsky zeigt exemplarisch, warum Konservatismus und Fortschritt keine Gegensätze sein müssen

von Matthias Oppermann  14.04.2025

Interview

Günther Jauch: Hans Rosenthal war ein Idol meiner Kindheit

Der TV-Moderator über den legendären jüdischen Showmaster und seinen eigenen Auftritt bei »Dalli Dalli« vor 42 Jahren

von Michael Thaidigsmann  11.04.2025

UNESCO

Talmud-Handschrift zu Weltdokument ernannt

Das Weltdokumentenerbe vereint Buchbestände, Handschriften, Partituren, Bild-, Ton- und Filmaufnahmen von außergewöhnlichem Wert für die Menschheitsgeschichte

 11.04.2025

10. Todestag

Zwischen Erinnerung und Engagement: Günter Grass heute

Literarisch brachte er es zu höchsten Ehren, politisch war er ein kritischer Wegbegleiter der Bundesrepublik, aber auch ein gescheiterter Moralist. Ein Zeitzeuge erinnert sich an Günter Grass als verlässlichen Freund

von Klaus Blume  11.04.2025