Kino

Cannes: Eine ganz besondere Präsidentin

Iris Knobloch bei der Vorstellung der Nominierungen für Cannes in Paris. Foto: picture alliance / abaca

Wim Wenders im Rennen um die Goldene Palme, eine neue, deutsche Präsidentin – und eine Schauspielerin aus Deutschland, die in gleich zwei Wettbewerbs-Filmen mitspielt. Das erwartet hiesige Filmfans dieses Jahr in Cannes - neben erwarteten Auftritten von Stars wie Leonardo DiCaprio, Scarlett Johansson, Tom Hanks und ihrer jüdischen Kollegin Natalie Portman.

Wenn die 76. Filmfestspiele am kommenden Dienstag (16. Mai) starten, ist Regisseur Wenders unter den 21 Filmschaffenden, die um die Goldene Palme konkurrieren. Sandra Hüller verkörpert große Rollen in zwei Wettbewerbs-Beiträgen. Und fernab des Wettbewerbs sind die Augen vor allem auf ein Abenteuer gerichtet: US-Schauspieler Harrison Ford wird mit »Indiana Jones und das Rad des Schicksals« den letzten Teil der legendären Film-Reihe an der Croisette vorstellen.

»Perfect Days« Der 77-jährige Regisseur Wenders ist dieses Jahr gleich mit zwei Filmen in Cannes vertreten. Sein Spielfilm »Perfect Days« läuft im Wettbewerb und folgt dem Alltag eines japanischen Mannes, der als Putzkraft arbeitet. Die Hauptrolle wird von dem bekannten japanischen Schauspieler Koji Yakusho verkörpert.

Iris Knobloch ist die erste Frau und die erste Nichtfranzösin, die Präsidentin der Filmfestspiele in Cannes wurde.

Außerdem wird sein Dokumentarfilm »Anselm - Das Rauschen der Zeit« über den Künstler Anselm Kiefer in einer Nebenreihe gezeigt. Auch im Wettbewerb vertreten ist die österreichische Filmemacherin Jessica Hausner. Ihr Drama »Club Zero« mit Mia Wasikowska in der Hauptrolle erzählt von einer gefährlichen Gruppendynamik an einer Schule.

Gespannt erwartet wird der neue Film von Wes Anderson: »Asteroid City« spielt in den 1950er-Jahren in einer abgelegenen Wüstenstadt und ist unter anderem mit Tom Hanks, Scarlett Johansson, Tilda Swinton und Adrien Brody besetzt. In »May December«, in dem es um eine Hollywood-Schauspielerin geht, sind Natalie Portman und Julianne Moore zu sehen (Regie: Todd Haynes).

Rekord Jude Law und Alicia Vikander spielen in »Firebrand« (Regie Karim Aïnouz) den englischen König Henry VIII. und dessen Ehefrau Catherine Parr. Ein weiterer US-Star ist in »Black Flies« von Jean-Stéphane Sauvaire zu sehen. Sean Penn verkörpert darin einen Sanitäter. Insgesamt sind sieben der Wettbewerbs-Beiträge von Frauen - für Cannes ein Rekord.

Iris Knobloch ist seit vergangenem Sommer als Präsidentin der Filmfestspiele im Amt und die erste Frau und erste Nichtfranzösin in dieser Funktion. Die Tochter von Charlotte Knobloch, frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, arbeitete lange in Führungspositionen für das US-amerikanische Major-Filmunternehmen Warner. Heute ist sie unter anderem Chefin des Verwaltungsrats vom Streaming-Anbieter Deezer.

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Die Branche blickt daher gespannt darauf, ob sich das Filmfestival noch mehr in Richtung USA und insbesondere für Streaming-Anbieter öffnet. Diese sind bislang vom Wettbewerb ausgeschlossen - auch in diesem Jahr.

Bösewicht Drei Filme, die außer Konkurrenz laufen, sorgten vorab für Begeisterung. So reist Harrison Ford mit der Fortsetzung einer seiner legendärsten Filmrollen nach Frankreich. An der Seite des 80-Jährigen spielen in »Indiana Jones und das Rad des Schicksals« Phoebe Waller-Bridge als »Indys« Patentochter und Mads Mikkelsen als Bösewicht mit. Es soll der letzte Film der Reihe sein - und es ist der erste, bei dem Steven Spielberg nicht Regie geführt hat.

