Zuerst war da die Inspiration, das erste Licht sozusagen. Die Indie-Rockband Yo La Tengo lädt seit mittlerweile 18 Jahren fast alljährlich in New York zum Chanukka-Festival: acht Tage Rock und Comedy vom Feinsten, von Wilco zu den New York Dolls, von Amy Poehler bis John Oliver. »Um dem Weihnachts-Hype etwas entgegenzusetzen«, sagt Yo-La-Tengo-Frontmann Ira Kaplan, der dabei allerdings auch betont, dass es nicht nur ums Jüdischsein geht.
Diese jüdisch/nichtjüdische Erfolgsshow hat sich Randall Poster, wohl Hollywoods größter musikalischer Berater von Regisseuren wie Wes Anderson, Todd Phillips und Martin Scorsese, eine Weile angesehen: das zweite Licht. Und nach der Arbeit an The Joker und The Irishman hat der Soundtrack-Papst dann Bekannte und Kollegen zusammengetrommelt für Hanukkah+, das ultimative Feiertagsalbum mit dem gewissen Extra. Denn die Songs brennen ab wie ein Feuerwerk, sodass es zwölf statt acht geworden sind. Licht drei bis acht samt Schamasch und drei Extra-Kerzen.
powerfrauen Die Powerfrauen von Haim sind dabei mit einem leichten Cover von Leonard Cohens Gebet »If It Be Your Will« von 1984, die ewig jungen Altrocker von The Flaming Lips sind mit »Sing it now, sing it somehow« vertreten, Yo La Tengo selbst haben sich von dem Filmkomponisten Sam Elwitt das schwebende »Eight Candles« schreiben lassen.
Gentleman-Rocker Adam Green dreht die »Dreidels of Fire«, und Steven Spielbergs Tochter Sasha, alias Buzzy Lee, schmilzt in »I give you anything« wie Kerzenwachs, während Alex Frankel vom Synthpop-Duo Holy Ghost! »Hanukkah in ’96« gedenkt.
Das Album arbeitet sich von klassischem Indie-Rock über Gitarren-Pop bis zum Elektro-Bossa nova. Und Loudon Wainwright III und die Watkins Family Hour sorgen mit »Eight nights a week« und »Hanukkah Dance« auch noch für Blues und Bluegrass. Den krönenden Abschluss zum entspannten Verdauen von Latkes und Sufganiot geben Tommy Guerrero mit »Dedication« und Ex-Shudder-to-Think-Sänger Craig Wedren mit »Sanctuary«.
Und hier kommt das Aber: Warum, lieber Randall Poster, haben Sie Jack Black ans Mikrofon gelassen? Und warum darf Hollywoods Comedy-Maniac nach dem überspannten »Oh Hanukkah« auch noch den Pessachklassiker »Chad Gadya« zur Showboat-Nummer stampfen? Zudem auf einem Chanukka-Album? Die einzige Ausrede, die mir dazu einfällt, ist, dass Adam Sandler keine Zeit hatte. In diesem Sinne: »Have a happy, happy, happy, happy Hanukkah!«
Various Artists: »Hanukkah+«, Verve Forecast