TV

Das war spitze

Am Samstagabend hat Kai Pflaume zum ersten Mal »Dalli Dalli« moderiert.

von Heide Sobotka  25.07.2011 11:31 Uhr

Kai Pflaumer moderiert Dalli Dalli Foto: imago

Am Samstagabend hat Kai Pflaume zum ersten Mal »Dalli Dalli« moderiert.

von Heide Sobotka  25.07.2011 11:31 Uhr

Legenden wie Hans Rosenthal sind schwer zu toppen. Aber das wollte Kai Pflaume auch nicht. Er hielt sich bei seiner Neuauflage von »Dalli Dalli« an alt Bewährtes – ein flottes Rate-Team, eine Jury mit Augenzwinkern (Mister Tagesschau Jan Hofer und NDR-Reporterin Verena Püschel), einen gut aufgelegten Moderator, ein gutes Konzept – und es war okay. Nicht spitze, dazu braucht es noch etwas mehr.

Aber es war eine solide Sendung mit vielen Retro-Momenten, man wollte sich den Erfolg eben sichern. So begrüßte auch nicht der Moderator das Publikum, sondern Hans Rosenthals Sohn Gert, der nach dem Tod seines Vaters 1986 dessen ins Leben gerufene Stiftung weiterführte, bescheiden, ohne großes Brimborium, im Hintergrund, aber stetig.

ohne Schmus Und das ist auch das große Plus der ersten Sendung gewesen. Ganz im Sinne des Rate-Altmeisters: schnell, zügig, ohne viel Schmus. Die Kandidaten (leider nur vier statt acht wegen der verkürzten Sendezeit von 90 auf 60 Minuten), waren gut drauf die »Männer« Uwe Ochsenknecht und Heiner Lauterbach, die sich jugendlich gaben und ihre Rollen gern noch etwas nachlebten, gegen die Mannschaft »Mattscheibe« mit Jenny Jürgens und Peter Hahne.

Am Konzept der Sendung war nicht gerüttelt worden: Frage- und Wissensrunden, Geschicklichkeitsübungen, Dalli Klick, die Tonleiter und der legendäre Spitze-Sprung des Moderators, um den es im Vorfeld viel Geheimniskrämerei gab. Doch Kai Pflaume ging wie einstmals Rosenthal immer dann in die Luft, wenn das Saalpublikum besonderen Spaß an der Aktion der Kandidaten hatte, und das hatte es.

Rateflott und pfiffig zeigte sich Heiner Lauterbach, als er die zu vollendenden Reimzeilen jeweils nur mit einem Wort ergänzte und bekam dafür einen SpitzePunkt. Denn darauf kam es auch Rosenthal an: Einfallsreichtum. Die Aktionsspiele lockten endgültig aus der Reserve: So scheiterte Heiner Lauterbach kläglich, als er einen Tischtennisball, der auf dem Luftstrom eines Föhns tanzte, ansaugen und per Mund an den Partner Ochsenknecht weitergeben sollte, der diesen wieder zurück auf den Luftstrom setzte. Urkomisch und dennoch nie peinlich. Der lachende Pflaume hatte Mühe, weitermoderieren zu können.

Trapez Auch die Erkenntnis: Wer lange führt, muss nicht gewinnen. Der Showdown kam mit der Übung am Trapez: Während der eine Kandidat Wissensfragen beantworten musste, hing der andere am Trapez, doch der Antwortende hatte nur so lange Zeit, wie sein Partner es in der Hanglage aushielt. Ausgezeichnete 53 Sekunden schaffte es Jenny Jürgens, Lauterbach dagegen nur 49, der sich vor lauter Lachen nicht mehr halten konnte, weil Ochsenknecht ebefalls eine witzige Nullnummer ablieferte – ebenfalls spitzewürdig. Und Fettgebackenes in Öl war bei Ochsenknecht die »Fettschmelze« und das Aus für Lauterbach. Aber ein neuer Gag war geboren.

