Interview

»Das ist erst der Anfang«

Herr Gross, im Genfer Kernforschungszentrum CERN wurde nach langer Suche das Higgs-Teilchen entdeckt, das bisher hypothetisch war und das die Lücke im Standardmodell der Physik schließen würde. Was bedeutet diese Entdeckung für die Wissenschaft?
Das ist die Entdeckung des Jahrhunderts, die unser Verständnis des Universums ändern wird. Wir haben eine weitere Seite im Buch der Natur umgeblättert. Nun können wir verstehen, wie vom Augenblick der Schöpfung an überhaupt Materie entstanden ist. Denn der Higgs-Mechanismus verleiht sämtlicher Materie ihre Masse.

Was war Ihr persönlicher Beitrag zu dieser Entdeckung?
Gemeinsam mit Sandra Kortner vom Max-Planck-Institut für Physik in Deutschland habe ich die ATLAS-Forschergruppe koordiniert. ATLAS ist der Teilchendetektor am CERN, mit dem das Higgs-Boson nachgewiesen werden sollte. Ich habe die Gruppe also praktisch zu dieser Entdeckung geführt. Gemeinsam mit meinen Studenten am Weizmann-Institut habe ich auch die Grundlage für die statistische Analyse der Experimente gelegt.

Haben auch andere Wissenschaftler vom Weizmann-Institut an der Entdeckung des Higgs-Bosons mitgearbeitet?
Ich war der Einzige, der unmittelbar an der Suche nach dem Higgs-Teilchen beteiligt war. Aber mein früherer Lehrer Giora Mikenberg war der Leiter einer Gruppe von Forschern des Weizmann-Insituts, der Universität Tel Aviv und des Technion in Haifa, die einen großen Teil des Teilchendetektors gebaut hat. Mikenberg war auch mehrere Jahre lang Leiter des OPAL-Experiments am CERN. Ebenfalls an der Suche nach dem Higgs-Boson beteiligt war Ehud Duchovni vom Weizmann-Institut.

Seit wann haben Sie an dem Projekt mitgearbeitet?
Von Anfang an, seit 1987, also seit genau 25 Jahren. Damals war ich noch Student bei Giora Mikenberg und Ehud Duchovni. Eine Zeitlang habe ich auch in Deutschland gearbeitet, mein Vorgesetzter war Rolf-Dieter Heuer, heute Generaldirektor von CERN. Ich war seinerzeit Koordinator des geplanten TESLA-Projekts am Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg, mit dem der Urknall nachgestellt werden sollte. Leider hat die Bundesregierung das Projekt damals nicht genehmigt.

Und das jetzt entdeckte Teilchen ist zweifellos das Higgs-Boson?
Natürlich gibt es Zweifel, die ganze Wissenschaft beruht auf Zweifel. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen Fehler gemacht haben, beträgt nur eins zu drei Millionen. Freilich ist das erst der Anfang, denn jetzt müssen wir beweisen, ob es wirklich das Higgs-Teilchen ist, welches vom Standardmodell der Physik vorausgesagt wurde, oder nicht doch ein ganz anderes Teilchen. Das wird die nächsten Jahre in Anspruch nehmen.

Mit dem Teilchenphysiker des Weizmann-Instituts in Rehovot sprach Ingo Way.

Fernsehen

Ungeschminkte Innenansichten in den NS-Alltag

Lange lag der Fokus der NS-Aufarbeitung auf den Intensivtätern in Staat und Militär. Doch auch viele einfache Menschen folgten der Nazi-Ideologie teils begeistert, wie eine vierteilige ARD-Dokureihe eindrucksvoll zeigt

von Manfred Riepe  04.05.2025

Fernsehen

Rache für den Holocaust? »Plan A« in der ARD

In dem Drama sinnt eine Gruppe Juden auf Rache für die deutschen Holocaust-Verbrechen

von Ute Wessels  04.05.2025 Aktualisiert

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  04.05.2025

Ausstellung

G*tt in Blau

Das Jüdische Museum Wien geht sieben großen Fragen nach – von der Bibel bis in die Gegenwart

von Tobias Kühn  04.05.2025

Aufgegabelt

Israelischer Salat

Rezepte und Leckeres

 04.05.2025

Interview

»Ich habe eine tiefe Liebe zu Israel«

Iris Berben über die Kraft von Worten, Reisen nach Israel und was ihr Hoffnung macht

von Katrin Richter  04.05.2025 Aktualisiert

Donna Anna (Adela Zaharia) und Don Ottavio (Agustín Gómez) in »Don Giovanni/Requiem«

Oper

Requiem nach der Höllenfahrt

Der Exilrusse Kirill Serebrennikov erschüttert mit »Don Giovanni« in Berlin

von Maria Ossowski  02.05.2025

Sachbuch

Auf der Spur der wahren Germanen

Ein neues Buch zeigt, wie kurz der Weg vom Kult um die Germanen über das völkische Denken bis zum Antisemitismus und zum Holocaust war und ist

von Christoph Arens  02.05.2025

Dresden

Israel Philharmonic Orchestra an Doppelkonzert beteiligt

Der Israeli Lahav Shani dirigiert ein als »musikalisches Zeichen für Versöhnung und Frieden« angekündigtes Konzert

 02.05.2025