Weltpremiere in Cannes feiert außerdem »Killers of the Flower Moon«, der neue Film von Martin Scorsese. Das Krimidrama, in dem Leonardo DiCaprio, Robert De Niro und Brendan Fraser mitspielen, ist eine Apple-Produktion. US-Schauspieler Johnny Depp feiert außerdem nach dem beendeten Verleumdungsprozess mit seiner Ex-Frau ein kleines Comeback - er spielt im Historienfilm »Jeanne du Barry«, der die Filmfestspiele eröffnet, Frankreichs König Ludwig XV.

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Eine Nebenrolle in »Jeanne du Barry« hat übrigens Pauline Pollmann - eine junge Nachwuchsschauspielerin aus Hamburg, die im Film der Regisseurin Maïwenn Marie Antoinette verkörpert. Auch andere deutsche Schauspielerinnen sind in Cannes dabei.

Auschwitz Zu den zwei Werken, in denen Sandra Hüller zu sehen sein wird, gehört »Zone of Interest« - ein Historiendrama, das von Rudolf Höß erzählt, der Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz war (Regie Jonathan Glazer). In »Anatomie d’une chute« von der Regisseurin Justine Triet verkörpert Hüller eine Mutter, die des Mordes verdächtigt wird.

Eine besondere Rolle in Cannes hat die Schauspielerin Paula Beer: Sie ist Mitglied der Jury, die den Preis in der Neben-Sektion Un Certain Regard vergibt. »Ich bin wahnsinnig neugierig, welche Filme wir dort sehen werden«, sagte sie vorab der dpa. Sie freue sich darauf zu sehen, »was Filmschaffende weltweit momentan bewegt und sie in ihren Filmen festhalten.«

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 20. Februar bis zum 27. Februar

 21.02.2025

Berlinale

»Das verdient kein öffentliches Geld«

Der Berliner CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hat seine Karte für die Abschlussgala zerrissen – und will die Förderung für das Filmfestival streichen

von Ayala Goldmann  21.02.2025

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NS-Raubkunst: Zentralrat fordert schnelle Aufklärung

Der Zentralrat der Juden verlangt von den Verantwortlichen im Freistaat, die in der »Süddeutschen Zeitung« erhobenen Vorwürfe schnell zu klären

 20.02.2025

Kolumne

Unentschlossen vor der Wahl? Sie sind in guter Gesellschaft – mit Maimonides

Der jüdische Weise befasste sich mit der Frage: Sollten wir als Kopfmenschen mit all unserem Wissen auch bei Lebensentscheidendem dem Instinkt vertrauen?

von Maria Ossowski  20.02.2025

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Eine krasse Show hinlegen

Noah Levi trat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. In die nächste Runde kam er nicht, seinen Weg geht er trotzdem

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NS-Unrecht

Jüdische Erben: »Bayern hat uns betrogen« - Claims Conference spricht von »Vertrauensbruch«

Laut »Süddeutscher Zeitung« ist der Freistaat im Besitz von 200 eindeutig als NS-Raubkunst identifizierten Kunstwerken, hat dies der Öffentlichkeit aber jahrelang verheimlicht

von Michael Thaidigsmann  20.02.2025

Literatur

»Die Mazze-Packung kreiste wie ein Joint«

Jakob Heins neuer Roman handelt von einer berauschenden Idee in der DDR. Ein Gespräch über Cannabis, schreibende Ärzte und jüdischen Schinken

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Berlinale

Auseinandergerissen

Sternstunde des Kinos: Eine Doku widmet sich David Cunio, der am 7. Oktober 2023 nach Gaza entführt wurde, und seinem Zwillingsbruder Eitan, der in Israel auf ihn wartet

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Berlin

»Sind enttäuscht« - Berlinale äußert sich zu Antisemitismus-Skandal

»Beiträge, die das Existenzrecht Israels infrage stellen, überschreiten in Deutschland und auf der Berlinale eine rote Linie«, heißt es in einer Erklärung des Festivals

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