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»Das Kino wird Corona besiegen«

Auftakt zum Jerusalem Film Festival Foto: Flash90

Am 4. September ist die 38. Ausgabe des Jerusalem Film Festival (JFF) , eröffnet am 24. August mit einer Zeremonie im Sultan’s Pool Amphitheater, zu Ende gegangen. Das rund zweiwöchige Festival ist traditionell eine Art Schaufenster für unbekannte Filmemacher. Die Feierlichkeiten mit mehr als 70.000 Gästen starteten unter Corona-Bedingungen. Karten wurden online gebucht, und Besucher konnten die mehr als 150 Filme aus 45 Ländern in Kinosälen und im Freien ansehen.

Als Opening lief Ari Folmans Where is Anne Frank?. Das animierte Dokudrama folgt der Reise von Kitty, Annes imaginärer Freundin, die in naher Zukunft in ihrem Haus in Amsterdam aufwacht und sich auf eine Reise durch Europa begibt, um die gebürtige Frankfurterin zu finden, die sie noch am Leben glaubt. Vom Publikum gab es Standing Ovations. »Ich bin glücklich, das JFF mit unserem Beitrag zu eröffnen«, sagte Folman. »Der Film zeigt, wie wichtig es ist, das Leben von Kindern zu retten.«

KOSHER RHAB Aufsehen erregte Kosher Rehab von Anna Oliker, ein Dokumentarfilm über US-Drogenabhängige aus chassidischen Familien. Großes Interesse gab es für Anna Somershafs A Woman of Valor über ultraorthodoxe Frauen, die für die Knesset kandidieren, und David Fishers The Round Number über die Bedeutung der Zahl »sechs Millionen«.

Weitere Schoa-Themen waren die Doku Babi Yar des ukrainischen Regisseurs Sergei Loznitsa, Landscapes of Resistance, die Geschichte der Widerstandsbewegung in Auschwitz, von Martha Popivoda, und Speer Goes to Hollywood von der beim JFF als beste Regisseurin ausgezeichneten Vanessa Lappa. Sie betrachtet Hitlers Chefarchitekten, der versuchte, sein Leben in einen großen Kinofilm zu verwandeln.

»Nichts erzählt unsere Gesellschaft besser«, würdigte Präsident Isaac Herzog das israelische Kino. Dies ist besonders beim Preis für den besten israelischen Film zu sehen, den sich zwei Dramen teilten: Tom Shovals Shake Your Cares Away über eine wohlhabende Witwe, die eine obdachlose Familie einlädt, bei ihr zu leben, und Hadas Ben-Aroyas erotische Dreiecksgeschichte All Eyes Off Me. Gefeiert wurden auch der als bester Dokumentarfilm ausgezeichnete Black Notebooks von Shlomi Elkabetz, der Videotagebücher seiner Familie enthält. Auch viele ausländische Beiträge waren zu sehen, darunter Woody Allens Komödie Rifkin’s Festival.

SEKTIONEN Das JFF ist aber auch eine Mixtur von Events und Workshops mit Wettbewerben für Kurzfilme sowie Sektionen für experimentelle und avantgardistische Arbeiten. Darüber hinaus umfassten die Industry Days viele Veranstaltungen, die israelische und internationale Filmemacher zusammenbringen. Überhaupt waren wieder viele ausländische Beiträge zu sehen, unter anderem Premierenfilme vom Festival in Cannes.

Als bester Film wurde der finnische Beitrag Compartment No. 6 von Juho Kuosmanen ausgezeichnet. Mit Quentin Tarantino war dieses Jahr nur ein wirklicher Weltstar vertreten. Er hielt eine Laudatio auf die Low-Budget-Filme der israelischen Produktionsfirma Cannon Group.

Gleichzeitig fand im berühmten »Habonim Park« ein Konzert des Kinoklassikers »E. T. »von Steven Spielberg statt. Unter Begleitung des Jerusalem Symphonie Orchester war es einer der Höhepunkte des Festivals. »Die diesjährige Ausrichtung war besonders emotional,« erklärte Noa Regev. Für 2022 prophezeite die  Festival-Direktorin: »So wie das Kino Weltkriege überlebt hat, wird es auch Corona besiegen.«     

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 20. Februar bis zum 27. Februar

 21.02.2025

Berlinale

»Das verdient kein öffentliches Geld«

Der Berliner CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hat seine Karte für die Abschlussgala zerrissen – und will die Förderung für das Filmfestival streichen

von Ayala Goldmann  21.02.2025

Bayern

NS-Raubkunst: Zentralrat fordert schnelle Aufklärung

Der Zentralrat der Juden verlangt von den Verantwortlichen im Freistaat, die in der »Süddeutschen Zeitung« erhobenen Vorwürfe schnell zu klären

 20.02.2025

Kolumne

Unentschlossen vor der Wahl? Sie sind in guter Gesellschaft – mit Maimonides

Der jüdische Weise befasste sich mit der Frage: Sollten wir als Kopfmenschen mit all unserem Wissen auch bei Lebensentscheidendem dem Instinkt vertrauen?

von Maria Ossowski  20.02.2025

Berlin

Eine krasse Show hinlegen

Noah Levi trat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. In die nächste Runde kam er nicht, seinen Weg geht er trotzdem

von Helmut Kuhn  20.02.2025

NS-Unrecht

Jüdische Erben: »Bayern hat uns betrogen« - Claims Conference spricht von »Vertrauensbruch«

Laut »Süddeutscher Zeitung« ist der Freistaat im Besitz von 200 eindeutig als NS-Raubkunst identifizierten Kunstwerken, hat dies der Öffentlichkeit aber jahrelang verheimlicht

von Michael Thaidigsmann  20.02.2025

Literatur

»Die Mazze-Packung kreiste wie ein Joint«

Jakob Heins neuer Roman handelt von einer berauschenden Idee in der DDR. Ein Gespräch über Cannabis, schreibende Ärzte und jüdischen Schinken

von Katrin Richter  20.02.2025

Berlinale

Auseinandergerissen

Sternstunde des Kinos: Eine Doku widmet sich David Cunio, der am 7. Oktober 2023 nach Gaza entführt wurde, und seinem Zwillingsbruder Eitan, der in Israel auf ihn wartet

von Ayala Goldmann, Katrin Richter  19.02.2025

Berlin

»Sind enttäuscht« - Berlinale äußert sich zu Antisemitismus-Skandal

»Beiträge, die das Existenzrecht Israels infrage stellen, überschreiten in Deutschland und auf der Berlinale eine rote Linie«, heißt es in einer Erklärung des Festivals

von Imanuel Marcus  19.02.2025