An den Rätselaufgaben und Aktionsspielen könnte noch etwas gefeilt werden. Doch es ist zu sehen, dass in bester Rosenthal-Manier Schnelligkeit und Einfallsreichtum vor Promistatus stehen. Und das ist schön. Mit Sicherheit werden auch die nächsten Ausgaben weniger retro sein als diese erste Sendung, wo der Rückgriff auf Hans Rosenthal ein wenig zu oft bemüht wurde. Wohltuend war und ist auch heute jegliches Fehlen von Glitter und Glamour.

Ob das Publikum von heute das allerdings noch so goutiert? Neben »Germany’s Next Topmodel«, »Deutschland sucht den Superstar« und »Die perfekte Minute« ist »Dalli Dalli« eben Familienunterhaltung. Sitzen denn heute Vater, Mutter, Sohn und Tochter noch versammelt vor dem Fernseher und wollen ihr Allgemeinwissen testen?

Möglicherweise zur Überbrückung zwischen Samstagskrimi und aktuellem Sportstudio. Aber warum soll es nicht auch gute, lockere und spaßige Unterhaltung für die 40- bis 65-Jährigen geben? Ein besserer Sendeplatz, an dem vielleicht auch Oma mitguckt, wäre »Dalli Dalli« schon zu gönnen. Also ab ins Erste und das dalli, dalli.

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 20. Februar bis zum 27. Februar

 21.02.2025

Berlinale

»Das verdient kein öffentliches Geld«

Der Berliner CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hat seine Karte für die Abschlussgala zerrissen – und will die Förderung für das Filmfestival streichen

von Ayala Goldmann  21.02.2025

Bayern

NS-Raubkunst: Zentralrat fordert schnelle Aufklärung

Der Zentralrat der Juden verlangt von den Verantwortlichen im Freistaat, die in der »Süddeutschen Zeitung« erhobenen Vorwürfe schnell zu klären

 20.02.2025

Kolumne

Unentschlossen vor der Wahl? Sie sind in guter Gesellschaft – mit Maimonides

Der jüdische Weise befasste sich mit der Frage: Sollten wir als Kopfmenschen mit all unserem Wissen auch bei Lebensentscheidendem dem Instinkt vertrauen?

von Maria Ossowski  20.02.2025

Berlin

Eine krasse Show hinlegen

Noah Levi trat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. In die nächste Runde kam er nicht, seinen Weg geht er trotzdem

von Helmut Kuhn  20.02.2025

NS-Unrecht

Jüdische Erben: »Bayern hat uns betrogen« - Claims Conference spricht von »Vertrauensbruch«

Laut »Süddeutscher Zeitung« ist der Freistaat im Besitz von 200 eindeutig als NS-Raubkunst identifizierten Kunstwerken, hat dies der Öffentlichkeit aber jahrelang verheimlicht

von Michael Thaidigsmann  20.02.2025

Literatur

»Die Mazze-Packung kreiste wie ein Joint«

Jakob Heins neuer Roman handelt von einer berauschenden Idee in der DDR. Ein Gespräch über Cannabis, schreibende Ärzte und jüdischen Schinken

von Katrin Richter  20.02.2025

Berlinale

Auseinandergerissen

Sternstunde des Kinos: Eine Doku widmet sich David Cunio, der am 7. Oktober 2023 nach Gaza entführt wurde, und seinem Zwillingsbruder Eitan, der in Israel auf ihn wartet

von Ayala Goldmann, Katrin Richter  19.02.2025

Berlin

»Sind enttäuscht« - Berlinale äußert sich zu Antisemitismus-Skandal

»Beiträge, die das Existenzrecht Israels infrage stellen, überschreiten in Deutschland und auf der Berlinale eine rote Linie«, heißt es in einer Erklärung des Festivals

von Imanuel Marcus  19.02.2025