Karlsruhe

Bundesgerichtshof erleichtert Suche nach NS-Raubkunst

Vor dem Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe Foto: picture alliance/dpa

Eine in der sogenannten Lost-Art-Datenbank vorgenommene Suchmeldung zu NS-Raubgut beeinträchtigt nicht das Eigentum der heutigen Besitzer. Werden bei der Suchmeldung früherer, meist jüdischer Eigentümer oder ihrer Erben »wahre Tatsachen« aufgeführt, muss dies regelmäßig hingenommen werden, urteilte am Freitag der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe. (AZ: V ZR 112/22)

Im konkreten Fall hatte der klagende Kunstsammler Wolfgang Pfeiffer das Gemälde »Kalabrische Küste« des Malers Andreas Achenbach 1999 bei einer Kunstauktion in London gekauft. Der 1815 in Kassel geborene und 1910 in Düsseldorf verstorbene Künstler gilt als bedeutender deutscher Landschaftsmaler der Romantik.

Notverkauf Von 1931 bis 1937 war das Gemälde im Besitz des jüdischen Kunsthändlers Max Stern. Als er von den NS-Behörden gezwungen wurde, seine Galerie aufzugeben, verkaufte Stern das Gemälde notgedrungen an eine Privatperson. Er emigrierte nach Kanada.Der Nachlass von Stern wird von einer kanadischen Treuhandgesellschaft verwaltet. Dessen Treuhänder verfassten eine Suchmeldung für das Gemälde in der Lost-Art-Datenbank, um das Kunstwerk zurückerhalten zu können.

Mit der in Magdeburg betriebenen Datenbank kann nach NS-Raubgut oder nach anderen Kulturgütern gesucht werden, die im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen sind. Ziel der Datenbank ist es, die früheren Eigentümer oder deren Erben mit den heutigen Besitzern zusammenzubringen, um eine faire Lösung der Eigentumsverhältnisse vereinbaren zu können.   

Wertminderung Nachdem der Kunstsammler Pfeiffer als neuer Besitzer des Achenbach-Gemäldes identifiziert wurde, klagte dieser auf Unterlassung, dass sich die Treuhänder in der Datenbank um die Rückgabe des Gemäldes bemühen. Die Listung des Gemäldes in der Lost-Art-Datenbank mindere den Wert des von ihm gekauften Bildes. Er verlangte die Löschung der Suchmeldung.

Doch darauf hat er laut BGH-Urteil keinen Anspruch. Eine allein auf wahren Tatsachen beruhende Suchmeldung in der Lost-Art-Datenbank müsse regelmäßig hingenommen werden. Eine unzulässige Eigentumsbeeinträchtigung liege nicht vor. Weder sage die Suchmeldung etwas über das gegenwärtig bestehende Eigentum, noch über mögliche Ansprüche aus. Eine Löschung der Suchmeldung könne Pfeiffer auch nicht verlangen. epd

Film

Der Wandel des »Ka-Tzetnik«

Eine Doku widmet sich dem Schoa-Überlebenden Yehiel De-Nur und seiner Auseinandersetzung mit dem »Planeten Auschwitz«

von Dietmar Kanthak  12.03.2025

Nachruf

Peggy Parnass ist tot

Ihr Leben widmete sie dem Kampf gegen Ungerechtigkeit, Intoleranz und das Vergessen. Jetzt ist die Autorin und Holocaust-Überlebende Peggy Parnass in ihrer Wahlheimat Hamburg gestorben

von Carola Große-Wilde  12.03.2025

New York

Billy Joel verschiebt Tour wegen Operation und Physiotherapie

Fans müssen länger auf den nächsten Auftritt des »Piano Man« warten. »Die Gesundheit hat Vorrang«, sagt der 75-jährige Jude

 12.03.2025

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert

Schauspiel

Zweiflerin aus Zürich

Deleila Piasko war in David Haddas jüngster TV-Serie zu sehen. Ein Porträt

von Tilman Salomon  10.03.2025

Medizin

Der Seuchen-Pionier

Vor 100 Jahren starb August von Wassermann, einer der Begründer der modernen Immunologie

von Benjamin Kuntz  11.03.2025 Aktualisiert

Kulturkolumne

Hat Kunst je eine Katastrophe verhindert?

Nachgefragt bei Kubrick und Zweig

von Sophie Albers Ben Chamo  09.03.2025

Jüdisch-israelische Kulturtage

»Kleine Synagoge« zeigt Werke von Daniela Bromberg

Daniela Bromberg ist eine Erfurter Künstlerin, die sich in ihrem Werk mit der Thora, dem Chassidismus und ethischen Fragen auseinandersetzt

 09.03.2025

Restitution

Potsdam-Museum gibt zwölf in der NS-Zeit enteignete Bücher zurück

Günther Graf von der Schulenburg stieß auf die Bücher in der Lost Art-Datenbank des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste

 09.03.2025