Hessen

Darmstadt: Jüdische Gemeinde stellt Strafanzeige gegen evangelische Gemeinde

Daniel Neumann, Chef der Jüdischen Gemeinde Darmstadt Foto: Gregor Zielke

Hessen

Darmstadt: Jüdische Gemeinde stellt Strafanzeige gegen evangelische Gemeinde

Empörung wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024 20:28 Uhr Aktualisiert

Im hessischen Darmstadt ist ein Streit um Antisemitismus auf einem kirchlichen Weihnachtsmarkt entbrannt. Im Wirbel um israelfeindliche und antisemitische Propaganda schließe sich die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau einer Strafanzeige der Jüdischen Gemeinde Darmstadt gegen die evangelische Michaelsgemeinde an, teilte die hessen-nassauische Landeskirche am Mittwoch mit.

In der Kritik steht der »Anti-Koloniale Frieden-Weihnachtsmarkt«, den
die Gemeinde gemeinsam mit der Palästina-Solidaritäts-Gruppe
»Darmstadt4Palestine« am vergangenen Wochenende ausgerichtet hatte.

Lesen Sie auch

Der Staatsanwaltschaft Darmstadt liegen nach eigenen Angaben vom
Mittwochmittag drei Anzeigen vor. Die Jüdische Gemeinde Darmstadt
hatte bereits am Dienstag Anzeige erstattet, am Mittwoch auch der
hessische Antisemitismusbeauftragte.

Angezeigt worden ist laut Staatsanwaltschaft die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen sowie Volksverhetzung.

Lesen Sie auch

»Es ist unfassbar, völlig inakzeptabel und absolut skandalös, in
welch infamer Weise in Darmstadt Hamas-Propaganda und
Holocaust-Relativierung eine Plattform geboten wurde«, sagte der
hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker (CDU) am Mittwoch in
Wiesbaden. Das verbotene rote Dreieck der Terrororganisation Hamas
und der Slogan zur Vernichtung Israels »From the river to the sea«
(Vom Fluss bis zum Meer) seien als vermeintliche Kunstgegenstände,
Plätzchen und Souvenirs angeboten worden.

Der Pfarrer der Gemeinde habe gegenüber der Kirchenverwaltung erklärt, dass sich die Gemeinde von jeglicher Form der Menschenverachtung distanziere, auch von Antisemitismus, teilte die hessen-nassauische Kirche mit. Die Kirche werde weiter das Gespräch mit den Verantwortlichen suchen.

Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, behalte sich die Kirche rechtliche Schritte gegenüber den Verantwortlichen vor.

Das Anliegen, sich für Menschen in Not - auch in Gaza - einzusetzen, sei grundsätzlich legitim, erklärte die EKHN: »Eine pauschal israelfeindliche und delegitimierende Wortwahl und der Verkauf von Gegenständen mit Symbolen, die in Verbindung mit der Terrororganisation Hamas und dem Anzweifeln des Existenzrechts Israels stehen, sind für uns aber inakzeptabel.«

Nach Augenzeugenberichten und vorliegendem Bildmaterial seien »sämtliche Register gezogen worden, um Israel zu dämonisieren und zu
delegitimieren«, sagte der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen
Gemeinde, Daniel Neumann auf Anfrage.

Auch Darmstadts Oberbürgermeister Hanno Benz (SPD) warf der Michaelsgemeinde vor, »antisemitische Inhalte propagiert« zu haben und schickte laut Mitteilung seiner Pressestelle Protestbriefe an die
Gemeinde und an die Landeskirche. epd

Aufgegabelt

Mazze-Sandwich-Eis

Rezepte und Leckeres

 18.04.2025

Pro & Contra

Ist ein Handyverbot der richtige Weg?

Tel Aviv verbannt Smartphones aus den Grundschulen. Eine gute Entscheidung? Zwei Meinungen zur Debatte

von Sabine Brandes, Sima Purits  18.04.2025

Literatur

Schon 100 Jahre aktuell: Tucholskys »Zentrale«

Dass jemand einen Text schreibt, der 100 Jahre später noch genauso relevant ist wie zu seiner Entstehungszeit, kommt nicht allzu oft vor

von Christoph Driessen  18.04.2025

Kulturkolumne

Als Maulwurf gegen die Rechthaberitis

Von meinen Pessach-Oster-Vorsätzen

von Maria Ossowski  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Ausstellung

Das pralle prosaische Leben

Wie Moishe Shagal aus Ljosna bei Witebsk zur Weltmarke Marc Chagall wurde. In Düsseldorf ist das grandiose Frühwerk des Jahrhundertkünstlers zu sehen

von Eugen El  17.04.2025

Sachsenhausen

Gedenken an NS-Zeit: Nachfahren als »Brücke zur Vergangenheit«

Zum Gedenken an die Befreiung des Lagers Sachsenhausen werden noch sechs Überlebende erwartet. Was das für die Erinnerungsarbeit der Zukunft bedeutet

 17.04.2025

Bericht zur Pressefreiheit

Jüdischer Journalisten-Verband kritisiert Reporter ohne Grenzen

Die Reporter ohne Grenzen hatten einen verengten Meinungskorridor bei der Nahost-Berichterstattung in Deutschland beklagt. Daran gibt es nun scharfe Kritik

 17.04.2025

Interview

»Die ganze Bandbreite«

Programmdirektorin Lea Wohl von Haselberg über das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg und israelisches Kino nach dem 7. Oktober

von Nicole Dreyfus  16.04.2025